Klimaschutz steht unter Druck: Was sagt die Wirtschaft?
V. li.: Ralf-Wolfgang Lothert (JTI), Karin Fuhrmann (TPA), Thomas Brudermann (Autor) und Barbara Freiler (Handler).
Der Blick auf die Welt stimmt wenig optimistisch. Nach fünf Jahren Stagnation, ohne Wachstum und mit gedämpfter Konsumlaune kommen nun ein neuer globaler Wettbewerb, Zölle, Inflation sowie steigende Löhne und Lohnstückkosten dazu. Themen wie ESG (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) und Klimaschutz rücken inmitten dieser Polykrisen weiter in den Hintergrund. Bill Gates meinte kürzlich sogar, dass er den Klimawandel nicht mehr als das größte Problem sieht. Wie soll man da Hoffnung und Optimismus bewahren?
Diese Frage stellte sich am vergangenen Dienstag beim zweiten Climate Leaders Circle des Jahres. Unternehmen und Experten diskutierten, wie man aus der Negativspirale herauskommt und hoffnungsvoll in die Zukunft schaut.
Eine wissenschaftliche Einordnung liefert Nachhaltigkeitsforscher Thomas Brudermann. „Wir wandern einen sehr schmalen Grat. Es braucht Hoffnung und Mut, aber auch eine gewisse Grundsorge, um motiviert zu bleiben“, erklärt er. Die Kunst sei, aus zehn Prozent Positivem genug Kraft zu schöpfen, „um mit den 90 Prozent Mist umgehen zu können.“
In ihrer Rede erzählt Vortragende und First Lady Doris Schmidauer, woraus sie persönlich Kraft zieht. „Wir sollten uns vor Augen führen, warum wir das alles tun. Uns die Sinnfrage stellen.“ Klimaschutz sei letztlich Menschenschutz, sagt sie. „Diese Klarheit gibt Orientierung und Kraft, gerade wenn es schwierig wird und man zurecht frustriert ist.“
„Feiern Sie ihre Erfolge. Erfreuen Sie sich daran, was sie erreicht haben. Das stärkt für die nächsten Schritte.“ Doris Schmidauer, First Lady
Was Firmen motiviert
Was der First Lady zusätzlich hilft, ist der Blick über den Tellerrand, der Austausch mit inspirierenden Menschen. Genau diesen gab es an jenem Abend in der Podiumsdiskussion mit JTI, TPA und Handler. Man ist sich einig, dass man mit herausfordernden Jahren zu kämpfen hatte – aber man ist auch entschlossen, das Beste daraus zu machen.
Ralf-Wolfgang Lothert, Mitglied der Geschäftsleitung von JTI Austria, formuliert es so: „Ich sehe die Krisen als Chance, einiges neu zu denken und anders zu machen.“ Auch die Omnibus-Regelung ändere daran nichts: „Nur weil man regulatorisch auf die Bremse tritt, haben sich die Ziele nicht geändert. Es geht weiter. ESG ist gekommen, um zu bleiben.“ TPA-Partnerin Karin Fuhrmann sieht das ähnlich.
- Heuer fand wieder die Climate-Hours-Initiative von KURIER und Glacier statt.
- Vier Partnerunternehmen waren dabei: TPA, Generali, Quorum / NetApp sowie DORDA.
- Ein Jahr lang wurden Mitarbeiter, Partner und Lieferanten auf das Thema ESG sensibilisiert, geschult und in Veranstaltungen aktuelle Themen besprochen.
- Glacier liefert die Inhalte, der KURIER begleitete als Medienpartner.
- Die Initiative wird 2026 weitergeführt. Infos folgen.
Sie beobachtet, dass trotz der Lockerungen nicht alle gleich den Stift fallen gelassen haben. „Die überwiegende Mehrheit unserer Kunden bleibt dran, weil sie den Mehrwert erkannt haben“, berichtet sie. Als besonders motivierend empfindet Fuhrmann dabei den Innovationsschub im Energiebereich: „Ich bin begeistert von den jungen Start-ups und welche großartigen Ideen da entstehen. Wenn wir mehr von diesen Pionieren hätten und von ihnen wüssten, glaube ich, dass die Stimmung insgesamt eine andere wäre.“
Der Fokus sollte generell verstärkt auf positive Nachrichten gelegt werden, meint Barbara Freiler, Geschäftsführerin der Bau- und Immobilienfirma Handler: „Im Alltag vergisst man die positiven Eindrücke. Dabei gibt es so viele geniale Menschen, und wir sind als Menschen auch sehr anpassungsfähig.“ So sieht sie in der Omnibus-Regelung einige Vorteile: „Dadurch ist das Thema nicht mehr so schwierig, groß und negativ. Es sind Ressourcen freigeworden und man kann nun die guten Dinge bearbeiten, die strategischen Ziele verfolgen. Ich freue mich auf die Zukunftsausrichtung.“
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