Auch darauf hat Gates eine Antwort – wobei die sich auch wieder schnell ändern kann, wie er anmerkt. In einem Podcast nennt er drei Berufsfelder, die von der Künstlichen Intelligenz verschont bleiben werden: Programmierer, Energieexperten und Biologen. Warum ausgerechnet diese Berufe der KI-Übernahme standhalten könnten und wie man zu diesen Jobs kommt, fragt der KURIER den Coachfident-Karriereexperten Thomas Gaar.
Programmierer als KI-Kontrolleure
Fragt man ChatGPT, ob es codieren kann, lautet die enthusiastische Antwort: „Oh yes, ich kann definitiv codieren!“ Mit Code-Wissen allein kann man in der künftigen Arbeitswelt also nicht unbedingt punkten. Das weiß auch Bill Gates, der allerdings ergänzt, dass die KI im Moment noch „weit von Perfektion entfernt ist“. Bedeutet: Experten müssen KI-generierte Inhalte weiterhin kontrollieren, mögliche Fehler beheben und die Fähigkeiten der neuen Intelligenz im besten Fall weiterentwickeln. Genau dafür braucht es die erfahrenen Programmierer.
Bewährte Bildungswege für angehende IT-Spezialisten sind laut Thomas Gaar Informatikstudien – etwa jene an der TU Wien oder an Fachhochschulen wie FH Technikum Wien. Wer noch nicht studienberechtigt ist, könne sich auch an HTLs mit IT-Schwerpunkt umsehen. Hat man es eilig und will möglichst schnell eine Ausbildung absolvieren, rät der Experte zu sogenannten „Coding-Bootcamps“: „Das ist eine kürzer dauernde Alternative. In drei bis zwölf Monaten werden dort berufsrelevante Fähigkeiten vermittelt.“ Ansonsten sei auch ein Selbststudium über diverse Online-Plattformen eine Möglichkeit: „Es setzt aber Disziplin und eine überzeugende Bewerbung voraus.“
Energieexperten als raffinierte Strategen
Die Energiebranche ist laut Bill Gates ziemlich „KI-sicher“. Sie sei zu komplex, um vollständig automatisiert zu werden. Öl, Kernenergie und erneuerbare Energien erforderten clevere Strategien, Erfahrung und Fachwissen. Etwas, das KI nicht bieten kann. Deshalb wird man auch künftig noch auf Ingenieure, Forscher und Techniker angewiesen sein.
Die Statistik Austria bestätigt jedenfalls eine hohe Nachfrage in diesem Sektor. Eine Erhebung aus dem Vorjahr zeigt, dass insbesondere in der Umweltwirtschaft, vor allem im Bereich erneuerbarer Energien, der Bedarf an Fachkräften steigt: mit über 10.000 neuen Jobs bis 2030.
„Besonders gesucht sind Ingenieure für Smart Grids beim Verbund sowie Techniker für Wind- und Solaranlagen“, sagt Thomas Gaar. „Ölunternehmen wie die OMV suchen nach Experten für Übergangstechnologien. Und auch Energieberater oder Forscher für Speichertechnologien sind stark gefragt, um die Energiewende voranzutreiben.“ Weniger Bedarf bestünde hingegen in der Kernenergie, da sie in Österreich kaum eine Rolle spielt.
Klassische Bildungswege für dieses Berufsfeld sind Studiengänge wie Energie- und Umwelttechnik oder Elektrotechnik. „Aber auch HTLs mit einem Energietechnik-Schwerpunkt bieten eine solide Basis“, sagt der Coachfident-Experte.
Wen es eher in eine praktischere Richtung zieht, für den könnte eine duale Ausbildung oder eine Lehre als Anlagenbauer interessant sein – übrigens ein Job, der aktuell sehr gefragt ist, so Gaar. „Für den Bereich der erneuerbaren Energien sind Weiterbildungen in Wasserstofftechnologien oder Photovoltaik, etwa über das AMS, eine gute Ergänzung.“
Biologen als kreative Problemlöser
Das weiteres Berufsfeld, das laut Bill Gates die KI-Welle überstehen könnte, ist die Biologie. Der Grund, warum Menschen auch künftig noch in diesem Bereich gebraucht werden, ist etwas überraschend: Menschen sind kreativ. KI kann zwar als Werkzeug in der Medizin eingesetzt werden, verfügt jedoch nicht über das nötige „Über-den-Tellerrand-hinaus“-Denken. Ein klares Muss für wissenschaftliche Entdeckungen und Innovation, meint Gates.
Was nicht unbedingt bedeutet, dass man sich einen Job in der Medizin suchen sollte. Auch ein Medizinstudium ist für den Einstieg in die Biologie-Branche nicht zwingend, so Thomas Gaar. „Alternativen sind Studiengänge wie Biotechnologie oder Molekularbiologie an der Universität Wien oder der BOKU Wien“, sagt er.
Seiner Einschätzung nach sind biomedizinische Analytiker, Medical Liaison Manager, Projektmanager, Bioinformatiker für KI-gestützte Datenanalysen sowie Umweltbiologen, etwa für Biodiversitätsprojekte, stark gefragt.
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