Europas beste Konditorin: "Ein Handmodel wird man nicht mehr"

Anna Saurer ist Europas beste Konditorin. Seit knapp einem Jahr arbeitet sie im weltbekannten Cafe Central. Im Interview erzählt sie von ihrer Liebe zum Job und warum ihre Hände gezeichnet sind
Anna Saurer ist Europas beste Konditorin und arbeitet im berühmten Cafe Central. Wie es zu ihrer Berufswahl kam und was eine gute Konditorin wirklich ausmacht.

Halb sechs Uhr morgens im Cafe Central: Ein ganz normaler Tag für Anna Saurer. Zwischen Marillenknödeln und Sisi Punschkrapfen sucht die junge Konditorin ihren Platz und macht sich an die Arbeit. Für ihre köstlichen Leistungen wurde sie heuer bei den EuroSkills mit einer Goldmedaille geehrt. Und ist somit Europas beste Konditorin.

KURIER: Sie sind Europameisterin, waren jetzt wieder bei den Staatsmeisterschaften – diesmal aber als Jurorin. Wie ist es, die Seiten zu wechseln?

Anna Saurer: Es war sehr entspannt. Ich bin auf der anderen Seite gestanden und war froh, dass ich nicht mit den Teilnehmern tauschen muss. Man kann sich etwas von den Bewerbern abschauen. Handgriffe und Techniken, die man davor noch nicht kannte. Und man lernt, worauf es wirklich ankommt.

Worauf denn?

Es kann vieles schief gehen. Wenn man weiß, was man machen kann, um das Dessert zu retten, und dabei nichts wegwerfen muss, ist man ein guter Konditor.

Ist man mit allen Desserts, die man kreiert, zufrieden?

Nein, nicht immer. Schlussendlich muss man auf den Kundenwunsch eingehen, auch wenn man selbst nicht begeistert ist. Da muss man darüberstehen.

Was gehört zur Arbeit dazu?

Verbrennungen. Gerade am Anfang nimmt man einige mit. Handmodel wird man als Konditor keines mehr, sag ich immer.

In der Wiener Innenstadt zu arbeiten, vor allem jetzt im Winter, klingt traumhaft: Ist es das auch?

Oft ist die Vorstellung verblümt. Man denkt meist nur an das Dekorieren der Törtchen. Aber es gehört viel körperliche Anstrengung dazu. Man produziert in großen Mengen und das unter Zeitdruck. Der künstlerische Aspekt der Arbeit kommt stärker in den Wettbewerben hervor.

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Europas beste Konditorin: "Ein Handmodel  wird man nicht mehr"

Anna Saurer

Warum haben Sie sich für eine Lehre entschieden?

Ursprünglich war Landwirtschaft und Ernährung mein Ziel. Ich habe schon früh gesagt, dass ich nicht studieren, sondern gleich arbeiten will. Für mich war das Handwerk wichtig. Ich wollte produzieren. Den ganzen Tag sitzen ist nichts für mich. Als Konditorin habe ich am Ende des Tages ein sichtbares Ergebnis, an dem auch andere Menschen eine Freude haben.

Der perfekte Job für Sie?

Ich liebe meinen Job und mache die Arbeit gerne. Investiere dafür sogar meine Freizeit. Aber ich verstehe auch junge Menschen, die es nicht machen wollen. Es ist ein schwieriges Thema, weil nicht jeder weiß, was ihn erfüllt. Die Perspektiven haben sich auch geändert. Früher hat man gearbeitet, um zum Beispiel auf ein Haus zu sparen. Heute ist das für viele nicht mehr erreichbar.

Nächstes Jahr sind Sie als Trainerin in Lyon bei den WorldSkills dabei: Gibt es noch weitere Zukunftspläne?

Noch habe ich keine. Aber früher oder später möchte jeder einmal andere Betriebe sehen und andere Arbeitsweisen kennenlernen. Ich bin sehr perfektionistisch und will mich weiterentwickeln und besser werden.

Was ist Ihre Top-Dessert-Empfehlung?

Schokoladenkuchen. Oder Brownies. Sonst ist es auch immer schön, einfach Neues auszuprobieren.

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