Heimische Finanzvorstände treten auf die Bremse
Wie es den heimischen Finanzvorständen geht, erhebt das Beratungsunternehmen Deloitte halbjährlich in seinem CFO-Survey. In der aktuellen Ausgabe zu den 50 Top-Chief-Financial-Officers (CFO) des Landes zeichnet sich angesichts der angespannten Wirtschaftslage kein positives Bild: „Die heimischen Finanzvorstände blicken überwiegend pessimistisch in die Zukunft. 53 Prozent gehen von einer Verschlechterung des Investitionsklimas aus“, erklärt Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich.
30 Prozent der befragten CFOs sehen die finanziellen Erfolgsaussichten ihres Unternehmens aktuell schlechter als noch vor einigen Monaten. Die Folgen: eine Reduktion der Kosten. 58 Prozent bewerten dieses Thema strategisch als sehr wichtig, weitere 33 Prozent als eher wichtig. „Damit wird laut der Hälfte der CFOs auch der Investitionsaufwand zurückgehen. Das sind keine guten Nachrichten für den Wirtschaftsstandort.“ Aber wie wirkt sich das aus – und wie lange können Unternehmen ohne Investitionen und Entwicklung überleben?
Eine weitere Strategie wäre es, selbst in Krisenzeiten in die Zukunft zu investieren. Das bestätigt Werner Hölzl: „Unternehmen können Investitionen zurückfahren und trotzdem antizyklisch operieren, indem sie jene Projekte priorisieren, die künftig Wettbewerbsvorteile bringen können.“ Speckbacher erklärt, wie das funktionieren kann: „Schlaue Kaufleute kaufen in schlechten Zeiten, wenn die Nachfrage gering und die Preise billig sind. Und sie verkaufen, wenn die Nachfrage und die Preise hoch sind.“
Das Problem dabei ist die Finanzierung. In schlechten Zeiten hat man weniger Umsatz und kann Investitionen nicht mehr so leicht aus eigener Kraft finanzieren. Antizyklisch handeln muss man sich also leisten können – und das können wiederum nur gesunde Unternehmen mit ausreichend Finanzreserven: „Daher werden in Krisen die finanziell Starken fast immer noch stärker und die Schwachen noch schwächer.“
Zurückschrauben: Ja, nein?
Laut WIFO-Ökonom Werner Hölzl wollen Firmen ihre Effizienz immer erhöhen. Krisen würden den Anreiz, Kosten zu senken, verstärken: „Wenn man von einer schwierigen Zukunft ausgeht, werden alle nicht absolut notwendigen Ausgaben zurückgefahren.“ So will man eine finanzielle Schieflage verhindern. Aber: „Man kann ja nicht zehn Jahre stillstehen. Irgendwann kommt der Rückstand und die Wettbewerbsfähigkeit geht verloren.“ Gefährlich wird es vor allem, wenn Investitionen in neue Technologien gekürzt werden – und die sollte man nicht zu lange aufschieben, da die Konkurrenz bekanntlich nicht schläft, so der Experte.
Reduktion wird daher oft nur als kurzfristige Maßnahme gesehen, wie WU-Wien-Professor Gerhard Speckbacher erklärt. Sie brauche aber unbedingt eine Strategie: Wo kann man sparen, ohne dass Produkte und Services leiden? Und wo kann man sparen, ohne dass gerade die strategisch wichtigsten Mitarbeitenden gehen? „Oft wird ohne Strategie überall gleichmäßig gekürzt. Das ist nur dann gefahrlos, wenn man auch gleichmäßig überall zu viel Speck angesetzt hat. Was nur selten der Fall ist“, so Speckbacher.
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