Vorsicht beim Online-Shopping: "Lokale" Shops täuschen mit China-Ware

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Europäische Homepage, europäisches Produkt, europäische Adresse: Warum trotzdem China dahintersteckt.

Schicke Herren-Windjacken aus der Vorarlberger Manufaktur, Bewegungslichter aus Skandinavien, Gesichtskosmetik aus Italien, das Montessori-Spielzeug aus Deutschland: diese Produkte suggerieren auf ihrer Homepage eine lokale oder europäische Herkunft. Der Familienbetrieb schickt Ware aus dem Ländle, die Kosmetik kommt direkt aus einem Shop beim Mailänder Dom. Alle Beschreibungen auf der Online-Seite wirken „lokal“ europäisch, die Adressen passen dazu, das Deutsch oder Englisch ist perfekt, das Impressum ist unverdächtig, der Bezahlvorgang inklusive aller Benachrichtigungen über Bestellung und Zustellung läuft einwandfrei.

Erst später, im Zuge der Zustellung fällt auf: Da kommt ein Paket via China-Logistik, über „17-Track“ oder „Yanwen“. Es kommt aber nie beim Besteller an. Bei Urgenz meldet sich innerhalb weniger Minuten allerfreundlichst und sehr verständnisvoll „Joy“ oder „Chyna“. In anderen Fällen kommt es nach Monaten sogar zu einer Zustellung, aber es handelt sich um billige Chinaware, lieblos in Blisterfolie verpackt und mit Klebeband umwickelt.

Rückverfolgen lassen sich die China-Pakete nicht. Rücksenden schon gar nicht – auf dem Paket steht: No Return.

Dropshipping: Das Problem ist dem VKI bekannt

„Es ist ein Phänomen, das bei uns immer öfter aufschlägt“, sagt Johanna Pichler, Juristin beim Europäischen Verbraucherzentrum Österreich, das im Verein für Konsumenteninformation (VKI) angesiedelt ist. Mittlerweile gehen täglich Anfragen und Beschwerden zum „Dropshipping“ ein. Und es nimmt auch stetig zu. Aber was steckt hinter diesem Dropshipping?

Es handelt sich dabei um ein sogenanntes Streckengeschäft: um Onlineshops ohne eigenes Warenlager. Die Produkte haben sie also nicht vorrätig und den Versand wickeln Drittanbieter ab. Kommt es zu Problemen, kümmert sich der Shop meist nicht um Reklamationen, Rücksendungen oder andere Nachfragen, fasst Pichler zusammen (mehr Informationen im Kasten unten). Obwohl: „Der Onlineshop ist Vertragspartner. Das heißt, man gibt beim ihm eine Bestellung auf und die wird danach an einen Großhändler – meist in China ansässig – weitergegeben. Von dort wird die Ware dann direkt an die Konsumenten gesendet.“

Generell ist das ein legales Konstrukt, sagt Pichler. Problematisch wird es, wenn dieser Hintergrund nicht offengelegt wird und Shops den Eindruck erwecken, man kaufe in Europa ein. „Die Beschwerde ist, dass genau dieses dahinterliegende Konstrukt verschleiert wird. Die Shops geben sich als europäisch, regional und auch als ökologisch aus.“ Damit würden sie Informationspflichten verletzen und unlautere, irreführende Geschäftspraktiken verfolgen. „Diese Shops halten sich nicht an österreichische bzw. europäische rechtliche Anforderungen. Was sie machen, ist also verboten“, betont Pichler und erklärt es weiter: Unternehmen müssen etwa vor Vertragsabschluss über die wesentlichen Eigenschaften der Ware klar und transparent informieren. Auch über alle Kosten und das Unternehmen selbst muss es eine detaillierte Information geben. Denn: „Über die Identität des Unternehmens darf nicht getäuscht werden.“ 

Aber genau das passiert auf diesen Webseiten: „Beispielsweise hört man von älteren Unternehmerinnen, die Taschen von Hand nähen würden – inklusive Fotos auf der Webseite.“ In Wirklichkeit sind die Bilder aber KI-generiert und die Tasche einfach massenproduziert. Und oft ist die angebotene Ware nicht unbedingt billig – weil man über den Preis ja auch „Qualität made in Europe“ suggeriert. Statt lokaler Qualitätsware werden Konsumenten aber „mit langen Lieferzeiten, Zusatzkosten und schlechter Qualität überrascht“, erklärt Pichler.

Konsequenzen erfahren solche Online-Shops leider nur selten: „Der rechtliche Rahmen ist da, aber es gibt oft Probleme bei der Durchsetzung, weil man solche Firmen – besonders, wenn sie außerhalb Europas sitzen – nur schwer fassen kann.“ Kurz: Es ist Vorsicht geboten.

Was tun, wenn man bei einem Dropshop bestellt hat?

Wie man solche Anbieter im Vorhinein erkennt? Leicht ist es nicht, oft sehen sie besonders professionell und vertrauenswürdig aus. Deswegen sollte man am besten jede Seite, auf der man etwas bestellen will, kritisch hinterfragen – vor allem, wenn man über eine soziale Plattform wie Facebook oder Instagram auf sie gestoßen ist, sagt Johanna Pichler. Einige Warnsignale, für die man mit der Zeit „ein Auge entwickelt“, sind verlockende Rabattangebote, die sofort ganz oben eingeblendet werden. 

Auch eine emotionalisierte, fehlerhafte oder seltsame Sprache und der Einsatz von KI-Bildern sind Hinweise. Ihr Tipp: Bewertungen auf anderen Plattformen prüfen und www.watchlist.internet konsultieren. "Konsumenten sollten auch auf ein Rücksendelabel bestehen, und wenn das Unternehmen zu keiner Lösung bereit ist oder sich gar nicht meldet, eine Umsatzreklamation (Stichwort: Zahlungsmethode) einleiten", so Pichler.

Ist die Ware bereits bestellt, rät Pichler von einer Rücksendung ab. Die geht meist auf eigene Kosten und kann, wenn die Versandadresse in China ist, teuer werden.

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