Kari Kapsch: "Dort und da über lokale Wünsche hinwegschauen"

Kari Kapsch: "Dort und da über lokale Wünsche hinwegschauen"
Nach der Angstmache müssen die Menschen wieder motiviert werden, ihre Häuser zu verlassen. Zudem müsse rasch Hilfe in mittlere und kleine Projekte fließen.

KURIER: Wie beurteilen Sie die Arbeit der Regierung während der Corona-Krise?

Kari Kapsch: Allgemein betrachtet als sehr gut, da gibt es nichts zu kritisieren. Ich hätte nur eine Anmerkung zu den geplanten Konjunkturpaketen zu machen. Immer, wenn es um Projekte geht, muss man eine Vorlaufzeit einrechnen. Eine Milliarde Euro in die Hand zu nehmen und am nächsten Tag in die Wirtschaft bringen zu wollen, funktioniert nicht. Wer von Konjunkturbelebung spricht, muss schauen, ob es bereits Projekte gibt, die schon auf der Rampe stehen. Investitionen in Infrastruktur brauchen ein Jahr und länger. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung dauert bis zu fünf Jahre oder länger. Man sollte die Vergabeprozesse beschleunigen. Da muss man dort und da auch über lokale Wünsche (der Gegner, Anm.) hinwegschauen.

Worauf soll man sich konzentrieren?

Man soll nicht nur Mammutprojekte wie den Semmeringbasistunnel oder den Hauptbahnhof machen, sondern sich auch auf kleine Projekte konzentrieren. Die gehen schneller, wie etwa jahrzehntelang vernachlässigte Neben- und Lokalbahnen. Die muss man attraktiver gestalten, vor allem für den Güterverkehr. Viele Betriebsanschlüsse wurden zum Beispiel aufgegeben. Da muss man investieren.

Was kann die Bahnindustrie für den Aufschwung machen?

Die österreichische Bahnindustrie ist ein Vollanbieter. Wir können alles machen, von Fernverkehr, Gleis- und Signaltechnik bis zu regionalen Strecken und Hochleistungsstrecken. Außer Güterwaggons, deren Produktion ist in der Slowakei gebündelt worden, aber da reden wir jetzt nicht von einer großen Sache. Wir haben eine hervorragende Position am Weltmarkt. Die durch chinesische Konkurrenz in Gefahr ist.

Wie wird dieses Match nach der Krise weitergehen?

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