Trump gegen Powell: Der letzte große Auftritt des Notenbank-Chefs

Alle Jahre wieder kommt Ende August das Who-Is-Who der internationalen Finanzwelt zusammen – und zwar im beschaulichen Jackson Hole im Bundesstaat Wyoming. Bis morgen, Samstag, tauschen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer – darunter Spitzenrepräsentanten der Notenbanken – über die aktuelle Wirtschaftslage und die daraus resultierende Geldpolitik aus. Das diesjährige Treffen steht ganz im Zeichen des Abschieds. Jerome Powell, der noch bis Mai nächsten Jahres amtierende Chef der US-Notenbank Fed, wird wohl keine weitere Amtszeit erfahren.
Der 72-Jährige steht seit Monaten unter Druck von US-Präsident Donald Trump. Dieser fordert ihn unentwegt dazu auf, die Leitzinsen zu senken, um die Wirtschaft des Landes anzukurbeln. Doch Powell hielt bis jetzt die Füße still, was Trump umso mehr erboste und in wüsten Beschimpfungen und Absetzungsdrohungen endete. Doch deren Verwirklichung ist juristisch alles andere als einfach, sodass Trump in diesem Punkt einlenken musste. Zinssenkungen fordert er jedoch weiterhin. Unterstützung im Abwehrkampf gegen Trump wird Powell auf dem Treffen sicher sein.
US-Konjunktur
Das letzte Mal drehte Powell im Dezember 2024 am Zinsrad. Denn die US-Konjunkturdaten geben weitere Schritte bis dato nicht her. Die Wirtschaft des Landes wuchs im zweiten Quartal mit drei Prozent auf das Jahr hochgerechnet weiterhin robust. Allerdings dürfte es seit dem Sommer bergab gehen, die Prognosen für das Gesamtjahr rechnen mit nur 1,4 bis 1,8 Prozent.
Doch Powell und seine Fed-Kollegen müssen sich bei ihrer Entscheidung zum einen an der Inflationsrate des Landes orientieren. Zielwert sind 2,0 Prozent. Zuletzt waren es im Juli allerdings 2,7 Prozent, so viel wie im Juni. Und die Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) stieg sogar auf 3,1 Prozent.
Zum anderen muss die Fed die Arbeitslosenrate im Blick haben. Diese liegt seit Monaten stabil zwischen ziemlich niedrigen 4,0 und 4,2 Prozent. Allerdings hat die Wirtschaft zuletzt deutlich weniger Jobs geschaffen und die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stieg stärker als erwartet.
Dennoch spricht auch dieser Punkt nicht zwingend für eine baldige Zinssenkung. Das bestätigte indirekt auch der Präsident der regionalen US-Notenbank von Kansas City, Jeffrey Schmid. Er sieht die Fed nicht unter Zugzwang, sagte Schmid am Donnerstag dem Sender CNBC. „Wir befinden uns in einer sehr guten Ausgangslage und brauchen eine wirklich eindeutige Datenlage, um die Geldpolitik zum jetzigen Zeitpunkt zu ändern.“ Er ist einer von 12 Stimmberechtigten im entscheidenden Gremium. In diesem sind überhaupt nur drei Mitglieder, die auf Trumps Linie sind.
Es stellt sich daher die Frage, warum rund 80 Prozent der Ökonomen von einer Senkung bereits im September (und einer weiteren im Dezember) überzeugt sind.
Knappe Entscheidung
„Was ist derzeit ein größeres Problem für die US-Wirtschaft – die hartnäckige Inflation oder die schwachen Zuwächse bei der Beschäftigung?“, sagt Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien, Steiermärkische Sparkasse. „Das könnte den endgültigen Schritt der Fed bei ihrer Sitzung im September zu einer knappen Entscheidung machen. Bis dahin wird es einen weiteren Arbeitsmarkt- und einen weiteren Inflationsbericht geben und beide werden wahrscheinlich die Entscheidung, ob eine Zinssenkung vorgenommen wird oder nicht, stark beeinflussen.“
Ein Knackpunkt bleibt die US-Zollpolitik. „Wachsen die Befürchtungen, dass die Teuerungsrate hoch bleibt oder sich verschlimmert, wenn sich die neuen Zölle auf die globalen Lieferketten auswirken, wird die Fed eher dazu neigen, die Kreditkosten hochzuhalten.“
Elliot Hentov, Head of Macro Policy Research bei State Street Investment, geht davon aus, dass „die Fed sich hinsichtlich der Sitzung im September und dem weiteren Jahresverlauf alle Optionen offenhalten wird. Die Fed wird bald die Zinsen senken, aber nicht unbedingt im September.“
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