Dow Jones auf Rekordniveau: Powell deutet mögliche Zinssenkung im September an

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Der Fed-Chef weist auf wachsende Risiken für den Arbeitsmarkt und auf die Gefahr einer hartnäckigen Inflation hin. Der Dow Jones sprang wenig später auf ein Rekordhoch.

US-Notenbankchef Jerome Powell hat die Tür für eine mögliche Zinssenkung im September ein Stück weit geöffnet. In seiner Rede am Freitag auf der jährlichen US-Notenbankkonferenz in Jackson Hole wies er auf wachsende Risiken für den Arbeitsmarkt sowie auf die Gefahr einer hartnäckigeren Inflation hin. Das Gleichgewicht am Arbeitsmarkt resultiere aus einer deutlichen Verlangsamung sowohl des Angebots an als auch der Nachfrage nach Arbeitskräften.

Der Fed-Vorsitzende verwies auf den schwachen Arbeitsmarktbericht für den Monat Juli. Laut diesem war auch die Beschäftigungsentwicklung in den beiden Vormonat deutlich schwächer als zunächst ermittelt. Die Situation deute darauf hin, dass die Gefahren für die Beschäftigung zunehmen. "Sollten sich diese Risiken verwirklichen, kann dies schnell geschehen," sagte er. In so einem Fall müsse die Fed mit einer Zinssenkung gegensteuern. Powell warnte aber auch vor den Inflationsrisiken, die von Zöllen ausgingen. Er sagte auch, die Auswirkungen der Zölle auf die Verbraucherpreise seien "jetzt deutlich sichtbar", aber es sei vernünftig, davon auszugehen, dass die Auswirkungen relativ kurzlebig sein werden. "Es ist jedoch auch möglich, dass der Aufwärtsdruck auf die Preise durch Zölle eine dauerhaftere Inflationsdynamik auslösen kann", sagte er. "Das ist ein Risiko, das bewertet und mit dem umgegangen werden muss." Die Notenbank müsse beide Seiten ihres Mandates im Blick haben. Der US-Dollar geriet nach den Aussagen unter Druck. Die Renditen von US-Staatsanleihen gaben nach. Die Aktienmärkte legten hingegen zu.

Auswirkungen der Zölle

Sehr zum Ärger von US-Präsident Donald Trump hatte die Federal Reserve den Leitzins Ende Juli in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen. Powell zufolge wollte die Fed erst mehr Klarheit darüber gewinnen, wie sich die Zollerhöhungen auf die Inflation und den Arbeitsmarkt auswirken. Allerdings hatten auf der Sitzung zwei Währungshüter gegen die Mehrheit im Offenmarktausschuss für eine Senkung gestimmt. Das ist ungewöhnlich für die Federal Reserve, bei der es zuletzt Ende 1993 zwei Abweichler gegeben hatte.

Trump hat seitdem den Druck auf die unabhängige Notenbank und ihren Chef noch mal erhöht. Der Republikaner fordert von Powell schon seit längerem tiefere Zinsen. Die nächste Zinssitzung der Fed findet am 16. und 17. September statt.

US-Börsen beflügelt

Wenige Stunden später war klar: Powell hat mit seiner Rede in Jackson Hole die US-Börsen beflügelt. Marktexperten und Anleger sehen die Tür für eine Senkung der Leitzinsen im September offen. Der Dow Jones sprang auf ein Rekordhoch. Rund zwei Stunden vor dem Börsenschluss legte der bekannteste Wall-Street-Index noch etwas weiter zu und gewann 2,0 Prozent auf 45.700 Punkte.

Der S&P-500 stieg um 1,6 Prozent auf 6.475 Punkte und ist damit nur noch etwas mehr als 6 Punkte von seinem jüngsten Rekordhoch entfernt. Für den zuletzt etwas gebeutelten Tech-Index Nasdaq-100 ging es um 1,7 Prozent auf 23.535 Zähler nach oben. Seine Bestmarke vom 13. August ist auch nicht mehr allzu fern. Der breiter gefasste Nasdaq Composite stieg um 2,04 Prozent auf 21.531,29 Prozent.

Die Rede von Powell während der Notenbankenkonferenz sei stärker als von ihm erwartet in Richtung einer geldpolitischen Lockerung im September gegangen, kommentierte US-Chefökonom Matthew Luzzetti von der Deutschen Bank. Powell sagte unter anderem: "Die Stabilität der Arbeitslosenquote und anderer Arbeitsmarktindikatoren ermöglicht es uns, vorsichtig vorzugehen, während wir eine Änderung unserer Geldpolitik in Erwägung ziehen." Veränderte Risiken könnten eine Anpassung der Geldpolitik erfordern, die derzeit restriktiv, also dämpfend auf die Konjunktur, wirke.

Die Märkte haben die Wahrscheinlichkeit für eine erste Leitzinssenkung auf der kommenden Sitzung der Fed sowie eine weitere vor dem Jahresende bereits mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eingepreist. Gerechnet wird mit zwei kleinen Schritte von jeweils 0,25 Prozentpunkten. Allerdings hatten sich diese Erwartungen zuletzt nach einigen Konjunkturdaten wieder etwas abgekühlt.

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