Seit etwas mehr als einem Jahr ist ChatGPT öffentlich zugänglich. Nach anfänglicher Euphorie über den Chatbot, der selbstständig Inhalte verfassen und Fragen beantworten kann, werden die Fähigkeiten der Künstlichen Intelligenz zunehmend nüchterner beurteilt.
"Es wird zu Veränderungen bei Berufen und Branchen kommen, dass das aber so rasant passieren wird, wie man uns versucht einzureden, sehe ich nicht", sagt Martin Heimhilcher, Obmann der Sparte Information und Consulting in der Wirtschaftskammer Wien.
Die Interessensvertretung hat 1.600 Wiener Betriebe, vom Ein-Personen-Unternehmen bis zu Firmen über 500 Mitarbeiter quer durch alle Branchen befragt, ob und wie sie Künstliche Intelligenz verwenden.
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Texte übersetzen und Standardverträge
38 Prozent bringen die Technologie bereits im Geschäftsalltag zum Einsatz. Sie erfassen und übersetzen damit Texte (70 Prozent) oder nutzen Programme wie ChatGPT dazu, um Standardverträge zu erstellen oder Recherchen im Rechtsbereich durchzuführen (59 Prozent). Auch im Marketing- und Logistikbereich kommt Künstliche Intelligenz bereits zum Einsatz.
Vorteile sehen die Wiener Firmen vor allem in Zeitersparnis und Schnelligkeit (20 Prozent), aber auch in der Arbeitserleichterung und der Automatisierung (15 Prozent).
Als Nachteil nennen 23 Prozent der Befragten, dass KI zum Arbeitsplatzverlust führen kann. Dass durch die Technologie Mitarbeiter eingespart werden, glaubt Heimhilcher nicht. KI sei derzeit ein Tool, das Arbeit erleichtern und effektiver machen könne: "Das Ersetzen von Mitarbeitern sehe ich nicht."
Tausende IT-Spezialisten fehlen
Kann die Technologie beim Fachkräftemangel helfen? "Uns fehlen Tausende Spezialisten im IT-Bereich. Damit sich das entspannt, müsste es schon eine explosionartige technische Entwicklung geben", sagt Heimhilcher. Derzeit helfe die Technologie bestenfalls dabei, das Problem abzumildern.
KI ziehe in den Alltag der Unternehmen ein und biete ihnen auch Chancen, sagt der Spartenobman: "Wie groß die Transformation wirklich ist, wird man erst in ein paar Jahren beurteilen können."
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