Weil er mit 94 in Pension geht: Buffett muss herbe Verluste verdauen

FILE PHOTO: Berkshire Hathaway CEO Warren Buffett talks to reporters prior to the Berkshire annual meeting in Omaha
Sein Investmentkonzern verlor seit Bekanntgabe seines Rückzugs im Vergleich zum Gesamtmarkt deutlich an Wert. Das liegt aber nicht nur an den persönlichen Umständen.

Vor drei Monaten hat eine Ankündigung an der New Yorker Wall Street für große Aufmerksamkeit gesorgt: Der 94-jährige Starinvestor Warren Buffett zieht sich von der Spitze seines Konzerns Berkshire Hathaway zurück. Das Orakel von Omaha, wie er auch wegen seiner treffsicheren Prognosen und seines guten Händchens für gewinnbringende Investitionen genannt wird, gab bekannt, bis Jahresende das Zepter an Vizepräsident Greg Abel zu übergeben.

Unter Buffett hat Berkshire eine jährliche Rendite erzielt, die etwa doppelt so hoch ist wie die des S&P 500-Index. Doch das war einmal. Seit Bekanntgabe des Führungswechsels gab die Berkshire-Aktie von einem Rekordhoch ausgehend 14 Prozent nach. Im selben Zeitraum legte der S&P 11 Prozent zu. Wobei in den ersten Monaten des Jahres die Entwicklung umgekehrt war.

Der Rückstand gegengehört laut Financial Times zu den größten, die Berkshire je innerhalb eines Dreimonatszeitraums seit 1990 verzeichnet hat. Eine größere Underperformance gab es nur zu Beginn der Pandemie, als Investoren massiv Aktien abstießen – insbesondere in Branchen wie Versicherungen und Finanzdienstleistungen, die zu Berkshires Kernbereichen zählen.

Weniger Gewinn

Es ist aber nicht nur der Führungswechsel, der auf der Investmentgesellschaft lastet und Anleger zumindest zum Abwarten, wenn nicht sogar zum Verkauf der Aktie drängt. Es gibt auch handfeste Gründe. Berkshire Hathaway hält nicht nur zahlreiche Beteiligungen in Form von Aktien an großen, namhaften Konzernen. Sondern besitzt auch selbst Unternehmen aus Branchen wie Medien, Baustoffe, Versicherungen bis hin zu Versorgern oder Konsumgütern. Dieser Teil des Konglomerats entwickelt sich relativ okay. So sank im abgelaufenen zweiten Quartal der operative Gewinn der eigenen Firmen um vier Prozent auf 11,16 Milliarden Dollar. Dies lag laut Berkshire vor allem an rückläufigen Prämien im Versicherungsgeschäft.

Bei den Beteiligungen sieht es teilweise anders aus. Die größten Positionen im Portfolio sind Apple, American Express, Bank of America, Coca-Cola und Chevron. Diese haben Einfluss auf den Nettogewinn, da sich in der Bilanz der Wert der Aktien entsprechend der aktuellen Kurse widerspiegelt.

Sorgenkind Ketchup

Größtes Sorgenkind ist hierbei aktuell Kraft Heinz. Der Bewertungsabschlag auf den gut 27-prozentigen Anteil an dem Ketchup- und Soßenhersteller schlägt nach Steuern mit 3,76 Mrd. Dollar zu Buche. Unter anderem wegen dieser Abschreibung brach der Nettogewinn des Firmenkonglomerats um 59 Prozent auf 12,37 Mrd. Dollar ein.

Der Aktienkurs von Kraft Heinz war bereits in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen. Buffett hatte 2015 die Fusion der Konkurrenten Kraft Foods und Heinz vorangetrieben und bereits 2019 gesagt, dabei zu viel bezahlt zu haben. Damals hatte Berkshire drei Mrd. Dollar auf das Aktienpaket abgeschrieben. Zuletzt machten Kraft Heinz der Trend zu gesünderer Ernährung, gestützt durch den Erfolg von Abnehmspritzen sowie die US-Zollpolitik zu schaffen. Im Mai kündigte Kraft Heinz an, strategische Optionen einschließlich einer Konzernaufspaltung zu prüfen. Berkshire betont, man betrachte die Beteiligung als langfristiges Investment. Die Lücke zwischen Buch- und Marktwert sei jedoch wegen der wirtschaftlichen Unsicherheiten nicht mehr nur vorübergehend, was die Abschreibung nötig gemacht habe.

Abseits davon fand Buffett im zweiten Quartal keine nennenswerten Investmentgelegenheiten. Berkshires Barreserven lagen daher zum Quartalsende mit 344,1 Mrd. Dollar nur knapp unter dem Rekordhoch von 347,7 Mrd. Dollar. Das Unternehmen verkaufte im elften Quartal in Folge mehr Aktien als es kaufte.

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