Viele schauen auf den Preis, wir sehen das an der Entwicklung der Umsätze unserer Preiseinstiegsmarke S-Budget. Sie sind in den ersten zehn Monaten 2022 gegenüber dem Vergleichzeitraum 2021 um rund 20 Prozent gestiegen. Gleichzeitig wachsen die Bioumsätze und jene des veganen Sortiments auch knapp zweistellig – manche leisten sich das jetzt erst recht. Was wegfällt ist die Mitte.
Hinter den Kulissen streiten Handelsketten und Produzenten von Lebensmitteln heftig über die Preise. Haben Sie sich schon mit Haribo geeinigt?
Wir sind in laufenden Verhandlungen. Generell kennen wir die Preissituation sehr gut, schon allein weil wir in unseren eigenen Betrieben Tee, Kaffee, Fleisch und Backwaren produzieren. Aber auch weil wir einen Eigenmarkenanteil von mehr als 40 Prozent haben und damit Einblick in Kalkulationen. Fix ist jedenfalls, dass der Lebensmitteleinzelhandel inflationshemmend ist und wir derzeit auf Spannen verzichten.
Im Interspar im 1. Bezirk kann man sich den Einkauf ab 50 Euro gratis heimbringen lassen. Ist das ein Geschäft? Wird dieses Service auf andere Standorte ausgerollt?
Dieses Angebot würde an Standorten, zu denen die Kunden primär mit dem Auto kommen, wenig Sinn machen. Im Fall von dem Markt im 1. Bezirk geht es nicht darum, ob wir mit der Zustellung Geld verdienen. Wichtig ist, dass die Leute ins Geschäft kommen und zu Stammkunden werden. Bis der Einkauf bei einem neuen Markt zur Gewohnheit wird, dauert es in der Regel zwei bis vier Jahre.
Wie schätzen Sie die Bedeutung des Online-Shoppings im Lebensmittelhandel ein?
Österreich ist nach Norwegen das Land mit der zweithöchsten Dichte an Lebensmittelgeschäften (Anmerkung: gemessen an der Einwohnerzahl). Wir sehen unsere Online-Shops und Services als Ergänzung zu unserem Angebot in unseren Märkten. Ganz allgemein tut sich der Online-Handel aber schwer in Österreich. Selbst in England kommen die Lebensmittelhändler nicht über eine Quote von etwa sechs Prozent.
Eine Zustellung per Boten bietet Interspar derzeit ausschließlich in Wien und Salzburg an. Warum?
Aus Kapazitätsgründen bei der Zustellung, die berühmte letzte Meile ist ja bekanntlich die schwierigste. Man kann ja derzeit beobachten, wie Investoren bei Quick-Commerce-Firmen aussteigen, weil sie sehen, dass sich das Geschäftsmodell als reiner Online-Anbieter nicht rechnet.
Das Fahrradbotengeschäft im Speziellen?
Der Rucksack der Fahrradboten darf nicht mehr als zehn Kilo wiegen. Mit kleinen Warenkörben kann man aber nicht rentabel zustellen. Und unter einem Warenkorb von 100 Euro zahlt sich die Zustellung mit dem Auto nicht aus.
Am besten wäre es also, die Kunden kommen ihre Ware selbst abholen. In Fürstenfeld testen Sie gerade einen Drive-in. Wie kann man sich das vorstellen?
Man bestellt online, fährt zur Filiale, fährt zum Drive-in, klingelt, bekommt die Ware ausgeliefert. Wir haben bei unseren Kollegen in Slowenien und Ungarn gesehen, dass dieses Angebot gut angenommen wird, deswegen testen wir es jetzt am ersten Standort. Ein weiterer Versuch, das Problem mit der letzten Meile zu lösen.
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