Innovation: Europas Unternehmen rutschen ab

Innovation: Europas Unternehmen rutschen ab
BCG-Studie: Nur Siemens schafft es unter die Top-20 in einem globalen Ranking

Innovationen sind ein Überlebenselixier für Unternehmen, aber auch wichtig für den Wohlstand. Die Entwicklung in Europa ist beunruhigend, wie eine aktuelle Studie des Strategieberatungsunternehmens BCG zeigt.

Die meisten Innovationen kommen aus den USA, auf Platz zwei folgt Asien, das Europa von diesem Rang verdrängt hat. Siemens ist das erste europäische Unternehmen, das im Innovationsranking aufscheint – auf Platz 20.

Diese Entwicklung hat mehrere Gründe. Die USA als Land und viele seiner Unternehmen sind beim Thema Innovation führend, sagt Johann Harnoss, Partner und Innovationsexperte des Berliner BCG-Büros. „Sie haben anders als Europa den Vorteil eines großen einheitlichen Marktes.“

Außerdem seien die USA ein „jüngeres“ Land mit einem stärkeren Bevölkerungswachstum, die Menschen dort würden gerne und rasch Neues ausprobieren. Weiters gibt es einen Silicon-Valley-Effekt, sagt Harnoss: „Das ist ein Ökosystem, mit mutigen Menschen, mit Technologie und Leuten, die das fördern.“ Da hätten die USA eindeutig einen Vorsprung.

Milliarden-Markt

Asien, allen voran China, verfügt auch über einen großen einheitlichen Markt und eine junge neugierige Gesellschaft, so Harnoss. In Ländern mit großen Ungleichheiten sei es sogar oft leichter etwas zu entwickeln und zur Anwendung zu bringen. Es gebe viele Freelancer, oft würden Leute für weniger Geld arbeiten, auch gebe es ein größeres und vielfältigeres Angebot an Arbeitskräften. Oft seien die Geschäftsmodelle weniger elitär und würden daher besser funktionieren, als in Europa.

Europa hat die jüngste Entwicklung ein wenig verschlafen, meint Harnoss. „Es fehlt der Mut bei Gründern und Kapitalgebern, neue Ideen umzusetzen und zu fördern.“ Zuwanderung gelte allerdings als Innovationsimpuls. Start-ups würden oft von Zuwanderern in der ersten oder zweiten Generation gegründet. Sie würden dann auch oft anders aussehen, vom ersten Tag an global ausgerichtet sein und daher schnell wachsen. In ihnen bestehe oft die Bereitschaft, auf Englisch miteinander zu sprechen und zu arbeiten.

Größerer Talentepool

In Österreich, vor allem Wien oder Salzburg, vermisst Harnoss zum Unterschied von Berlin ein wenig an Strahlkraft, die junge Menschen anziehen würde. Viele würden in Berlin nach dem Studium bis 25 oder 35 in der Stadt bleiben, daher könne man auf einen größeren Talentepool zurückgreifen.

Innovation – was Harnoss mit einem hohen Grad an Forschung und Entwicklung definiert – ist freilich in manchen Branchen mehr, in anderen weniger gegeben. Die Softwarebranche sei natürlich innovativer als die Zement- oder Holzbranche. Dennoch sollten alle Branchen innovativer und vor allem digitaler werden.

Europa habe dennoch eine Chance, in einem Bereich federführend zu werden: „Wenn neue Regulierungen für den Klimaschutz in den USA oder in China kommen“, sagt Harnoss. Wenn das Thema Klimaschutz nicht nur auf der europäischen, sondern auf der globalen Agenda stehe. Europa beschäftige sich schon länger mit Technologien für den Klimaschutz und habe hier Wettbewerbsvorteile.

Besonders zu betrachten ist laut Harnoss die Region Osteuropa. Länder wie Bulgarien, Rumänien, Polen, Weißrussland, die baltischen Staaten und vor allem die Ukraine sind bekannt dafür, viele Talente im Tech- und Software-Bereich hervorzubringen. „Sie formieren kleine Teams, die sich global rasch ausbreiten“, sagt Harnoss.

Warum ein Unternehmen überhaupt innovativ sein soll? „Unternehmen können so besser längerfristig überleben. Sie müssen sich an sich verändernde Umfelder anpassen können“, sagt Harnoss.

Außerdem sei in innovativen Unternehmen die Performance besser, die Aktienkurse seien höher und sie könnten am Kapitalmarkt besser reüssieren.

Das Ranking der Top-10

Laut der Boston Consulting Group kommen die innovativsten Konzerne aus den USA. Das bestgereihte europäische Unternehmen ist (mit Siemens) auf Platz 20:
1. Apple
2. Microsoft
3. Amazon
4. Alphabet
5. Tesla
6. Samsung
7. Moderna
8. Huawei
9. Sony
10. IBM

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