TV-Star Günther Nussbaum: „Häuslbauer planen zu wenig“

TV-Star Günther Nussbaum: „Häuslbauer planen zu wenig“
Der "Pfusch am Bau"-Experte über die größten Fehler beim Bauen, unseriöse Anbieter und den richtigen Umgang mit Bauarbeitern.

KURIER: Herr Nussbaum, in Ihrer TV-Sendung „Pfusch am Bau“ sehen Sie viele Baustellen, wo etwas schief gegangen ist. Was sind die häufigsten Fehler?

Nussbaum: Der Fehler Nummer eins ist, dass Häuselbauer zu wenig planen. Die Leute holen oft unvorbereitet und ohne Plan Angebote ein. Und dann sind viele Angebote unvollständig. Da beginnt es. Die Grundregel lautet daher: Nach Auftragserteilung sollte nichts mehr dazu kommen. Man wird auch ernster genommen, wenn man mit einem konkreten Plan zu Anbietern geht.

Woran erkennt man gute Baufirmen?

Es ist leider so, dass nicht überall, wo Baufirma drauf steht, auch eine Baufirma drinnen ist. Mit einem gewerberechtlichen Geschäftsführer, der pseudomäßig angestellt ist, kann sozusagen jeder eine Baufirma gründen. Manche Firmen haben überhaupt keinen Baumeister mehr, weil sie nur ein eingeschränktes Baugewerbe angemeldet haben. Man sollte sich daher erkundigen, wie die Baufirma tatsächlich aufgestellt ist: Ob dort beispielsweise ein Baumeister mitarbeitet. Wichtig ist, dass man sich zum Erstgespräch mit der Baufirma nicht im Wirtshaus, sondern in seinem Betrieb trifft. Dort bekommt man einen Einblick ins Unternehmen: Hat er einen Fuhrpark und eigene Mitarbeiter? Wenn er mit Subfirmen arbeitet: Welche Subfirmen sind das?

In welchen Fällen sollte man eine Firma nicht beschäftigen?

Wenn eine Baufirma sagt, sie wisse noch nicht, mit welchen Subfirmen sie arbeitet und diese im Einzelfall beauftragt, muss man aufpassen. Es ist zum Glück aber so, dass überwiegend gute Baufirmen unterwegs sind. Die Kunst ist es, diese Firmen zu finden. Sie bieten nämlich nicht immer zum niedrigsten Preis an. Der Häuslbauer ist – verständlicherweise – aber sehr auf den Preis fixiert.

Wie sehen Bauherren, ob auf der eigenen Baustelle gepfuscht wird?

Ich bin ganz offen: Als Laie ist es nicht möglich zu erkennen, ob auf der Baustelle ordentlich gearbeitet wird oder nicht. Man kann nur Hinweise wahrnehmen. Beispielsweise kann man davon ausgehen, dass wenn es auf der Baustelle sehr chaotisch und unordentlich ist, in der Regel Pfuscher am Werk sind. Darum empfehle ich eine professionelle Baubegleitung, etwa ein Baumeister oder Sachverständige. Das kostet zwischen 2000 und 5000 Euro und rentiert sich in jedem Fall. Ein Baubegleiter deckt Mängel auf und bespricht diese mit den Baufirmen. Er optimiert auch Abläufe und Tätigkeiten. Wenn schlecht gebaut wird, dann kann es eskalieren. In solchen Fällen muss man schauen, dass die Kosten dem Verursacher zugeordnet werden. Auch die technische Überprüfung muss an Profis delegiert werden.

Sollen Häuslbauer auf der Baustelle präsent sein oder steht man nur den Fachkräften im Weg?

Man sollte möglichst viele Fragen stellen an die Leute, die vor Ort sind. Die meisten Endverbraucher trauen sich das nicht, weil sie meinen, das sei ein Vertrauensbruch. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass bei jenen Häuslbauern, die viel nachfragen, sauberer gearbeitet wird als bei jenen, die nicht nachfragen. Außerdem sollte man seine Vertragspartner auch ordentlich behandeln. Es gehört dazu, mal was zu essen oder zu trinken vorbeizubringen.

Viele, die ein Haus bauen, möchten sich durch Eigenleistung etwas einsparen. Ist das sinnvoll?

Beim Mauern, am Dach oder bei Installationen steht ein Laie im Weg herum. Der Häuslbauer kann bei Hilfsarbeiten helfen: Ziegelpaletten abräumen, Schutt wegräumen. Gut gehen auch Arbeiten, die am Schluss anfallen: Fliesenlegen oder Malerarbeiten. Wobei Fliesenlegen sehr oft unterschätzt wird. Es braucht Fachkenntnis dafür. Aber der Vorteil bei diesen Arbeiten ist, dass wenn etwas schief geht, nicht gleich die Decke auf den Kopf fällt. Ich rate dazu, dass man die Eigenleistung unter Aufsicht der Baufirma erbringen sollte. Das kann man im Vorhinein vertraglich genau vereinbaren.

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