Fassaden erzählen Geschichten: Ein Guide durch die Dekaden

Fassaden erzählen Geschichten: Ein Guide durch die Dekaden
Bauen von 1900 bis heute: Fenster, Sprossen und Materialien verraten die Entstehungszeit. Ein Guide durch die Dekaden.

Sind die Fenster quadratisch oder rechteckig? Aus Holz, Metall oder Kunststoff? Mit oder ohne Sprossen? Diese Elemente zu deuten weiß Architekturhistorikerin Turit Fröbe. In ihrem neuen Buch „Alles nur Fassade?“ erklärt sie, wie man Bauten der vergangenen 100 Jahre, bestimmten Epochen zuordnen kann.

Fassaden erzählen Geschichten: Ein Guide durch die Dekaden

Der Jugendstil

Die Fassaden sind bunt und verspielt - florale Ornamente sind beliebt. „Die Fenster begannen zu einem eigenständigen Gestaltungselement zu werden“, schreibt die Autorin. Alle Formen sind möglich. Die Materialvielfalt reicht von Fliesen, Keramik, Buntglas bis zu Mosaiken.

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Die 20er Jahre

Holz- und Stahlrahmenfenster liegen im Trend. Ihre Form ist jetzt querrechteckig, zuvor war sie immer hochrechteckig. Bullaugen sind beliebt. Mittelkreuzstockfenster sind vertreten sowie Zwei- und Mehrflügelfenster. Die Fenstersprossen sind horizontal. Bei den Materialien dominieren Sichtklinker, geschlämmter Backstein und Bruchsteinmauerwerk.

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Die 50er Jahre

Neben quadratischen und querrechteckigen Fenstern gab es auch Bullaugen und Buntglas. „Beliebt waren Einscheibenfenster, während auf Mittelkreuzstockfenster komplett verzichtet wurde“, so Fröbe. Neue Werkstoffe kommen: Eternit, Kunststoff, Plexiglas und Aluminium. Skelettfassaden, Flugdächer und betonte Dachgeschoße bestimmen die Formensprache.

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Die 70er Jahre

Die Formen werden wieder runder. „Die ‚gelutschte‘ Ecke war Programm“, beschreibt die Autorin. Und meint damit gerundete Kanten. Die Raumhöhen werden auch in öffentlichen Gebäuden niedriger. Quadratische Einscheiben-Fenster und querrechteckige Zwei- und Dreiflügelfenster sind vorherrschend. Fensterrahmen werden farbiger. Materialien: Waschbeton, Beton, Kunststoff und Aluminium.

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Die 90er Jahre

Die Architektur der 90er-Jahre und der Gegenwart verschwimmt. „Nach der Jahrtausendwende werden die Fenster wieder zu einem starken Gestaltungsmittel“, so die Autorin. Das überdehnte hochrechteckige Schießschartenfenster ist weit verbreitet. Zu den charakteristischen Formen zählt der vorgesetzte Kastenbalkon. Organische Formen sind beliebt.

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Neo-50er

Außerdem werden historische Baustile neu interpretiert: So gibt es zum Beispiel die Neo-Gründerzeit und auch die 50er und  60er sind im Neo-Stil salonfähig. Rückgriffe sind erlaubt. Im Bild zu sehen: Neo-50er

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Neo-60er

Nach den farbenfrohen 50ern wurde die Architektur seriell, monoton und schematisch. Bei Fensterrahmen kamen erstmals Aluminium- oder Kunststoffrahmen im großen Stil zur Anwendung. Quadratische oder querrechteckige Formate dominieren, sowie Einscheiben- und Zweiflügelfenster. Die Muster dominieren auch den Stil der Neo-60er.

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Buchtipp

„Alles nur Fassade?" - Das Bestimmungsbuch für moderne Architektur“ von Turit Fröbe ist im DuMont Verlag erschienen, € 20,-

 

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