Ausblick auf das Immobilienjahr 2020: Hält der Boom weiter an?
Der Wohnungsmarkt in Österreich ist seit vielen Jahren von einer großen Nachfrage und einem stetigen Preisanstieg gekennzeichnet – und daran wird sich auch 2020 nichts ändern. „Wir glauben, dass die Preise für Wohnimmobilien in den nächsten Jahren noch weiter steigen werden“, prognostiziert Andreas Wollein, Vorstand des Österreichischen Verbands der Immobilienwirtschaft (ÖVI). „Denn es wird weiterhin viel Geld in Richtung Immobilien fließen.“
Doch wie sind die Entwicklungen im Detail? Ein Überblick über alle Bundesländer:
Immobilien sind nach wie vor das Veranlagungsziel vieler Investoren. Hinzu kommt, dass die Sparzinsen tief wie nie sind, die Kreditzinsen ebenfalls, während die Bau- und Grundstückspreise stark gestiegen sind.
Nach einer durchschnittlichen Entwicklung 2019 dürften die Preise 2020 laut Einschätzung der Immobilienwirtschaft noch einmal moderat zulegen. Die günstigeren Grätzel ziehen nach, hier steigen die Kaufpreise überdurchschnittlich.
Höchste Preise in Salzburg und Innsbruck
In Wien kosten neue Eigentumswohnungen derzeit rund 4.500 Euro pro Quadratmeter im Median (Mittelwert), gebrauchte Wohnungen 3.600 Euro. Neu errichtete Einheiten sind immer noch teurer als gebrauchte, doch die Differenz wird zunehmend geringer. Die höchsten Preise werden in Salzburg und Innsbruck gezahlt.
Für neue Wohnungen in Salzburg muss man mit rund 5.800 Euro pro Quadratmeter rechnen, für ältere mit 3.700 Euro. Ähnlich in Innsbruck, wo Baugründe Mangelware sind. Hier kosten Erstbezugswohnungen rund 6.200 Euro pro Quadratmeter, Bestandswohnungen sind um 4.200 Euro am Markt zu finden.
Günstig kaufen in Eisenstadt und St. Pölten
Am günstigsten ist (gebrauchtes) Eigentum in Eisenstadt und St. Pölten, hier kostet der Quadratmeter zwischen 1.800 Euro (gebraucht) und 3.200 Euro (neu). Besonders stark gestiegen sind die Kaufpreise 2019 für neue Wohnungen in Innsbruck (+14 Prozent), gebrauchte Wohnungen haben sich in Graz, St. Pölten und Eisenstadt um fünf bis zehn Prozent verteuert. Im freifinanzierten, hochpreisigeren Bereich ist eine gewisse Marktsättigung erreicht – sowohl im Eigentum als bei Miete.
Doch wer ist mit seiner Wohnsituation am zufriedensten?
Das hat die private Hausverwaltung IMV erhoben. Das Ergebnis: Die Grazer sind mit ihrem Wohnsitz am zufriedensten, gefolgt von den Wienern, Klagenfurtern und Linzern. Im Vergleich zu 2018 ist der Anteil jener Personen gestiegen, die einen Wohnort in der Stadt bevorzugt. Das eigene Zuhause wird als Wohlfühloase genutzt, um sich in den eigenen vier Wänden, vom Stress zu erholen. Aber auch eine effiziente Bauweise und Nachhaltigkeit beim Bauen spielen eine wichtige Rolle bei den persönlichen Wohnvorlieben.
Baugrund wird teurer
Besonders stark werden sich 2020 aufgrund der starken Nachfrage und des sinkenden Angebots Baugrundstücke verteuern, prognostiziert Remax, mit einem Plus von durchschnittlich 5,3 Prozent österreichweit. Die Preise für Eigentumswohnungen in zentralen Lagen steigen um vier Prozent. Einfamilienhäuser sind wieder sehr gefragt, das wirkt sich auf die Preise aus, die um rund 3,5 Prozent steigen. Weitaus gemäßigter ist der Preisauftrieb bei Mietwohnungen in zentralen Lagen, hier rechnet Remax mit einem Plus von zwei Prozent.
Bauboom in Wien
Das Jahr 2020 ist geprägt von einem Bauboom in Wien. Heuer werden 19.000 bis 20.000 Wohnungen auf den Markt kommen. Damit wird ein großer Teil des Nachfrageüberhangs der vergangenen Jahre gedeckt werden. „Der Großteil der neuen Wohnungen sind Mietwohnungen“, führt ÖVI-Vorständin Sandra Bauernfeind aus.
Mieten sinken am Land
Aus diesem Grund wird sich die Situation am Mietmarkt in Wien in den nächsten Jahren deutlich entspannen, hier sind heuer keine großen Preisanstiege in Sicht. Im ländlichen Raum sinken die Mieten sogar. Mietwohnungen, die frei finanziert errichtet wurden, werden zu einem Durchschnittspreis von 12,78 Euro netto ohne Betriebskosten und Umsatzsteuer pro Quadratmeter im Monat angeboten, so Otto Immobilien. Am günstigsten mietet man im 12. Bezirk mit 10,18 Euro pro Quadratmeter und Monat.
Gebaut wird vor allem im 2. und 3. Bezirk, in Favoriten, Donaustadt, Floridsdorf und Liesing wird das Angebot an freifinanzierten Miet- und Eigentumswohnungen den Bedarf sogar übersteigen. In den Innenbezirken fehlen die Baugründe für eine nennenswerte Neubautätigkeit. „Das wird, mit den neuen Widmungsverpflichtungen, zu mehr Nachverdichtung führen“, ist s Real-Geschäftsführer Michael Pisecky überzeugt.
Kaufpreise um 29 Prozent gestiegen
Errichtet werden deutlich mehr Klein- und Kleinstwohnungen unter 35 Quadratmetern bis zu 60 Quadratmetern, so Andreas Millonig von ImmoUnited, das Unternehmen wertet Grundbuchdaten aus. In diesem Bereich gab es auch den größten Preisanstieg in Wien in Höhe von 29 Prozent binnen der vergangenen drei Jahre, rechnet Millonig vor. Der durchschnittliche Kaufpreis einer Wohnung mit 35 bis 60 Quadratmeter liegt bei 191.415 Euro.
„Wohnungen in dieser Größenordnung werden vor allem von der älteren Bevölkerungsschicht erworben“, sagt Millonig. Das Durchschnittsalter von Wohnungskäufern generell liegt bei 43 Jahren, das zeigt, dass man schon ordentlich verdienen oder etwas geerbt haben muss, um sich Eigentum leisten zu können.
Vorsorgewohnungen weiterhin gefragt
Der Vergleich der Bundesländer zeigt, dass sich in Wien Eigentumswohnungen in guten Lagen um 5,2 Prozent verteuern, am Stadtrand um 2,7 Prozent. Die Mieten bei Neuabschlüssen ziehen in guten Lagen um 2,7 Prozent an, so Remax. Baugrundstücke in Wien sind rar und erhöhen sich 2020 um 6,5 Prozent. Der Trend zum Kauf von Vorsorgewohnungen hält unverändert an.
Bei Wiener Zinshäusern hat es 2019 einen leichten Rückgang bei der Anzahl der Transaktionen gegeben. „Die Preise werden aber weiter steigen“, ist Gerhard Hudej überzeugt. „Es ist viel Geld da, es gibt kaum Alternativen. Um Vermögen abzusichern, ist das Zinshaus nach wie vor unschlagbar“, ist er überzeugt. Die Nachfrage wird das Angebot übersteigen.
Salzburg und Tirol sind teuerste Bundesländer
Ein Hoch erlebt der Tiroler Immobilienmarkt. Der Grund: es gibt zu wenig Baugründe, das treibt die Preise (+6 Prozent). Eigentumswohnungen verteuern sich um 4,2 Prozent, Einfamilienhäuser um 3,6 Prozent. In Niederösterreich steigen die Preise für Baugründe um 5 Prozent, Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen in guten Lagen legen um 3,7 Prozent zu. In Kärnten verteuern sich land- und forstwirtschaftliche Flächen aufgrund des knappen Angebots um 3,1 Prozent, ebenso Einfamilienhäuser. Ferienimmobilien ziehen (+6,1 Prozent) kräftig an. In Salzburg sind Baugründe Preistreiber mit +7,6 Prozent.
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