Klimaschutz im Stadtdschungel: Wie Fassadenbegrünung das Mikroklima beeinflusst

Fassadenbegrünung  beim Hotel Gilbert in Wien Neubau.
Viele Gründe sprechen für die Begrünung von Fassaden. Doch wie groß ist jedoch der finanzielle und pflegerische Aufwand? Darüber wurde aktuell diskutiert.

Zusammenfassung

  • Fassadenbegrünungen wie beim Hotel Gilbert verbessert Mikroklima, Luftqualität und bieten Lebensraum für Tiere.
  • Die Umsetzung und Pflege solcher Grünfassaden ist aufwendig und mit beträchtlichen Kosten verbunden.
  • Experten betonen die Bedeutung von Fassadenbegrünung für die Zukunft urbaner Lebensqualität angesichts des Klimawandels.

Seit vier Jahren bereichert die Grünfassade des Hotel Gilbert das Stadtbild in einem der Grätzl des siebenten Bezirks, dem Spittelberg. Die dichte vertikale Pflanzenpracht fällt auf. Denn die 350 Quadratmeter Fassadengrün sind viel mehr als ein optischer Aufputz: Sie kühlen durch ihre Verdunstungsleistung die Umgebung, binden Luftschadstoffe und verbessern so das Mikroklima in der Gasse. 

Das viele Grün bietet auch Raum für viele kleine Tierarten, die hier Unterschlupf und Nahrung finden. Aber: So eine Fassadenbegrünung wächst nicht von allein. Sie ist aufwändig zu konstruieren, erfordert verlässliche Pflege und Wartung und verursacht nicht unerhebliche Kosten. Eine fachkundige Runde diskutierte diese Woche im Hotel Gilbert über dieses Thema.

„Wir haben 2017 damit begonnen, das Haus zu erneuern. Dabei haben wir überlegt, wie wir Hotels anders denken können. Es ging darum, bei der Fassade den nächsten Schritt zu gehen. Außerdem haben wir einen Vorplatz dazugewonnen“, schildert Kurt Kleindienst, Eigentümer des Hotel Gilbert. Durch diesen Vorplatz konnte die begrünte Fassade erst so richtig wirken. Die Pflanzen, die die Fassade bedecken, wirken als natürlicher Schalldämpfer, verbessern die Luftqualität, tragen an heißen Tagen zu einer Abkühlung der Umgebung um bis zu 3 °C bei und reduzieren die Staubbelastung.

Hotel Gilbert

Hotel Gilbert 

Was gibt ein Hotel der Stadt zurück?

BWM Architekten haben das Hotel damals einem Refurbishment unterzogen. Erich Bernard, Gründungspartner von BWM Designers & Architects: „Wir haben uns gefragt, was ein Hotel der Stadt zurückgibt. Das Hotel profitiert vom Stadtmarketing und von allem, was in die Stadt investiert wird.“ Die Fassade war zuvor recht anonym. „Es gibt viele Beispiele von Fassadenbegrünungen, die sind daneben gegangen, so wie bei der MA 48, hier ist das ganze Grünzeug heruntergebrochen“, erzählt der Architekt. 

Ein richtiges Vorzeigebeispiel gab es daher damals nicht, nur Beispiele, wo der Veitschi von unten die Fassade hinaufwächst, aber kein Projekt, wo die Pflanzen in der Fassade integriert sind. “ Die Vision war damals: Man kann sich hier aus dem Fenster hinauslehnen und Erdbeeren pflücken.

Markus Reiter, Bezirksvorsteher von Wien-Neubau: „Wir haben eine Klimaerhitzung und brauchen daher das Grün, um der Überhitzung etwas entgegensetzen zu können. Es ist eine Frage der Zukunft der Urbanität: Können wir in 30 bis 40 Jahren hier noch arbeiten und leben“, gibt er zu bedenken.

Hotel-Eigentümer Kurt Kleindienst über die Kosten und den Pflegeaufwand des Grünkonzepts, das von der Firma Sempergreen vorgeschlagen wurde: „Dass das Geld kostet, muss klar sein.“ Im Frühjahr wird die Begrünung aufwendig gepflegt und im Herbst auf den Winter vorbereitet. „Aber auch Aufzüge müssen gewartet werden“, argumentiert der Hotelbesitzer pro Begrünung.

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