Klimaanlagen-Experte: "Es braucht immer diesen Schlauch nach draußen"

Es ist Sommer ist, es ist heiß – die Menschen träumen von der Klimaanlage daheim. Vor allem im Schlafraum oder besser noch, in der gesamten Wohnung. Wer so ein Projekt angeht, weiß: Einfach ist so eine Installation nicht. Wir fragen bei Hasan Saglam nach, Geschäftsführer TVG Klimatechnik. Die Firma macht seit mehr als 50 Jahren Klimaanlagen. Sein Rat: Monoblockgeräte nur zur Not. Aber auch das Klimatisieren eines Einzelraums macht durchaus Sinn.
KURIER: Mitten im Sommer: Wie realistisch ist es, jetzt noch eine Klimaanlage zu bekommen?
Hasan Saglam: Sehr schwierig. Aber es ist nicht unmöglich. Wir haben naturgemäß im Sommer viele Anfragen und schauen, wie wir das überhaupt alles schaffen können. Aber generell: Der nächste Sommer kommt bestimmt, es wäre also sinnvoll, vorauszuplanen und sich die Sache längerfristig zu überlegen.
Man könnte einfach in einem Fachmarkt ein mobiles Gerät kaufen. Ist so etwas sinnvoll?
Wenn alle Stricke reißen, ist das durchaus eine Ausweichmöglichkeit. Falls man im Baumarkt überhaupt noch etwas findet. Zum Teil sind die mobilen Geräte dort auch schon vergriffen.
Was kann denn so ein mobiles Monoblock- Gerät für ein paar hundert Euro?
Von der Funktion her: kühlen. Aber man muss in Kauf nehmen, dass die gesamte Technik in diesem Monoblock steckt, also Kompressor und Verdichter und so. Das ist dann schon ziemlich laut und diese Geräte sind auch nicht besonders energieeffizient.
Bei so einem Monoblock-Gerät wird einfach meist nur der Schlauch aus dem Fenster gehängt. Es braucht immer diesen Schlauch nach außen. Das geht entweder durch die Wand oder durch ein Fenster, in das von einem Glaser ein Loch gemacht wird. Manche lassen den Schlauch auch durch das gekippte Fenster raus, das macht aber nur Sinn, wenn man den Spalt verschließt, damit die warme Luft nicht reinströmt. Da gibt es zum Beispiel spezielle Abdeckplanen. Aber schön ist das nie.
Kann man eigentlich jedes Objekt sinnvoll klimatisieren?
Theoretisch ja. Man kann alles klimatisieren. Die Frage ist jedoch, mit welchem Aufwand und mit welchen Zusatzarbeiten. In einem Altbau und in einer Mietwohnung gibt es natürlich Hürden. Etwa die Zustimmung der Hauseigentümer oder des Vermieters und bauliche Genehmigungen.
Was sieht eine sinnvolle Lösung aus?
Das hängt von der Situation und den Gegebenheiten ab. Im privaten Bereich ist es im Eigentum meist einfacher. Aber generell ist eine Klimaanlage in Wien immer genehmigungspflichtig, wenn sie nach außen geht. Also bei sogenannten Splitanlagen, wenn man an der Fassade etwas aufhängen muss oder am Balkon. Da spielen Stadtbild und Lärm eine Rolle.
Was halten Sie davon, nur einen Raum, etwa das Schlafzimmer zu klimatisieren?
Das macht auf jeden Fall auch Sinn, weil es dann zumindest im Schlafzimmer fürs Schlafen erträglich wird. Es hängt natürlich von der Raumaufteilung ab, aber man könnte zum Schlafzimmer einen angrenzenden Zweitraum, wie etwa das Wohnzimmer, zumindest mittemperieren.

Hasan Saglam, Geschäftsführer TVG Klimatechnik.
Wie viele bauliche Maßnahmen sind für eine Klimatisierung notwendig?
Das hängt wiederum von der Situation ab. Aus meiner Sicht ist das Minimum ein Splitgerät, bei dem der Außenteil nahe am Innenteil ist. Die Splitgeräte sind insgesamt ausgereifter, die wesentlichen Bauteile befinden sich außerhalb der Wohnung, damit bleibt auch der Lärm draußen.
Wie einfach ist es, für den Außenteil eine Genehmigung zu bekommen?
Es ist nicht so schwierig, aber es ist ein Prozess. Wenn wir nur die Genehmigung von der Stadt benötigen, reden wir von einer Einreichung und die dauert etwa einen Monat. Wenn aber eine Wohnungseigentumsgemeinschaft dahinter steckt, braucht es die Zustimmung von allen – und das kann manchmal auch ziemlich lange dauern. Schlimm wird es, wenn man einzelne Eigentümer nicht erwischt oder diese im Ausland leben. Dann wird es schwierig.
Welchen Preis hat klimatisiertes Wohnen? Sprich: Was kostet eine Anlage?
Die Installation einer Monosplit-Anlage, also mit einem Klimagerät innen und einem Außenteil, beläuft sich zwischen 2.500 bis 3.500 Euro. Das ist dann ein Gerät für einen Raum. Nach oben hin ist das natürlich offen, je nachdem, wie viele Geräte Sie für Ihr Zuhause brauchen.
Und wie viel kostet der Betrieb einer solchen Anlage?
Die Geräte haben sich deutlich verbessert – in der Technik und in den Kosten. Wesentlich ist das Kältemittel, das geändert wurde. Jetzt heißt es R32, und das ist viel verträglicher als das frühere R410a. Gleichzeitig sind die Geräte auch effizienter im Betrieb geworden. Etwa auch, weil die Verdichter besser geworden sind.
Können Sie die Kosten abschätzen?
Im Betrieb kostet so eine Klimaanlage mittlerweile ziemlich wenig. Ein Raum mit 30 Quadratmeter, der sechs Stunden pro Tag kühl gehalten wird und das für drei Monate kommt auf etwa 250 kWh Verbrauch. Rechnet man das mit 25 Cent pro kWh, ergibt das rund 62 Euro. Es stimmt: Früher waren das Energiefresser, aber das hat sich wesentlich geändert.
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