Er schätzt an diesem Gebäudetyp vor allem seine Konstruktion: „Sie basiert auf Handwerkstechniken, die sich über lange Zeit entwickelt und verfeinert haben. Dabei wurden naturnahe Produkte aus regionaler Wertschöpfung verbaut wie etwa der Ziegel. Dieser Baustoff weist eine hohe Energieeffizienz auf. Er reagiert träge, kann daher im Sommer die Hitze gut draußen halten und umgekehrt im Winter die Kälte nicht so schnell hereinlassen. Ziegel ist außerdem ein gut umbaufähiges Produkt. Damit ist man in der Nutzung sehr flexibel.“
Der Architekt bricht zudem eine Lanze für die Holzkastenfenster: „Im Gegensatz zu den Kunststofffenstern, die nach 25 bis 30 Jahren ausgetauscht werden müssten, können die Kastenfenster leicht saniert und repariert werden. Dafür wird kaum neues Material benötigt, nur die Arbeitszeit muss bezahlt werden.“ Kastenfenster gehören zu den ältesten Fensterformen. Sie zählen zu den Doppelfenstern, deren Idee darin bestand, mehrere Fensterflügel hintereinander anzubringen, um zusätzliche Wärmedämmung durch den entstehenden Zwischenraum zu erzielen.
Gutes Bauklima
Ziegel und Holzkastenfenster sind also wesentliche Faktoren für eine bauklimatische Qualität. Ein weiterer Faktor ist die Raumhöhe von mindestens drei Metern. Die Überlegung dahinter war zum einen die bessere Belichtung, aber auch eine „gesundheitspolitische“, wie der Buchautor erzählt: „Mehr Raum bedeutet mehr Luftaustausch.“
Von Investoren entdeckt
In den vergangenen 30 Jahren haben auch Investoren den Wert und das Potenzial von Gründerzeithäusern erkannt. Sie haben begonnen, die Gebäude in das 21. Jahrhundert zu führen – etwa mit Dachausbauten oder Aufzugs- und Garageneinbauten. Was den Häusern nicht immer gut getan hat, wie Markus P. Swittalek diagnostiziert: „Diese Häuser sind gutmütig und halten viel aus, aber man darf sie nicht überfordern.“
Schonungsvoller Umgang
Er ist auch Leiter des Lehrgangs „Sanierung und Revitalisierung“ an der Donau-Universität Krems und plädiert daher für „einen schonungsvollen Umgang mit diesen Immobilien. „Vieles, was zwar technisch möglich ist, kann aber zu Schäden führen, die oft erst nach 30 oder 40 Jahren sichtbar werden.“ Daher ist das Expertenwissen der Absolventen gefragt, die den Eigentümern und Investoren beratend zur Seite stehen.
Buchtipp
Markus P. Swittalek gibt in seinem neuesten Buch Einblicke in die Geschichte des Gründerzeithauses sowie seine Entwicklung. Er erklärt zudem das Potenzial dieses nachhaltigen Gebäudetyps für die Zukunft. Mehr als 500 Abbildungen zeigen historische Pläne und Abbildungen sowie gegenwärtige Beispiele.
„Das Gründerzeithaus. Bewahren. Restaurieren. Bewirtschaften.“, Kral Verlag, 376 Seiten, € 39,90
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