Architekturjuwele öffnen ihre Pforten: Tag des Denkmals

Haus Gruber von Architekt Roland Rainer in St. Margarethen.
Zahlreiche denkmalgeschützte Objekte – von Statuen, Kirchen bis zu Einfamilienhäusern – öffnen am 28. September ihre Tore und machen zugänglich, was sonst oft im Verborgenen liegt. Ziel dieser Initiative des Europarats ist es, die Vielfalt des baukulturellen Erbes erlebbar zu machen. In Österreich stehen rund 40.000 Bauten unter Denkmalschutz. „Denkmalschutz ist nicht Käseglocke“, betont Wolfgang H. Salcher, Landeskonservator für Wien. Die Teilnahme am Tag des Denkmals ist kostenlos, eine Anmeldung ist nur in wenigen Fällen erforderlich. Unter tagdesdenkmals.at finden Interessierte eine Vielfalt von Gebäuden und Denkmälern, die in jedem Bundesland besichtigt werden können – sowie Informationen dazu.

Gebäudekomplex der ehemaligen k.u.k. Hauptpostzentrale am Fleischmarkt in Wien
Eines der Denkmäler, die man besichtigen kann, ist der denkmalgeschützte Gebäudekomplex der ehemaligen k.u.k. Hauptpostzentrale am Fleischmarkt in Wien – der umgebaut und umgenutzt wurde. Am Tag des Denkmals kann man hier auch das Museum of Change besichtigen. Besucher erwartet eine Sound- und Musikpräsentation in Form eines interdisziplinären Medienkunstwerks, das die Revitalisierung der Alten Post und des umliegenden historischen Stubenviertels in der Wiener Innenstadt als ästhetischer Inkubator begleitet.
Die verschiedenen Bauteile wurden zwischen dem 16. und dem späten 19. Jh. errichtet. Neben Wohn- und Büroflächen sind ein Hotel, Co-Working, Gastronomie sowie Fitnessflächen im ehemaligen Büro- und Verwaltungsgebäude untergebracht, wie auch eine Fernkältezentrale im Untergeschoß. Die bisher ungenutzte Erdgeschoßzone öffnet sich zum Stadtraum und der größte der drei Innenhöfe ist für die Allgemeinheit zugänglich und kann somit als halböffentliche Passage von der Postgasse zur Dominikaner-Bastei genützt werden.

Das Hotel in der ehemaligen Hauptpostzentrale hat vor Kurzem eröffnet.
„Das Hotel hat schon eröffnet, die Gastronomie, die zum Hotel gehört, eröffnet in ein bis zwei Wochen“, sagt Markus Klausecker von Hochform Architekten. „Es handelt sich um die größte Sanierung, die es in den vergangenen Jahren gegeben hat“, fasst der Architekt zusammen, der zehn Jahre an dem Großprojekt gearbeitet hat. „Diffizil in der Planung war, zu klären, wer nutzt welches Stiegenhaus und welche Bereiche“, erzählt Klausecker. Viele alte Säulen und Elemente wurden erhalten, auch Aufbauten wurden weggenommen und rückgebaut.

KI-Installation in der einstigen Hauptpostzentrale.
Der österreichische Künstler Sha und sein Team entwickeln für das Gebäude eine Art Museum – es integriert modernste digitale Medientechnologien – darunter künstliche Intelligenz, Sensorik und Architekturprojektion im historischen Dominikanerhof: 360 Grad Projektionen mit Klängen werden dabei den ganzen Hof illuminieren – zu sehen beim Tag des Denkmals und abends im Laufe des Oktobers.

Haus Gruber von Architekt Roland Rainer in St. Margarethen im Burgenland
Ursprünglich hat der Architekt Roland Rainer in St. Margarethen im nördlichen Burgenland sein eigenes Sommerhaus errichtet, das war 1957. Ein kleines Haus nur für die Sommernutzung ausgerichtet, ohne fließendes Wasser, ohne Strom. Das Haus Gruber wurde 1965 von Architekt Roland Rainer auf den Grundfesten und aus baulichen Resten des aufgelösten Bahnhofes des Steinbruchs in St. Margarethen errichtet. Der örtliche Kalksandstein in Kombination mit Elementen aus Beton und Holz prägen die Architektur, die als vorbildlich für ein „Bauen mit der Landschaft“ gilt.
„Es geht am Tag des Denkmals nicht nur darum, Kirchen und Burgen herzuzeigen, sondern auch zeitgenössische Architektur“, sagt Nikolaus Gartner vom Architekturbüro Raumburgenland im Rahmen einer Besichtigung. „Haus Gruber überzeugt durch seine Offenheit nach außen sowie Blickbezüge zur Landschaft.“ Es gebe nur kleine Fenster, keine Fronten. Diese seien so gesetzt, dass sie einerseits Licht hereinlassen und Bewohner andererseits hinausschauen können. „Auf der dem Garten abgewandten Seite gibt sich das Haus sehr verschlossen und gewährt den Bewohnern so eine gewisse Intimität. In der Architektur spricht man von Konstruktivismus“, so der Architekt. „Die Bauteile zeigt man, man sieht, womit das Haus gebaut wurde, es wurde nichts verkleidet.“

Eingang zum Bunker im Schönbornpark in Wien
Der Luftschutzbunker im Wiener Schönbornpark mitten im 8. Bezirk ist einer der Besterhaltenen aus dem 2. Weltkrieg. Er wurde 1940 errichtet, ist mit einer Gasschleuse, einer Lüftungsanlage und 44 Kojen ausgestattet. Ausgelegt war er für 300 Personen, tatsächlich haben hier deutlich mehr Menschen Schutz gesucht. Lange Jahre ist der Bunker in Vergessenheit geraten. Später wurde er vom Volkskundemuseum als Depot genutzt und wird seit der Räumung 2024 für Theater, Performances und Führungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Name des Parks, in dem sich der Bunker befindet, geht auf das Palais Schönborn zurück. Friedrich Karl von Schönborn ließ hier ein Palais mit einem 10.000 Quadratmeter großem Park errichten.

Abgang zum Luftschutzbunker im achten Bezirk.
Nicht nur am Tag des Denkmals wird das Bauwerk für die Öffentlichkeit geöffnet, hier finden regelmäßig Führungen statt. Magdalena Puchberger, Kuratorin am Volkskundemuseum Wien, kuratiert das nächste Projekt zum Bunker mit dem Titel „massiv unsichtbar“, das sich mit der Geschichte des Gebäudes befasst, es wieder sichtbar macht und vor allem kontextualisiert. Denn in der alltäglichen Wahrnehmung wurde das Kriegsgebäude durch Pflanzen kaschiert, die Fassade verziert, das Flachdach zum Spielplatz gemacht. „Am 24. Oktober eröffnet das Bewusstseinsprojekt ‚massiv unsichtbar’. Durch Markierungen an der Fassade sowie akustische Signale wird der Bunker wahrnehmbar“, sagt Puchberger. Der Krieg war damals plötzlich mitten in der Stadt, erzählt die Historikerin. „Unser Ziel ist es, das Gebäude öffentlich zugänglich zu machen und beispielsweise Demokratieworkshops anzubieten.“
Tag des Denkmals
Das Österreichische Bundesdenkmalamt setzt am 28. September den Fokus beim 30. Tag des Denkmals auf umfassende Digitalisierung der Behörde im Sinne der Vermittlerrolle zwischen Vergangenheit und Zukunft. Man wolle „die Vergangenheit als Potenzial der Kreativität für die Zukunft“ erlebbar machen, so Christoph Bazil, Präsident des Bundesdenkmalamtes. Zu den Programmpunkten: In jedem Bundesland kann man an Touren teilnehmen oder Denkmäler besichtigen. In Niederösterreich etwa die Kartause Mauerbach, das Krupp Stadtmuseum in Berndorf und die ehemalige Synagoge in St. Pölten. In Oberösterreich das Ars Electronica Center, das Franz Xaver Gruber Gedenkhaus und das Innviertler Freilichtmuseum. In Salzburg: die Burg Finstergrün, Fort Kniepass in Unken, die Barockzwerge im Mirabellgarten. In Wien: das Otto Wagner Areal, die ehemalige Sargfabrik und das Globenmuseum in der Nationalbibliothek. Im Burgenland: die Friedensburg Schlaining, das Heimathaus in Unterwart. In der Steiermark: das Schloss Murau und das Graz Museum am Schlossberg. Mehr Infos: tagdesdenkmals.at
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