Stolperfalle Bad: Was ein Umbau bringt und was gefördert wird

Modernes barrierefreies Badezimmer.
Wer sein Badezimmer klug umbaut, gewinnt Bewegungsfreiheit und Sicherheit. Experten erklären, worauf es bei der barrierefreien Sanierung ankommt.

In der Theorie beginnt Barrierefreiheit im Bad mit einem simplen Grundsatz: Jeder Mensch soll sich ohne fremde Hilfe bewegen, waschen, versorgen können – unabhängig von Alter oder körperlicher Verfassung. In der Praxis jedoch ist der Weg zum barrierefreien Badezimmer oft ein architektonischer Spagat: zwischen Norm und Nische, Komfort und Kompromiss, Gewohntem und Geplantem. 

„Ein barrierefreies Bad ist universell nutzbar – für Menschen mit und ohne Einschränkungen“, sagt Benjamin Dreml, Geschäftsführer von D&S Haustechnik. „Es geht nicht um Alter, sondern um Eigenständigkeit.“

Der Unterschied zwischen einem barrierefreien und einem altersgerechten Bad

Der Begriff „altersgerecht“ sei deutlich enger gefasst. Während barrierefreie Räume bestimmte Vorgaben erfüllen müssen – etwa Türbreiten von mindestens 80 bis 90 Zentimetern, unterfahrbare Waschtische oder rutschhemmende Böden –, ist das altersgerechte Bad eher eine Komfortzone, auch im Hinblick aufs spätere Leben. Ein Duschsitz, bessere Beleuchtung, ein bisschen mehr Raum. „Ein barrierefreies Bad muss laut ÖNORM B 1600 klare Kriterien erfüllen“, sagt Marco Fitz, Geschäftsführer von Viterma. 

„Die Norm schreibt beispielsweise Mindestbewegungsflächen von 150 mal 150 Zentimetern vor, damit man sich auch mit Rollstuhl oder Gehhilfe sicher bewegen kann.“

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VORHER: hohe Wanne mit Vorhang, viele Fliesenfugen, Rutschgefahr, alter Heizkörper. NACHHER: Siehe Bild oben!

Kreative Lösungen für alte Bäder

Dass das in vielen österreichischen Bädern kaum realisierbar ist, liegt an der Baugeschichte, nicht an mangelndem Willen. Altbauten, verwinkelte Grundrisse, tragende Wände und enge Türöffnungen erschweren den Umbau. Oft braucht es kreative Lösungen, wie das Versetzen von Wänden oder das Zusammenlegen mit angrenzenden Räumen. Und genau hier beginnt die Herausforderung für viele Eigentümer.

altes Badezimmer

VORHER: alte Badewanne, Stand-WC, Fliesen und Kästen nicht mehr zeitgemäß, allgemeine Abnutzung.

modernes Badezimmer

NACHHER: offene, bodengleiche Dusche statt Badewanne, Wand-WC, neue großformatige Fliesen, helles Lichtkonzept, neue Badmöbel.

Wer denkt, ein barrierefreier Umbau sei nur ein „Bad mit Haltegriffen“, unterschätzt Aufwand und Komplexität. „Die Planung ist das A und O“, sagt Martin Leitinger, Geschäftsführer von Der Bad Profi Salzburg Stadt. „Wir sehen oft, dass Bewegungsflächen zu knapp bemessen oder wichtige Details vergessen werden – etwa, dass die Duscharmatur im Sitzen erreichbar sein muss.“ Auch Spiegel, die zu hoch hängen, zu niedrige Toiletten oder glatte Bodenfliesen können später zu Hindernissen werden.

So läuft der Umbau zum barrierefreien Bad

Der Umbau selbst läuft in mehreren Phasen ab – von der Erstberatung über die technische Analyse bis zur Umsetzung. Je nach Konzept und baulichen Gegebenheiten kann das Projekt zwei bis vier Wochen dauern. „Wenn alles ideal läuft, schaffen wir die komplette Badsanierung in nur fünf Tagen“, betont Marco Fitz. Möglich wird das durch vorgefertigte Module, wasserresistente Wandpaneele und optimierte Abläufe. 

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VORHER: hoher Einstieg in die Dusche/Wanne, WC nicht zeitgemäß, schlechte Lichtverhältnisse.

modernes Badezimmer

NACHHER: große offene, bodengleiche Dusche mit Regenbrause statt Wanne, helles Raumkonzept, Dusch-WC, moderne Fliesen.

Doch auch herkömmliche Sanierungen lassen sich mit guter Koordination zügig realisieren. Zunächst steht eine Detail-Bestandsaufnahme an: 

  • Wie tragfähig sind die Wände?
  • Reicht die Aufbauhöhe für eine bodengleiche Dusche?
  • Gibt es genug Platz für den Rollstuhl? Müssen Elektroinstallationen versetzt werden? 

„Viele Böden sind nicht für bodengleiche Duschen geeignet“, warnt Dreml. „Dann muss der Estrich entfernt und ein neues Gefälle eingezogen werden.“ In der Regel folgen darauf die Verlegung neuer Leitungen, die Verstärkung von Wänden für Haltegriffe und die finale Ausstattung mit Dusche, WC und Waschbecken. 

Das Ziel: Ein Raum, der nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch überzeugt. Schließlich sollen moderne barrierefreie Bäder nicht wie Pflegezimmer wirken.

Was der Umbau des Badezimmers kostet

Die Badsanierungsprofis setzen stark auf Design und Komfort. Leitinger: „Ein barrierefreies Bad kann genauso schön sein wie jedes andere – mit hochwertigen Materialien, harmonischen Farbkontrasten und cleveren Details.“ Dazu zählen Duschsysteme mit Sitzbank, unterfahrbare Waschtische mit integrierten Ablagen und sensorbetriebene Armaturen. 

Was aber kostet dieser Weg in die neue Badfreiheit? „Die Spanne reicht von etwa 5.000 Euro für einfache Umbauten – etwa bei Austausch einer Badewanne durch eine bodengleiche Dusche – bis weit über 20.000 Euro für Komplettsanierungen“, sagt Dreml. Entscheidend seien Raumgröße, Materialwahl und technische Voraussetzungen. 

Wer sich für Naturstein, Designarmaturen und Maßanfertigungen entscheidet, muss tiefer in die Tasche greifen. Umso wichtiger ist es, sich frühzeitig beraten zu lassen – auch im Hinblick auf Förderungen. Denn der Staat unterstützt barrierefreie Umbauten, etwa über den Wohnbauförderungsfonds oder bei Pflegegeldbezug. Auch Gemeinden oder Bundesländer bieten individuelle Zuschüsse.

altes Bad mit Badewanne

VORHER: keine Dusche, Stufeneinstieg bei Wanne, kühles Ambiente, Stand-WC, alte Badmöbel.

modernes Bad mit Dusche

NACHHER: geräumige Dusche mit Sitzgelegenheit und Glas-Schiebetür, Wand-WC, neue Badmöbel, Fliesenboden in Holzoptik.

Förderung in Österreich

„Viele unserer Kunden wissen gar nicht, dass sie finanzielle Unterstützung beantragen können“, sagt Marco Fitz. Die Experten helfen bei der Antragsstellung. Trotzdem bleibt der Schritt für viele eine Investition – nicht nur in die Immobilie, sondern vor allem in die eigene Zukunft. Denn das barrierefreie Bad schützt nicht nur vor späteren Umbaukosten, sondern schenkt Freiheit und Sicherheit, auch im Alter. „Die häufigste Motivation für unsere Kunden ist die Sorge, irgendwann auf Hilfe angewiesen zu sein“, sagt Leitinger. „Das Badezimmer ist ein intimer Ort – hier will man allein sein können.“ 

Oder wie es Benjamin Dreml auf den Punkt bringt: „Barrierefreiheit ist kein Thema für morgen, sondern für heute. Wer jetzt umbaut, lebt ab sofort unabhängiger.“

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