Wohnen ohne Stolperfallen: So sieht Barrierfreiheit im Wohnbau aus

Frau auf Krücken überwindet Treppen
Ob alt oder jung: Mit einer körperlichen Einschränkung wird jedes Hindernis zur Qual. Wie Barrierefreiheit im Wohnalltag gelingt, erklären drei Experten.

Selbstbestimmt leben, ohne Hindernisse, ohne Stolperfallen. Egal ob jung oder alt, ob Rollstuhl, Krücke oder Kinderwagen: Treppen, Staffeln, enge Türen können den Alltag zum Hindernislauf machen. 

Der KURIER hat Experten befragt, wie Barrierefreiheit im Wohnbau aussieht.

Gerald Beck, Geschäftsführer ARE Austrian Real Estate, erklärt: 
Wie sieht Barrierefreiheit im Neubau aus?
Barrierefreiheit ist in der Bauordnung und der Ö-Norm festgeschrieben. Daran halten wir uns natürlich, denken aber auch einen Schritt weiter. Insbesondere körperliche Beeinträchtigungen werden hier berücksichtigt. Im Wohnungsneubau planen wir Barrierefreiheit von Anfang an mit. Dazu gehören unter anderem stufenlose Zugänge, ausreichend breite Türen, schwellenlose Bäder oder die Vorbereitung technischer Anschlüsse. Dabei entstehen nur geringe oder gar keine Mehrkosten.

Wird Barrierefreiheit eingefordert?
Grundsätzlich steigt das Interesse an Barrierefreiheit in unserer Gesellschaft spürbar an – sie wird nicht nur als Zusatz nutzen, sondern als Standard erwartet, da sie allen Generationen Vorteile bringt – Familien mit Kindern genauso wie älteren Menschen.
In unseren Häusern trachten wir danach, ein möglichst selbstständiges Leben auch bis zum hohen Alter zu ermöglichen, damit die Menschen in ihrer gewohnten Umgebung verbleiben können.

Gerald Beck, Geschäftsführer ARE Austrian Real Estate

Gerald Beck, Geschäftsführer ARE Austrian Real Estate

Isabella Stickler, Obfrau Alpenland, Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft, antwortet:
Wie sieht Barrierefreiheit im Neubau aus?
Barrierefreiheit wird in Neubauprojekten von Beginn an mitgedacht – vonstufenlosen Zugängen über leicht erreichbare Aufzüge bis hin zu breiteren Türen, ausreichenden Bewegungsflächen und bodengleichen Duschen, aber auch durchdachten, alltagstauglichen Raumaufteilungen.
Im Bestand ist die Situation naturgemäß komplexer. Nachrüstungen sind technisch und finanziell herausfordernd, werden jedoch zunehmend fixer Bestandteil von Sanierungsprojekten.

Wird Barrierefreiheit eingefordert?
Mieter wie Eigentümer achten immer stärker auf Wohnraum, der auch bis ins hohe Alter gut nutzbar bleibt. Barrierefreiheit ist ein entscheidender Faktor für langfristige Werterhaltung, Flexibilität, Sicherheit und damit für die Attraktivität von Wohnungen.

Isabella Stickler, Obfrau Alpenland, Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft

Isabella Stickler, Obfrau Alpenland, Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft

Michael Schmidt, Geschäftsführender Gesellschafter 3SI Immogroup, erläutert:
Wie kann ein Zinshaus barrierefrei gemacht werden?
Mit einem Lift kann man grundsätzlich die Barrierefreiheit herstellen. Sollten ein paar Stufen vom Eingangsbereich überbrückt werden müssen, kann man einen Treppenlift einbauen, sodass etwa ein Rollstuhlfahrer barrierefrei in seine Wohnung kommt. Zwei bis drei Stufen im Zinshaus können oft durch Abschrägung bzw. einer Rampenbildung barrierefrei gemacht werden. 
Die Türen im Altbau bestehen meistens aus zwei Flügeln, die breiter sind als jede neue Eingangstüre. Beim Dachgeschoß-Ausbau wird die Barrierefreiheit von Anfang an mitgeplant und ist auch von den Behörden vorgegeben.

Wird Barrierefreiheit eingefordert?
Ein paar Stufen stören die Kunden nicht. Ein Lift ist aber wichtig, insbesondere ab dem 2. Stock.

Michael Schmidt, Geschäftsführender Gesellschafter 3SI Immogroup

Michael Schmidt, Geschäftsführender Gesellschafter 3SI Immogroup

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