Preise in Österreich weit über Euroraum: Was das für die Herbstlohnrunde bedeutet

Eine Demonstration von PRO-GE vor VA Tubulars mit einem Banner: „Alle Räder stehen still, wenn unser starker Arm es will!“.
Die Inflation steigt und steigt. Die Teuerung liegt in Österreich 3,5 Prozent versus 2,0 Prozent im EU-Ausland. Das sind keine guten Vorzeichen für die Metaller-Lohnrunde.

Eigentlich wurde langsam ein Nachlassen der Inflation in Österreich erwartet, wie das zum Beispiel in Deutschland der Fall ist. Aber es kam anders: Auch im Juli stieg die Teuerung wieder an, und zwar von 3,3 Prozent im Juni auf jetzt 3,5 Prozent. Das hat die Schnellschätzung der Statistik Austria ergeben.

Hintergrund: Von Ende 2024, als die Teuerung hierzulande bereits auf zwei Prozent gesunken war, auf Jänner 2025 war es zum großen Sprung auf 3,2 Prozent gekommen und seither liegt die Inflation konstant über drei Prozent – während sie im Durchschnitt der Eurozone nur 2,0 Prozent ausmacht.

Die Gründe für diese Entwicklung liegen vor allem bei den Preisen für Strom und Gas, weil mit Jahreswechsel bei der Haushaltsenergie diverse Maßnahmen ausgelaufen sind oder wieder eingeführt wurden (z. B. das Aus für die Strompreisbremse). Laut WIFO-Experten Josef Baumgartner machen die höheren Energiekosten (inklusive der gestiegenen CO2-Bepreisung) rund einen Prozentpunkt der aktuellen Teuerung aus.

Dienstleistungen liefern Hauptbeitrag

Eine Beitrag von rund zwei Prozentpunkten liefert zusätzlich der Dienstleistungsbereich. Das sind die kräftig gestiegenen Preise in Gastronomie und Beherbergung, aber etwa auch die Mieten. „Dienstleistungen weisen mit plus 4,5 Prozent eine annähernd konstante Teuerung auf. Dieser Bereich trägt weiterhin am stärksten zur Inflation bei. Gleichbleibend hoch blieb mit plus 4,4 Prozent auch die Teuerung im Bereich Nahrungsmittel, Tabak und Alkohol“, sagt Statistik-Direktor Thomas Burg.

Rollierende Inflation entscheidet

Mit Blick auf die im September startende Herbstlohnrunde in der Metallindustrie sind das alles andere als gute Nachrichten. Baumgartner erwartet eine neuerlich „sehr zähe“ Lohnrunde. Und das hat einen recht simplen Grund: Die rollierende Inflation der vergangenen zwölf Monate wird bis inklusive August 2025 bei rund 2,8 Prozent liegen, weil die niedrigeren Teuerungsraten der zweiten Jahreshälfte 2024 noch hinein spielen. Das ist die Basis für die Lohnrunde und sie wird de facto nur Verlierer kennen.

Warum ist das so?

Schafft es die Gewerkschaft die rollierende Inflation als Lohnerhöhung für 2026 zu fixieren, werden ihre Mitglieder angesichts einer aktuellen Inflation von 3,5 Prozent enttäuscht sein. Die Gewerkschaft muss also versuchen, wenigstens einen 3er vor dem Komma als Verhandlungsergebnis zu erzielen, was bei den Arbeitgebern freilich auf taube Ohren stoßen wird. 

Schwierige Situation

Denn die Arbeitgeberseite muss aus ihrer Situation heraus argumentieren, dass selbst die rollierenden Inflation von 2,8 Prozent deutlich über den zwei Prozent der Eurozone liegt und ein höherer Lohnabschluss die Wettbewerbsfähigkeit der exportorientierten Industrie weiter reduzieren wird – wie schon in den Jahren 2023 bis 2025.

Die Industrie hat ohnehin schon mit höheren Energiepreisen als im Ausland und den US-Importzöllen zu kämpfen – in Summe alles andere als eine leichte Situation.

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