Durchbruch in der Elektro-KV-Runde: 2,75 Prozent mehr Lohn ab Mai

Arbeiter in einer Fabrik inspiziert Elektronikbauteil.
Es war die längste Kollektivvertragsverhandlung in der heurigen industriellen Frühjahrslohnrunde. Ganze elf Wochen dauerten die Lohn- und Gehaltsverhandlungen für die rund 60.000 Beschäftigten der Elektro- und Elektronikindustrie, ehe Freitagabend kurz nach 22 Uhr weißer Rauch aufstieg.
Die Eckpunkte: Die Ist-Löhne und -Gehälter in der Elektro- und Elektronikindustrie erhöhen sich rückwirkend mit 1. Mai um 2,75 Prozent. Ein Deckel von maximal 115 Euro Lohnerhöhung pro Monat wurde eingezogen, die durchschnittliche Erhöhung beträgt daher 2,15 Prozent. Die KV-Löhne und -Gehälter sowie die Lehrlingseinkommen und Zulagen steigen um drei Prozent.
Für stark betroffene Unternehmen wurde eine Rezessionsklausel vereinbart, die es ermöglicht, die direkte Belastung für die Unternehmen langfristig auf 50 Prozent der Ist-Erhöhung zu reduzieren.
Auf betrieblicher Ebene besteht die Möglichkeit, die restlichen 50 Prozent in Form einer für drei Jahre wirkenden Einmalzahlung oder in Freizeit abzugelten. Weiters wurde eine Verlängerung der Freizeitoption um fünf Jahre vereinbart, um die Flexibilität in den Unternehmen zu verbessern. Die Verhandlungsergebnisse betreffen über 60.000 Beschäftigte. Der Kollektivvertrag wurde für ein Jahr abgeschlossen.
Große Gegensätze
„Die gegensätzlichen Positionen waren diesmal besonders groß. Trotz aller Schwierigkeiten konnten wir uns aber in der fünften Runde mit den Arbeitgebern auf faire Lohn- und Gehaltserhöhungen einigen. Vor allem die niedrigen und mittleren Einkommensgruppen profitieren von einem dauerhaften Teuerungsausgleich“, sagen die Chefverhandler Reinhold Binder (Gewerkschaft PRO-GE) und Eva Scherz (Gewerkschaft GPA).
Auch die Arbeitgeber sind zufrieden: „Das Ergebnis ist ein guter Kompromiss für beide Seiten mit sozialer Treffsicherheit und Blick auf den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit, die gerade für die exportstarke Elektro- und Elektronikindustrie essenziell ist“, sagt Wolfgang Hesoun, Obmann des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI).
Im EU-Vergleich habe Österreich die dritthöchsten Kosten auf den Faktor Arbeit und sei damit längst nicht mehr konkurrenzfähig. „Bereits im Raum stehende Streiks, die eine zusätzliche Belastung für die ohnehin schon stark geforderten Unternehmen bedeutet hätten, konnten mit dem heutigen Abschluss verhindert werden“, so Hesoun abschließend.
Dies betonen auch die Gewerkschaftsvertreter: „Diese nachhaltigen Lohn- und Gehaltserhöhungen sind ein gemeinsamer Erfolg der Betriebsräte und Beschäftigten. Der erfolgreiche Abschluss war erst nach Betriebsversammlungen und Streikdrohung möglich. Wir haben uns solidarisch von null bzw. 1,5 Prozent nach oben gekämpft“, so Binder und Scherz, die darauf verweisen, dass die Folgen der Teuerungskrise die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach wie vor stark belasten.
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