Der Ex-Vizekanzler verschaffte etwa einem IT-Anbieter unmittelbar nach dessen Verurteilung zu 18 Monaten zum Teil bedingter Haft – wegen betrügerischer Krida mit einem anderen IT-Unternehmen – Termine in wichtigen Ministerien. Der Betroffene soll zu diesem Zeitpunkt sogar eine Fußfessel getragen haben. Ein weiterer Geschäftspartner wurde gerade erst vom Gericht verurteilt.
Gorbach nutzte vor allem seine alten Kontakte als BZÖ/FPÖ-Politiker, um während der blau-türkisen Regierungszeit Türen zu öffnen, die für manche verschlossen waren. Für den IT-Anbieter arrangierte er immerhin Termine in den Ressorts Verteidigung, Äußeres und Verkehr. Gemeinsam trat man bei Diskussionen in (rechtsextremen) Medien auf.
Auch bei den ÖBB wurde ein Treffen arrangiert. Fühlt sich Gorbach dort “zweitklassig“ behandelt und sind seine Gesprächspartner nicht ausreichend hochrangig, dann schreibt er entsprechende Beschwerde-Mails, die dem KURIER vorliegen. Und er fordert dann bessere, wichtigere Kontaktleute ein.
Erst im April erschien ein Werbe-Inserat, in dem Gorbach für das IT-Unternehmen wirbt. In Summe dürfte er dafür laut Vertrag 2.000 Euro monatlich kassieren.
Darauf angesprochen sagt Gorbach nun, dass er von einer Verurteilung und einer Fußfessel nichts wisse. Er habe den IT-Anbieter anfangs nur über Videokonferenzen kennengelernt. Aber zumindest bei den Terminen war er laut seinen Mails anwesend. Dort sei ihm aber nichts aufgefallen. Und nun sei die Strafe ja abgesessen und getilgt.
Über den Wert der angebotenen IT-Lösungen gibt es unterschiedliche Aussagen: Während Gorbach und die Firma selbst diese als hervorragend bezeichnen, liest sich eine Bewertung durch die renommierte Firma Kapsch eher vernichtend. Außen- und Verteidigungsministerium wurden jedenfalls keine Kunden, das Verkehrsministerium unter dem (FPÖ-nahen) Andreas Reichhardt hingegen kaufte einen Malware-Schutz, der noch im Einsatz ist.
Gorbach wollte jedenfalls noch einen weiteren Geschäftspartner in die IT-Lösung miteinbeziehen: dieser „ist sehr eng mit mir und würde mir/uns gerne im Wachstumsprozess behilflich sein“. Der Geschäftspartner sei ein „Umsetzer und auch sehr schnell“, lobt ihn der Ex-Vizekanzler in einem Mail im Jänner 2019. Er habe auch ein IT-Unternehmen und würde gerne helfen.
Fehlende Erinnerung
Heute will sich Gorbach an so ein Mail überhaupt nicht mehr erinnern. Dies gebe es entweder gar nicht oder er habe es vergessen, das alles sei aber jedenfalls “Vergangenheit“. Er sei auch gar nicht eng mit dem 64-jährigen Geschäftsführer.
Dieser wurde jedenfalls im Frühjahr zu dreißig Monaten teilbedingter Haft verurteilt, er soll Sparer um 90 Millionen Euro geprellt haben.
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