Hohe Energiekosten gefährden Existenz tausender Händler

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Wegen der hohen Stromkosten könnten bis Jahresende 6.000 Geschäfte für immer zusperren müssen.

Die explodierenden Energiepreise gefährden nicht nur den Wohlstand der österreichischen Bevölkerung, sie stellen auch die größte Herausforderung für alle Unternehmen des Landes dar, heißt es seitens des Handelsverbands.

Der Handel kämpfe mit einer Vervielfachung der Stromkosten, 6.000 Geschäften drohe bis Jahresende die Schließung. Viele weitere würden an ihre Grenzen stoßen.

Lieferschwierigkeiten

So kämpft beispielsweise der Kärntner Lebensmittelhandel mit Lieferschwierigkeiten und Kostensteigerungen bei Strom, Personal und Mieten.

Ohne rasche Unterstützung würden viele Handelsbetriebe schließen müssen, warnte am Montag der stellvertretende Gremialobmann des Kärntner Lebensmittelhandels und ADEG-Obmann Anton Kovšca.

Die rund 400 ADEG-Händler in Österreich brauchen bei einer durchschnittlichen Verkaufsfläche zwischen 400 und 500 Quadratmetern jährlich rund 150.000 Kilowattstunden Strom.

Die Hälfte davon fällt wegen der Kühl- und Gefrieranlagen an, auch wenn das Geschäft geschlossen ist. Dazu kommen erhöhte Personalkosten.

"Viele Kaufleute werden selbst die Reißleine ziehen und nicht auf die Insolvenz warten, sondern reagieren, Mitarbeiter kündigen, Betriebe schließen. Da kann sich die Konsequenzen jeder ausmalen, vor allem für den ländlichen Raum", sagt Kovšca:

Keine Zuschüsse

Handelsverbands-Geschäftsführer Rainer Will ortet noch ein anderes Problem: Der überwiegende Teil der heimischen filialisierten Handelsbetriebe erfüllt nicht die Anspruchsvoraussetzungen für den Energiekostenzuschuss. Die österreichische Politik schaffe hier künstliche Hürden, welche zu viele Unternehmen von den Förderungen ausschließe.

„Das muss sofort repariert werden.  Und selbst wenn man jetzt als Betrieb einen Energiekostenzuschuss bekommt, wird es mittelfristig mehr brauchen, um diese historische Krise wirtschaftlich zu überleben“, so Will.

Hinzu komme: Seit dem Sommer sei das Verbraucher-Vertrauen in der gesamten Eurozone und insbesondere in Österreich dramatisch abgestürzt. Die Konsumstimmung trübe sich immer stärker ein.

Starke Umsatzrückgänge

Derzeit müsse die große Mehrheit der Händler massive Umsatzeinbußen verkraften, beispielsweise lag der Umsatzrückgang im Autohandel allein im 2. Quartal bei minus 17,3 Prozent. „Sinkende Umsätze bei steigenden Energiepreisen sind eine toxische Kombination“, sagt Will.

Deutschland habe mit einer Strom- und Gaspreisbremse, die auch die Wirtschaft einschließe, Fakten geschaffen, die alle Nachbarstaaten unter Zugzwang brächten. Jetzt drohe ein massiver Wettbewerbsnachteil für die österreichischen Unternehmen.

Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen bräuchten unbedingt ein transparentes und unbürokratisches Modell einer Energiepreisbremse.

"Wir fordern die sofortige Einführung einer Strom- und Gaspreisbremse nach deutschem Vorbild für den heimischen Handel. Darüber hinaus muss der Energiekostenzuschuss dringend angepasst werden, nachdem der beschäftigungsintensive, filialisierte Handel sonst leer ausgeht", appelliert Will an die Bundesregierung.

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