Helmut Elsner: Das ungewöhnliche Interview aus der Haftanstalt

Helmut Elsner: Das ungewöhnliche Interview  aus der Haftanstalt
Zum Tod des Ex-Bawag-Chefs: Im Herbst 2010 gab er dem KURIER in der Krankenabteilung der Haftanstalt Josefstadt ein nicht alltägliches Interview.

Er war der Einzige aus der Riege der wichtigsten Angeklagten im Bawag-Prozess, der hinter Gitter musste. Wolfgang Flöttl bekam nach der Wiederholung des Prozesses einen Freispruch. Der ehemalige Bawag-Generaldirektor Johann Zwettler wurde für haftunfähig erklärt. Elsner saß 4,5 Jahre in Haft – ohne einen einzigen Tag Freigang.

Im Herbst 2010 wurde ihm die Fußfessel in Aussicht gestellt. Die Staatsanwaltschaft gab ihr Einverständnis dazu, doch der Richter stemmte sich gegen die Fußfessel. Trotzdem gab er sich kämpferisch und meinte: "Man kann mich nicht zerknirschen, sondern nur umbringen." Der Richter genehmigte zwar nicht die Fußfessel, aber dafür ein nicht alltägliches Interview auf der Krankenstation der Haftanstalt.

Jogger statt Anzug

Direkt, ohne Glasscheibe als Trennung. Der einst sehr modebewusste Bawag-Direktor schämte sich für sein Auftreten – das war extrem spürbar bei dem Treffen. Ein türkiser Pulli, einfache Trainingshosen – das entsprach nicht dem Bild, das "Marcel", wie ihn seine Freunde nannten, von sich hatte.

Die Fotos überraschten damals die Öffentlichkeit, weil es die ersten nach der Urteilsverkündung waren. Deshalb fiel gleich auf, wie stark er zugenommen hatte. "22 Kilo", sagte er, "seit ich in Haft sitze". 105 Kilo wog er damals. "Davon sind 10 Kilo Wasser, weil ich so aufgestaut bin", erzählte Elsner damals. Das Reden fiel ihm nach der Bypass-Operation schwer, er rang immer wieder nach Luft, wirkte aufgedunsen, vor allem im Gesicht.

Aber: Der Ex-Manager wirkte gleichzeitig hellwach. Denn bis zu seinem Tod war die Bawag Lebenszweck und Untergang zugleich. Seinen "Fall" aufklären, das war auch nach der Haftentlassung im Sommer 2011 sein Antrieb.

Keine U-Haft, kein Telefon

Er hatte in der U-Haft kein Internet, kein Telefon, kein eMail. Aber er las akribisch jeden Gerichtsakt, jedes Anwaltsschreiben. Wichtige Stellen sind mit Leuchtstift gelb markiert. Viele Aussagen aus dem Bawag-Prozess konnte Elsner auswendig rezitieren.

Die Verantwortlichen für seine Haft waren für ihn vor allem zwei Personen: Der eine war Wolfgang Flöttl. Elsner wollte bis zu seinem Lebensende beweisen, dass Flöttl die Bawag-Millionen nicht verspekuliert, sondern unterschlagen hat. "Er hat mit einer unheimlichen kriminellen Energie daran gearbeitet, sich rein zu waschen", so Elsner

Die andere war Bawag-Richterin Claudia Bandion-Ortner. Gefragt nach Bandion-Ortner, meinte er polemisch über die damalige Justizministerin: "Andere Menschen haben Krebs und ich habe die Bandion-Ortner."

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