Heizöl, Gas, Sprit: Inflation kaum zu bremsen

Von Russland bis Mexiko, in Norwegen und am Donnerstag auch in Großbritannien: Notenbanken weltweit stemmen sich mit Zinserhöhungen gegen die steigende Inflation.
Die US-Notenbank Fed hat erst am Mittwoch drei Zinsschritte im Jahr 2022 in Aussicht gestellt. Auch sie will verhindern, dass sich die Inflation auf dem aktuell hohen Niveau verfestigt, was Einkommen und Ersparnisse zusehends auffressen würde.
Nicht so in der Eurozone. Hier glaubt die Europäische Zentralbank in Frankfurt, wie auch die meisten Experten in Österreich, an eine baldige Beruhigung, an ein vorübergehendes Phänomen.
Aktuell liegt die Teuerung in der Eurozone bei 4,9 Prozent. Für den Jahresdurchschnitt 2022 prognostiziert die EZB aber „nur“ 3,2 Prozent. Ein Argument lautet: Der zurückliegende starke Anstieg der Rohölpreise findet seinen Plafond. Dann bleibt zwar das Tanken teuer, aber man sieht es nicht mehr in den monatlichen Inflationswerten, weil – salopp gesagt – kein weiterer Anstieg stattfindet.
Beruhigung erwartet
Sowohl WIFO wie auch IHS glauben demnach an den Höhepunkt des Inflationsgeschehens im Jänner/Februar mit Werten um die fünf Prozent. Im Jahresdurchschnitt 2022 werden für Österreich Werte zwischen 2,8 % (IHS) und 3,3 % (WIFO) erwartet.Doch vorerst prägen die stark steigenden Preise für Heizöl (+64,5 %), Gas (+20,4 %), Strom (+10,2 %) und Sprit (+38,7 %) das Geschehen an der Teuerungsfront.

Am Freitag bestätigte die Statistik Austria ihre Schnellschätzung für den November. Mit einer Inflationsrate von 4,3 Prozent (Verbraucherpreisindex, VPI) wurde der höchste Wert seit annähernd 30 Jahren erreicht.
Für die Vergleichbarkeit in Europa dient der „Harmonisierte Verbraucherpreisindex“, kurz HVPI.
Zwischen 2,4 und 9,3 %
Er liegt für Österreich aufgrund kleinerer Gewichtungsunterschiede im November bei 4,1 Prozent. In Osteuropa, speziell im Baltikum, liegt die Inflation weit darüber. Den geringsten Teuerungsanstieg erlebt Malta mit 2,4 Prozent, gefolgt von Portugal und Frankreich.
Deutschland ist schon bei sechs Prozent. Den Hauptunterschied zu Österreich mache die heurige Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung in Deutschland aus, erklärt IHS-Ökonom Sebastian Koch. „Wir sind in der heißen Phase, die Zentralbank ist im Stress. Aber zum Jahreswechsel 2022/’23 müssten die Raten wieder auf rund zwei Prozent zurückkommen“, so Koch.
Der größte Unsicherheitsfaktor bleibt Corona. Schnellen die Neuinfektionen wieder nach oben, würde das einen Konjunkturdämpfer bedeuten. Normalerweise dämpft das auch die Inflation. Aber in Zeiten von Material- und Arbeitskräftemangel, Lieferchaos und Energieverteuerung läuft in der Wirtschaft wenig normal.
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