Gesunde Geschäfte mit Hund und Katz

Ein Australian Shepherd steht auf einer Wiese voller Pusteblumen.
Das Tracking-Start-up aus Pasching wuchs zu einem mittelständischen Unternehmen mit 300 Beschäftigten heran. Die Wachstumsstory ist noch lange nicht zu Ende.

Zusammenfassung

  • Tractive ist mit 1,5 Millionen Abonnenten Weltmarktführer im Haustier-Tracking und wächst weiter stark.
  • Das Unternehmen setzt auf GPS-Tracker mit Abo-Modell, Fokus auf Gesundheits-Tracking und expandiert vor allem in den USA und Europa.
  • Mit 300 Mitarbeitern, Vier-Tage-Woche und solidem Geschäftsmodell erzielt Tractive profitables Wachstum und plant weitere Expansion.

Wie kann ein entlaufener Hund oder eine Katze rasch wiedergefunden werden? Ganz einfach mittels GPS-Ortung am Halsband. Manchmal ist die simpelste Gründungsidee die beste. Im Falle von Tractive macht sie Tierbesitzer glücklich. Schon seit 13 Jahren ist Tractive nun am Markt und streng genommen dem Start-up-Alter schon entwachsen. Dennoch wird der Gründer-Spirit im Unternehmen weiter gelebt und das Turbowachstum scheint noch lange nicht vorbei.

„Wir wachsen nach wie vor um etwa 40 Prozent pro Jahr und werden das auch in den nächsten Jahren halten können“, erzählt Tractive-Gründer und CEO Michael Hurnaus dem KURIER. Im Unterschied zu anderen Start-ups sei es aber ein gesundes Wachstum, weil das Geschäftsmodell solide sei.

1,5 Millionen Kunden

Mit 1,5 Millionen zahlenden Abonnenten sind die Oberösterreicher Weltmarktführer in dem lukrativen Nischensegment des Haustier-Trackings. Das Abo-Modell sichert 80 Prozent der Einnahmen. Neue Abonnenten kaufen den Tracker fürs Halsband um 70 Euro und schließen wie bei Netflix oder Spotify ein Abo um 5 Euro im Monat ab, um alle Funktionen der App nutzen zu können.

Die Besitzer erhalten eine Benachrichtigung, falls ihr Liebling virtuelle Zäune verlässt oder eine Tabuzone betritt. Der Tracker hängt wie ein kleines Handy am Halsband und kann von 500 Mobilfunknetzen weltweit genutzt werden, also auch auf Reisen. Das Smartphone muss im Gegensatz zu anderen Trackern nicht in der Nähe sein. Nach und nach kamen weitere Funktionalitäten wie Aktivitäts- und Schlaftracking dazu. Besitzer wollen nicht nur wissen, wo ihr Hund ist, sondern auch, wie es ihm geht. Tiere können zwar nicht sprechen, aber man kann am Verhalten erkennen, ob es ihm gut geht oder ob etwas falsch läuft. „Wir fokussieren uns ganz stark auf das Gesundheits-Tracking bei Hunden und Katzen“, berichtet Hurnaus. Dabei gehe es um die Früherkennung von Krankheiten, um diese rascher behandeln zu können.

Ein Mann mit grau meliertem Haar und Bart lächelt in die Kamera.

Tractive-Gründer  und CEO Michael Hurnaus.

Der Umsatz soll heuer in Richtung 200 Mio. Euro gehen, die Exportquote beträgt 95 Prozent. „Wir sind auch profitabel“, so der Gründer, der früher bei Amazon arbeitete und dort Erfahrung mit digitalen Geschäftsmodellen sammelte.

Größter Markt sind heute die USA, wo Tractive vor vier Jahren gestartet ist, 15 Mitarbeiter beschäftigt und expandiert. „Die USA sind ein sehr spannender Markt, weil es hier extrem viele Haustierbesitzer gibt“, schildert Hurnaus. Erst Anfang der Woche wurde US-Mitbewerber Whistle gekauft. Neben Nordamerika liege der Fokus ganz klar auf Europa, die Wachstumsgrenze sei hier noch lange nicht erreicht.

Vier-Tage-Woche

Tractive beschäftigt knapp 300 Mitarbeiter, die meisten davon am Firmensitz in Pasching. Die Mitarbeitersuche sei mit Einführung der Vier-Tage-Woche vor zwei Jahren sehr erleichtert worden, die Fluktuation gering. Große Risiken für sein Geschäft sieht der Gründer nicht – weder strategisch noch wirtschaftlich: „Freilich könnten Google oder Apple einen Tracker bauen, aber wir haben jetzt schon zwölf Jahre lang die Daten von Hunde und Katzen gesammelt, das ist ein enormer Datenvorsprung. Es weiß keiner so gut wie wir, wie ein drei Jahre alter Beagle normal schläft oder wie hoch der Durchschnittspuls von einem zwei Jahre alten Rottweiler ist“, so Hurnaus.

Bei der Frage, ob Österreich ein guter Standort für Start-ups ist, antwortet er differenziert. Die Frühförderung sei sehr hilfreich, danach fehle es aber an Investorengelder und potenziellen Käufern. Daher würden Firmen auch oft ins Ausland verkauft, was schade sei. Es fehle auch an Wertschätzung für erfolgreiche Jungunternehmen: „Bei uns war noch nie ein Politiker, weder lokaler noch nationaler, der uns gesagt hätte, es ist super, dass ihr euer Geschäft hier von Pasching aus macht.“

Wie geht es weiter? Zunächst stehen die Zeichen auf weiteres, gesundes Wachstum. Danach schließt der Gründer einen Börsengang oder Verkauf nicht aus. „Irgendwann werden die Investoren aussteigen wollen.“

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