Hauptversammlung entscheidet über Aufspaltung von Siemens
Siemens geht die letzten Schritte auf dem Weg zur Trennung von seinem Energiegeschäft. Die außerordentliche Hauptversammlung am Donnerstag (10.00 Uhr) soll die Abspaltung und den Börsengang von Siemens Energy Ende September absegnen. Auch wenn es teilweise Kritik von Aktionären an dem Schritt gibt, gilt eine Mehrheit für die Abspaltung als sicher.
Dafür, dass Siemens das Energiegeschäft mit rund 91.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zuletzt 29 Milliarden Euro abspaltet, nennt der deutsche Konzern vor allem einen Grund: Alleine könne das Energiegeschäft sich besser entwickeln und besser an Geld für Investitionen kommen. Im großen Konzernverbund ist das für das vergleichsweise margenschwache Energy-Geschäft schwieriger. Der verbleibende Siemens-Konzern wiederum will sich auf seine profitableren Geschäftsfelder wie Smart Infrastructure und Digital Industries konzentrieren.
Die scheidende Tochter Energy entlässt Siemens dabei mit einer soliden finanziellen Ausstattung. Im Mai wurde die Eigenkapitalquote mit 37,8 Prozent angegeben. Die Ratingagentur S&P vergab jüngst ein solides Rating von BBB. Das ist allerdings ein gutes Stück schwächer als das A+ des Mutterkonzerns. Insgesamt ist allerdings auch von der Arbeitnehmerseite zu hören, dass die Abspaltung fair läuft.
Kritik der Belegschaftsfunktionäre
Zu den Gegnern der Abspaltung gehört der Verein von Belegschaftsaktionären in der Siemens AG, der sie auch auf der Hauptversammlung ablehnen wird. Wir für Siemens, ein anderer Verein von Belegschaftsaktionären, hat sich ebenfalls skeptisch geäußert, wird allerdings zustimmen.
Bei den institutionellen Investoren hat die Abspaltung Unterstützung. "Die Abspaltung ermöglicht bei der Siemens AG eine schlankere Struktur und den Fokus auf Zukunftsgeschäfte. Das ist genau das, was der Kapitalmarkt schon lange fordert", sagt Vera Diehl, von Union Investment. Auch Deka Investment wird für die Abspaltung stimmen. Von dort ist aber auch Kritik zu hören: Energy müsse "unbedingt die Profitabilität steigern", sagt Winfried Mathes. Und die aktuelle Entwicklung bei Siemens zeige, "dass der Schuss einer allzu starken Fokussierung auf wenige Geschäftsbereiche in Krisenzeiten auch nach hinten losgehen kann."
Siemens Energy beinhaltet neben der alten Siemens-Sparte Power and Gas auch die 67-Prozent-Beteiligung am spanischen Windkraftunternehmen Siemens Gamesa. Derzeit ist der Sitz des Unternehmens noch in München, ob dies so bleibt, wird im Laufe des zweiten Halbjahres entschieden werden. Der Sitz soll allerdings in Deutschland bleiben.
Angesichts seiner Größe gilt Siemens Energy auch als relativ sicherer Kandidat für eine Aufnahme in den MDAX, möglicherweise könnte das Unternehmen mittelfristig sogar in den DAX aufsteigen. Dabei kommt es allerdings auf Handelsvolumen und Marktkapitalisierung an. Wie hoch die ausfallen, wird sich erst zeigen, wenn die neuen Aktien an der Börse sind. Am 25. September sollen sie an die Siemens-Aktionäre verteilt und ab dem 28. gehandelt werden. Siemens und sein Pensionsfonds werden anfangs noch 45 Prozent an Energy halten, binnen 12 bis 18 Monaten soll dieser Anteil aber deutlich sinken. Erster Aufsichtsratsvorsitzender soll der scheidende Siemens-Chef Joe Kaeser werden.
Aus für Kohle
Wie auf der Hauptversammlung angekündigt wurde, wird Siemens Energy aus dem Bau von Kohlekraftwerken aussteigen. "Der Kampf gegen den Klimawandel erfordert eine entschlossene Umstellung der Stromerzeugung, denn sie ist für etwa 40 Prozent der globalen energiebezogenen CO2-Emissionen verantwortlich", sagte Siemens-Chef Joe Kaeser.
"Deshalb habe ich den Vorstand der Siemens Energy AG gebeten, zügig einen stakeholdergerechten Plan zum Ausstieg aus der Stromerzeugung durch Kohle vorzulegen." Bisher fußt ein Großteil des Geschäfts von Siemens Energy auf Kohle- und Gas-Kraftwerken. Auf einen Zeitplan legte sich Kaeser, der zum Aufsichtsratschef von Siemens Energy gewählt werden soll, nicht fest.
Kommentare