Handelskrieg mit USA: Huawei-Gründer Ren Zhengfei kämperisch

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„Die derzeitige Praxis der US-Politiker unterschätzt unsere Stärke“, sagt Ren Zhengfei, Gründer von Huawei.

„Die derzeitige Praxis der US-Politiker unterschätzt unsere Stärke“: Ren Zhengfei, Gründer des Telekommunikationskonzerns Huawei, sprach bei einem Roundtable mit chinesischen Medienvertretern erstmals über die US-Handelsrestriktionen und gab sich dabei kämpferisch. Dank mehrjähriger Vorbereitung sei das Kerngeschäft nicht betroffen.

Das US-Handelsministerium hat Huawei und weitere 70 Firmen auf eine schwarze Liste gesetzt. Huawei ist der weltweit größte Netzwerkausrüster. US-Präsident Trump wirft Huawei vor, dass mit dessen Produkten Spionage für China betrieben werden kann. Der Konzern weist dies zurück. Der Streit hat weltweit für Verunsicherung an den Aktienmärkten gesorgt.

Kerngeschäft von Huawei angeblich nicht betroffen

Huawei Technologies Gründer und CEO Ren Zhengfei betonte in seinem ersten Interview seit der Entscheidung der USA, den Handel mit Huawei einzuschränken, dass dies nicht das Kerngeschäft von Huawei betreffen würde.

Das Unternehmen sei weiterhin fähig, seine Produkte und Dienstleistungen anzubieten: „Wir werden sicherlich in der Lage sein, unsere Kunden weiterhin zu bedienen. Unsere Massenproduktionskapazität ist enorm und die Aufnahme von Huawei in die Entity List wird keinen großen Einfluss auf uns haben.“

Insbesondere in der 5G-Technologie sei Huawei allen anderen Unternehmen voraus. „Die USA unterschätzen Huaweis Fähigkeiten. Kein anderes Unternehmen kann in den nächsten zwei bis drei Jahren zu Huaweis 5G-Technologie aufschließen“, so Ren.

Eigene Produktion als Plan B

Er betonte, dass das Unternehmen bereits seit Längerem Vorbereitungen getroffen hat, um für einen derartigen Fall gerüstet zu sein. Der Gründer habe den Zusammenstoß mit der US-Regierung vorausgesehen und gewusst, dass dieser Konflikt – am Weg an die Spitze – unvermeidlich sei.

„Seitdem beschäftigen wir uns mit der Frage, was passiert, wenn wir an der Spitze mit den USA zusammentreffen, und haben damit begonnen, Vorbereitungen dafür zu treffen. Allerdings werden wir uns letztendlich gegenseitig umarmen, weil wir mit ihnen zusammenarbeiten wollen, um einen Beitrag zur Weiterentwicklung Gesellschaft zu leisten.“

Huaweis unternehmenseigene Halbleitereinheit HiSilicon, die Chips für Smartphones und Server für das Unternehmen herstellt, bereitet sich seit Jahren auf ein Szenario wie dieses vor. „Auch wenn die Versorgung durch unsere Partner unzureichend ist, werden wir keine Probleme haben. Denn wir können alle High-End-Chips, die wir benötigen, selbst herstellen“, so Ren. Damit könne man "die strategische Sicherheit der meisten Produkte des Unternehmens und die kontinuierliche Lieferung der meisten Produkte gewährleisten".

Google sei eine "höchst verantwortungsvolle Firma"

Zudem bestätigte der Leiter der Huawei Smartphone Unit Richard Yu Chengdong im März 2019, dass das Unternehmen eigene Betriebssysteme (OS) für Smartphones und Computer entwickelt habe, falls die von US-Technologieunternehmen bereitgestellten Systeme nicht mehr verfügbar sein sollten.

Mit Blick auf Google sagte Ren, es seien Gespräche mit dem US-Konzern im Gange, wie mit dem Trump-Dekret umzugehen sei. Google sei eine "höchst verantwortungsvolle Firma". Er erklärte, dass Huawei Unterstützung zahlreicher amerikanischer Unternehmen erhalten habe.

"In einem so kritischen Moment bin ich den US-Unternehmen dankbar, da sie viel zur Entwicklung von Huawei beigetragen und ihre Gewissenhaftigkeit in dieser Angelegenheit gezeigt haben", sagte Ren und fügte hinzu: "Soweit ich weiß, haben sich die US-Unternehmen bemüht, die US-Regierung davon zu überzeugen, dass sie mit Huawei zusammenarbeiten soll.“

Zusammenarbeit mit den US-Unternehmen nicht beendet

Und für ihn ist die langjährige enge Zusammenarbeit mit den amerikanischen Unternehmen noch nicht beendet: „Solange diese Unternehmen die Genehmigung aus Washington einholen können, werden wir weiterhin große Mengen von ihnen beziehen.“ Für die Übergangszeit bis zu den Genehmigungen gebe es jedenfalls keine Probleme: „Es kann vorkommen, dass sie keine schnelle Genehmigung erhalten. Wir haben Wege, um diese Übergangszeit durchzustehen. Sobald die Genehmigungen erteilt sind, werden wir unseren Handel mit den US-Unternehmen fortsetzen und zusammenarbeiten.“ Er betonte, dass man nicht alleine arbeiten wolle, obwohl Huawei selbst Chips herstellen könne, die genauso gut sind, wie die von US-Unternehmen.

Der Gründer des Telekommunikationsunternehmens will sich in erster Linie darauf konzentrieren, gute Arbeit zu leisten und Kundenorientierung weiterhin in den Mittelpunkt zu stellen. Und ergänzt: „Was die USA machen werden, liegt außerhalb unserer Kontrolle.“

Konflikt könnte in Abkommen mit China gelöst werden

Die US-Beschwerden gegen den chinesischen Telekomausrüster und Smartphonehersteller Huawei könnten indes nach Einschätzung von US-Präsident Donald Trump im Rahmen eines Handelsabkommens mit China gelöst werden. Zugleich sagte er aber am Donnerstag, von einem militärischen Standpunkt aus sei das Unternehmen "sehr gefährlich". Trump stellte zudem eine rasche Lösung des Handelsstreits in Aussicht.

Zwar wurden nach dem Ende der jüngsten Verhandlungsrunde vor zwei Wochen keine weiteren Gespräche mehr vereinbart. Trump könnte jedoch seinen chinesischen Amtskollegen Xi Jinping beim G-20-Gipfel in Japan Ende Juni treffen. 

 Über Huawei

Huawei Technologies ist führender Hersteller von Telekommunikationslösungen. Die Produkte und Lösungen des Unternehmens werden in über 170 Ländern eingesetzt und von 45 der 50 größten Netzbetreiber weltweit sowie von einem Drittel der Weltbevölkerung genutzt. Huawei verfügt über eine umfassende Expertise in Festnetz-, Mobilfunk- und IP-Technologien. Das Portfolio des Unternehmens umfasst mobile Produkte, Produkte für Vermittlungstechnik, Netzwerkprodukte, Software-Anwendungen sowie Endgeräte. Huawei erzielte 2018 einen Umsatz von 108,5 Milliarden US-Dollar. Damit wurde ein Plus von mehr als 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreicht. Huawei beschäftigt über 180.000 Mitarbeiter/innen weltweit, von denen mehr als 45 Prozent im Bereich Forschung und Entwicklung tätig sind. Seit 2007 ist Huawei in Österreich mit einem Standort in Wien vertreten und beschäftigt in Österreich 100 Mitarbeiter/innen.

 (Schluss) hf

 

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