Handelsdefizit: Trumps Strafzölle ziehen nicht

Donald Trump spricht bei einer Rede vor einem Mikrofon.
Sowohl US-Handelsdefizit als auch Schuldenstand steigen massiv – und das trotz der Strafzölle Trumps.

Donald Trump ist kein Mann bescheidener Worte. In ihm bündle sich mehr Wirtschaftskompetenz als in der US-Notenbank FED, so der US-Präsident im Oktober 2018. Entsprechend ließ er mit einem Wahlversprechen aufhorchen. In zwei Amtszeiten werde er den Schuldenberg, damals mehr als 19 Billionen Dollar hoch, komplett abtragen und damit dem republikanischen Credo nach mehr Haushaltsdisziplin folgen. Das Gegenteil trat ein: Die Staatsschulden überstiegen während Trumps erster Halbzeit die sagenhafte Summe von 22 Billionen Dollar.

Der zweite große Brocken: das US-Haushaltsdefizit. Defizite im Außenhandel werden von Trump nicht gern gesehen. Seiner Ansicht nach kommt ein chronischer Überschuss der Einfuhren einer unfairen Behandlung durch das Ausland gleich. Als Trump vor über zwei Jahren ins Weiße Haus gezogen ist, hat er angekündigt, das Defizit zu senken und setzte zum Schutz der heimischen Industrie eine Spirale aus Importzöllen in Gang: gegen China, gegen die EU, auf Autos, Stahl, Aluminium und vieles mehr. Alleine auf chinesische Waren wurden Zölle im Wert von insgesamt 250 Milliarden Dollar in Kraft gesetzt.

Genutzt hat all das nicht: Die Amerikaner haben deutlich mehr Waren importiert, als in andere Länder verkauft. Das Außenhandelsdefizit ist während Trumps Amtszeit um mehr als 100 Milliarden Dollar gestiegen und hat 2018 den höchsten Wert seit zehn Jahren erreicht. Die Importe übertrafen die Exporte 2018 um 621 Milliarden Dollar (548 Mrd. Euro), so das Handelsministerium am Mittwoch. Das politisch besonders heikle Handelsdefizit mit China weitete sich dabei um fast 12 Prozent auf 419 Mrd. Dollar aus. Das Defizit im Handel mit der Europäischen Union erreichte 169,3 Milliarden Dollar und damit einen Höchststand.

Ursachen für Bilanzdefizit

Die Ursachen für das gewachsene Handelsdefizit sind vielfältig. So wurden, um mögliche Strafzölle zu umgehen, vor dem beginnenden Handelskrieg voriges Jahr massenhaft Produkte in die USA exportiert. Ein starker Dollar erschwerte die Ausfuhren auf US-Seite zusätzlich. Und auch Trumps eigene Steuerreform hat zu einer Erhöhung des Handelsdefizits beigetragen: Denn ihre Konsumlaune durch gestiegene Löhne stillten die Amerikaner überwiegend mit Waren aus dem Ausland.

Auf einen weiteren Umstand weist das Wall Street Journal hin: Um die Steuerreform zu finanzieren, musste die Regierung mehr Dollar leihen. Und ein Teil davon stammt von ausländischen Investoren, die damit wiederum mehr Waren und Dienstleistungen an die Amerikaner verkauften, wodurch sich die Lücke im Handesldefizit weiter auftat.

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