So soll dem schwächelnden Export wieder auf die Beine geholfen werden

PG WKÖ UND WIRTSCHAFTSMINISTERIUM: "CHANCEN-PAKET FÜR EXPORTFIRMEN" - MAHRER / HATTMANNSDORFER
Kammer und Ministerium schnüren "Chancenpaket" für Exportfirmen. Potenzial von Nordamerika bis Australien liege bei knapp 21 Milliarden Euro

Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer und Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer, beide ÖVP, wollen das Ruder in der angeschlagenen Exportwirtschaft herum reißen. Anlässe dafür gibt es einige. Zu nennen ist das dritte Rezessionsjahr in Österreich, eine bereits sehr schwache Handelsbilanz im Jahr 2024, die ständigen Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump oder die zunehmend stärker werdende Konkurrenz auf internationalen Märkten - was Preis, Qualität und Produktionsvolumen betrifft. "Die Konkurrenz hat nicht geschlafen", weiß Mahrer.

Dazu kommen hausgemachte strukturelle Probleme wie die hohen Energie-, Personal und Bürokratiekosten. Unterm Strich rutschte Österreichs Exportvolumen wieder unter die bereits 2023 erreichte Marke von 200 Milliarden Euro. Konkret sanken Österreichs Exporte auch aufgrund der schwachen internationalen Konjunktur und dem stärker werdenden Protektionismus in der Welt um rund zehn Milliarden Euro von 200,8 Mrd. Euro um -4,9 Prozent auf 191,0 Mrd. Euro. Allein das Minus in den Top-10-Exportländern Österreichs - allen voran Deutschland - betrug im Vorjahr 2,8 Milliarden Euro.

Hattmannsdorfer reagiert nun insofern, als er im neuen Doppelbudget, dessen Beschlussfassung im Parlament als Formsache gilt, Sondermittel in Höhe von 15 Millionen Euro für heimische Exporteure zur Verfügung stellt. Diese einmalige Summe für zwei Jahre kommt zu den rund 13 Millionen Euro pro Jahr hinzu, die die Wirtschaftskammer für ihre Initiative "Go International" ausgibt. 

Mahrer und Hattmannsdorfer sprechen von einem "Chancenpaket" für Exportfirmen. Diese sollen auf Basis definierter Chancenregionen mit besonders hohem Potential für Exporteure, beim Markteintritt unterstützt werden. Angedacht sind hier spezielle Beratungen und Coachings, Webinare, ein Handelspartner-Matching oder Hilfen bei der Geschäftsanbahnung.

Um hier zielgerichtet und nicht mit der Gießkanne vorzugehen, wurde das Industriewissenschaftliche Institut (IWI) mit einer Studie über jene Länder und Regionen beauftragt, in denen heimische Exporteure über das schon bestehende Geschäft hinaus zusätzliches Potenzial erwarten dürfen. 

Besonders hohe Marktchancen wird dabei Nordamerika (USA, Kanada, Mexiko) mit 11,1 Milliarden Euro zugesprochen, an zweiter Stelle rangiert Südostasien und Ozeanien mit einem zusätzlichen Exportpotenzial von 3,3 Milliarden Euro.

Fast 21 Milliarden an Potenzial 

Länder wie Deutschland oder China fehlen in der Liste der Chancenmärkte, hier sei das Geschäft schon sehr bekannt bis stark ausgebaut bzw. gehe es nur um Märkte außerhalb des EU-Binnenmarktes, wurde mehr oder weniger schlüssig argumentiert.

In Summe liege das neue, zu erschließende Exportpotenzial bei immerhin 20,8 Milliarden Euro, führte Mahrer aus. Er hofft, diese Summe in den Jahren 2026 und 2027 auf den Export-Boden bringen zu können. Beispielsweise auch mit einem starken Auftritt nicht nur bei der aktuellen Expo in Osaka (Japan), sondern dann schon bei der nächsten Expo 2027 in Belgrad. 

Auf die Zolldrohungen aus Washington angesprochen, sagte Mahrer: "Es wird nicht immer alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird." Die Ankündigungspolitik sei für die Märkte nicht angenehm, aber "es gibt wechselseitige Abhängigkeiten. Es ist nicht so, dass die Vereinigten Staaten so tun können, als wären alle vom US-Markt abhängig." Mahrer setzt aber wie Hattmannsdorfer auf eine Verhandlungslösung. Zeitgleich sind Gegenzölle im Volumen von 100 Milliarden Euro in Vorbereitung, falls Trump nicht einlenkt.

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