Warum Gold über 4.000 Dollar liegt und weiter steigen wird

Es hatte sich abgezeichnet, Mittwoch früh war es soweit. Erstmals übersprang der Goldkurs die Marke von 4.000 Dollar. Und legte im Tagesverlauf gleich um weitere 50 Dollar zu. Die Gründe für den anhaltenden Höhenflug:
Geopolitik Nach dem Haushaltsstreit in den USA und dem Shutdown in Behörden sowie der sich zuspitzenden Staatskrise in Frankreich und dem Rücktritt des japanischen Premierministers setzen viele Investoren verstärkt auf Gold, das bei Anlegern als „sicherer Hafen“ in politisch unsicheren Zeiten gilt.
Zentralbanken Drei Jahre in Folge lag die Goldnachfrage der Zentralbanken über 1.000 Tonnen, 2025 könnte die Marke ein viertes Mal in Folge erreicht werden. „Die Nachfrage der Zentralbanken ist zentral für die Goldpreisentwicklung“, sagt Benjamin Louvet, Head of Commodities bei Ofi Invest Asset Management. „Physisches Gold macht mittlerweile einen größeren Anteil der Reserven aus als US-Staatsanleihen – zum ersten Mal seit 1996.“ Die Abkopplung vom Dollar schreite weiter voran, da viele Institutionen ihre Anlagen diversifizieren und ihre Goldbestände aufstocken würden.
Anleger Die Positionen in Gold-ETFs sind seit Juni 2024 um mehr als 10 Millionen Unzen gestiegen. Dabei ist aber zu beachten, dass die Bestände immer noch unter ihrem Höchststand von 2020 liegen. „Der Markt befindet sich nicht im überkauften Bereich – was darauf hindeutet, dass die Rallye anhalten könnte“, so Louvet.
Inflation In vielen Ländern ist die hohe Inflation bereits gebändigt, in einigen aber noch nicht. In Großbritannien stieg sie zuletzt auf 3,8 Prozent, in den USA waren es 2,9 Prozent, Tendenz nach oben. Gold gilt als Inflationsschutz, auch wenn es keine Zinsen zahlt.
US-Dollar Da Gold in Dollar gehandelt wird, führt eine Abwertung des Dollar dazu, dass Gold für Anleger außerhalb der USA günstiger wird – was die Nachfrage antreibt. Für Euro-Anleger hat aus diesem Grund der Preisanstieg heuer noch nicht so stark durchgeschlagen. Waren es in Dollar bis dato plus 55 Prozent, so sind es in Euro „nur“ 39 Prozent. Zum Vergleich: 2024 waren es in Dollar 26, in Euro 34 Prozent.
Silber und Bitcoin
Die Rekordjagd betrifft aber nicht nur Gold. Die Notierung für Silber profitierte ebenfalls von starker Nachfrage und erreichte etwa zeitgleich mit dem Goldpreis ein Rekordhoch. Und der Bitcoin erzielte zu Wochenbeginn mit mehr als 126.000 Dollar ebenfalls eine Bestmarke.
Prognose
„Eine deutlichere Korrektur ist angesichts der signifikanten Rally nicht auszuschließen – etwa bei steigendem Dollar oder einer geopolitischen Entspannung“, sagt Experte Ronald Stöferle von der Incrementum AG. Eine Korrektur von 10 bis 15 Prozent sei möglich, langfristig bleibe der Aufwärtstrend intakt. Laut Louvet wäre der wichtigste Grund für einen Preisrückgang ein überraschend starkes Wirtschaftswachstum in den USA. Dies könnte einen Anstieg der Realzinsen ermöglichen, was für Gold den größten Gegenwind darstellen würde.“
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