Wie das Einwegpfand bei Konsumenten und Betreibern ankommt

Die Einführung des Einwegpfandes auf Kunststoffflaschen und Metalldosen war umstritten – und ist es bis heute. Die Zwischenbilanz nach sechs Monaten fällt entsprechend zwiespältig aus. Ein Überblick:
+ Recyclingquote
Eingeführt wurde das Einwegpfand, um die von der EU geforderte Sammelquote von 90 Prozent bis 2029 zu erreichen. Das Ziel könnte schon 2027 erreicht werden, heißt es bei der Betreiberfirma EWP Reycling Pfand Österreich. Für heuer ist eine Rücklaufquote von 80 Prozent realistisch. Täglich werden derzeit zwischen sieben und neun Millionen Einweg-Pfandgebinde retourniert.
+ Akzeptanz
Laut einer Umfrage von marketagent im Auftrag der EWP befürworten fast drei Viertel der Konsument/innen das Pfandsystem, rund 80 Prozent fühlen sich gut darüber informiert. Für rund 70 Prozent der Befragten ist eine saubere Umwelt der wichtigste Vorteil des Einweg-Pfandsystems, gefolgt von Kreislaufwirtschaft und, dass weniger Müll verbrannt wird.
+ Kreislaufwirtschaft
Ein Grund für die Einführung des neuen Systems war das Ankurbeln der Kreislaufwirtschaft. Die zurückgebrachten Flaschen und Dosen werden sortiert, teilweise über weite Strecken in große Lager transportiert, wo sie in Ballen gepresst und als Rohstoff an Recyclingunternehmen verkauft werden. Aus dem Material entstehen wieder neue Flaschen und Dosen, wodurch der Pfandkreislauf geschlossen wird. Durch das Pfand landen auch deutlich weniger zerdrückte Dosen in der Umwelt.
- Zusätzlicher Aufwand
Konsumenten klagen über den zusätzlichen Aufwand. Mehr als ein Drittel kritisiert die Rückgabe als zeitaufwendig oder umständlich, zeigt eine Studie der IMC Krems. 61 Prozent empfinden das System als gewöhnungsbedürftig. Viele tragen ihr Leergut nicht gleich zurück, sondern horten es wochenlang zu Hause. Da kommt oft viel zusammen und sorgt für Stau vor den Rückgabeautomaten. Um Wartezeiten zu vermeiden, sollten die Rückgaben nach Möglichkeit außerhalb der Stoßzeiten erfolgen, rät EWP-Geschäftsführerin Monika Fiala.
- Pfandschlupf
Das Pfand für die nicht retournierten Flaschen und Dosen („Pfandschlupf“) verbleibt im System und fließt in Verwaltung und Logistik. Eine Zweckbindung gibt es nicht, was die FPÖ als intransparent kritisiert. Sie verwies am Mittwoch auf eine Studie, wonach für Kunststoff jährliche Einnahmen aus dem Pfandschlupf in Höhe von 24,5 Mio. Euro und für Metall 11,5 Mio. Euro erwartet werden.
880 Millionen Gebinde
Seit 1. Jänner 2025 gilt in Österreich die Einwegpfandverordnung auf Kunststoffflaschen und Metalldosen. Bis Ende Juni wurden 880 Millionen Gebinde in den Verkauf gebracht. 357 Millionen davon – 48 Prozent der Flaschen und 52 Prozent Dosen – wurden zurückgegeben. Für das Gesamtjahr wird mit 1,7 Milliarden Gebinden gerechnet.
98 Prozent der Getränkeverpackungen werden im Handel zurückgegeben, nur 2 Prozent woanders (Kino, Bäckerei, Gastro).
Die Profiteure des Systems seien vor allem jene, die hinter der EWP stehen, also die Getränkehersteller und der Lebensmittelhandel. Staatliche Kontrollen seien schwach. Steuergeld fließt allerdings keines ins Einwegpfandsystem. Fiala verweist in einer Reaktion darauf, dass Vertreter des Umweltministeriums im Aufsichtsrat sitzen und man dem öffentlichen Vergaberecht unterliege.
- Verlierer ARA
Das seit Jahren etablierte Sammelsystem der Altstoff Recycling Austria (ARA) verlor durch das neue System bis Mai 55.000 Tonnen an Verpackungen für die gelbe Tonne. Das sind 20 Prozent des Umsatzes oder 45 Mio. Euro. Die Verluste holt sich die ARA über Gebührenerhöhungen wieder herein. Kunststoffverpackungen wurden um 15 Prozent teurer, Metallverpackungen um 50 Prozent. Am Land sollen nun die Abholintervalle verlängert werden.
Während es zur Halbjahresbilanz des Einweg-Pfandsystems viel Applaus von den Grünen gab, startete die FPÖ eine Online-Petition für dessen Abschaffung. Das System sei „ein überteuerter Murks, der nicht nur das bewährte Sammel- und Recyclingsystem torpediert, sondern Konsumenten, Nahversorger und den Handel mit neuen Bürokratielasten und Zusatzkosten überzieht“. Außer Konzernen brauche das grüne Symbolprojekt niemand, meint die FPÖ.
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