Gärtnerei verzweifelt: Millionen Pflanzen gehen ein

Gärtnerei verzweifelt: Millionen Pflanzen gehen ein
Quer über Branchen hinweg sehen sich die heimischen Fachhändler bedroht und fürchten ein "Massensterben" der Geschäfte.

Auf die schwierige Lage von Gärtnereien und Gartenfachhandel macht die Gärtnerei Starkl in einem Offenen Brief an die Bundesregierung aufmerksam. Während in den Supermärkten in großem Umfang billig eingekaufte Warte verkauft werden dürfe, sei der Fachhandel die einzige Branche, die mit Frischware arbeite, aber diese nicht verkaufen dürfe. "Wenn das so bleibt führt das dazu, dass in den nächsten Wochen zig Millionen Gemüse-Pflanzen und auch Blumen in unseren Lagern eingehen werden", warnt Ludwig Josef Starkl, Geschäftsführender Gesellschafter mehrerer Gartencenter in Österreich. Pflanzen müssten jetzt im Frühjahr eingesetzt werden, das könne man nicht ein paar Monate verschieben.

An die Konsumenten appelliert er, die Online-Einkaufsmöglichkeiten der Gärtnereien zu nutzen und direkt dort zu bestellen - damit die Betriebe auch noch nach der Krise bestehen.

Fachhandel fordert Solidarität im Handel

Allgemein sehen sich die heimischen Fachhändler, weil ihre eigenen Geschäfte geschlossen sind, aber in Supermärkten auch Non-Food-Artikel angeboten werden. Die Fachhändler unterstützen die Maßnahmen der Bundesregierung zum Schutz der Menschen, denn Gesundheit sei am wichtigsten. Es sollten sich aber alle Akteure im Handel "solidarisch und entsprechend der geltenden Verordnung" verhalten.

"Gesundheit geht vor. Betriebsschließungen sind in Anbetracht der aktuellen Situation verständlich und umzusetzen. Nicht verständlich ist, warum Handelsbetriebe, die von den Schließungen ausgenommen sind, um Lebensmittel zu verkaufen, aktiv Non-Food-Warengruppen anbieten und sogar bewerben. Dies schädigt und gefährdet österreichische Klein- und Mittelbetriebe in ihrem Kerngeschäft, die momentan aufgrund der Verordnung geschlossen haben müssen. Hier fordern wir Klarheit durch die Politik und entsprechende Umsetzung", so Holger Schwarting, Vorstand von SPORT 2000, am Sonntag zur APA.

Laut den Fachhändlern dürfen gemäß der Verordnung der Bundesregierung während der Zeit der Geschäftsschließungen in Mischbetrieben bzw. Handelsbetrieben, die ein breit gefächertes Sortiment führen, ausschließlich Artikel zur Sicherung der Grundversorgung verkauft werden. "Wir haben auch großes Verständnis für die Bedürfnisse der Bevölkerung, auch in diesen Zeiten über die Grundversorgung hinausgehende Produkte kaufen zu wollen. Für viele der Händler, die wir vertreten, bedeuten diese Einkäufe jedoch eine unmittelbare Bedrohung ihrer Existenz. Diese Umsätze fehlen und können auch nicht mehr aufgeholt werden. Hier braucht es ein neues Bewusstsein", so Schwarting. Konsumenten sollten das bei ihren Einkäufen berücksichtigen.

Für die rund 950 Mitgliedsbetriebe der sieben Fachhandelsverbände EK Servicegroup Austria, Interspiel, ModeRing, ANWR Garant Austria, SPORT 2000 Österreich, VEDES und Spielzeug-Ring seien die Geschäftsschließungen teilweise existenzbedrohend. Die von der Bundesregierung auf den Weg gebrachten Rettungsprogramme würden die Klein- und Mittelbetriebe nur langsam erreichen. Die hier zusammengeschlossenen Fachhändler erwirtschaften allein in Österreich einen Jahresumsatz von 1,3 Mrd. Euro mit rund 1.350 Geschäften und gut 6.000 Beschäftigten.

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