Coronavirus: 7.000 Erntehelfer, aber wer stellt ihnen Gesundheitszeugnisse aus
Rund 14.000 Erntehelfer benötigen Österreichs landwirtschaftliche Betriebe in der Saison, fast 7.000 Arbeitskräfte haben sich bisher beim vom Landwirtschaftsministerium um Elisabeth Köstinger gestarteten Portal „dielebensmittelhelfer.at“ gemeldet. Sie sollen am Ende jene Arbeitskräfte aus Tschechien, der Slowakei, aus Ungarn, Rumänien und der Ukraine ersetzen, die wegen der Grenzschließungen nicht mehr nach Österreich kommen können.
Hunderte Arbeitskräfte benötigen vor allem die Spargelbauern, deren Saisonstart bevorsteht. Die Freiwilligen-Meldungen werden aber mit gemischten Gefühlen aufgenommen.
„Es melden sich sehr viele Leute bei uns, aber es wird sich zeigen, wie viele wirklich für die Arbeit geeignet sind und auch arbeiten wollen“, sagt der niederösterreichische Spargelbauer Georg Sulzmann zum KURIER. „Es sind nur ganz wenige die beruflich vorbelastet sind. Ich habe darunter nur zwei Gärtner, viele sind aus der Gastronomie, aus dem Handel, sogar Künstler und Unternehmensberater sind darunter." Nachsatz: „Und Pensionisten sind dabei, die ehrenamtlich arbeiten wollen. Es gibt aber auch Leute, die nur Samstag und Sonntag arbeiten können.“
Werner Magoschitz, mit 100 Hektar Anbaufläche der größte Spargelbauer im Marchfeld, braucht heuer nur 220 statt 140 Erntehelfer, weil die Belieferung der Gastronomie wegen des Coronavirus ausfällt.
"Es melden sich Leute quer durch alle Bevölkerungsschichten. Es haben sich zwei Köche gemeldet, Kellnerinnen aus der umliegenden Gastronomie und Studenten. Und ein Zimmermann aus Wien, den werde ich nehmen. Der kann mir beim Ausliefern helfen“, sagt Magoschitz zum KURIER. „Die harte Feldarbeit werden aber nur wenig schaffen, das ist unser Problem. Es gibt verschiedenste Firmen, die uns Leute vermitteln unter anderem aus der Baubranche. Doch diese Branchen haben einen zu hohen Lohn, den wir uns nicht leisten können.“
Der Mindestlohn für Erntehelfer und Landarbeiter beträgt 1500 Euro brutto pro Monat oder rund 13 Euro brutto pro Stunde. „Es hat mich gerade ein Vermittler angerufen, da geht es um 23,60 Euro pro Stunde, die ich zahlen muss“, sagt der Spargelbauer zum KURIER. „Das ist für unser Produkt nicht möglich, da ist es besser, wenn ich den Spargel auswachsen lasse.“ Mit dem Lebensmitteleinzelhandel seien fixe Spargelpreise festgelegt. Außerdem werde der Spargel aus Italien, Spanien und Peru immer noch billiger angeboten.
Indes hat Magoschitz die meiste Angst davor, dass sich die verschiedenen Helfer beim ersten Zusammenkommen in seinem Betrieb womöglich mit dem Coronavirus anstecken könnten. Es sei nämlich nicht so einfach, dass diese Leute kurzfristig ein Gesundheitszeugnis erhalten, meint Magoschitz. Eine Ansteckung würde den gesamten Betrieb lahmlegen.
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