Banken drohen erneut hohe Verluste in Ungarn

Vor der Finanzkrise 2008 hatten zahlreiche ungarische Familien Fremdwährungskredite aufgenommen – rund 90 Prozent in Schweizer Franken. Dessen Wert legte aufgrund der Forint-Schwäche seit 2008 um rund 70 Prozent gegenüber der ungarischen Währung zu. Die Kreditraten explodierten für die Ungarn, viele Betroffene konnten ihre Schulden nicht mehr tilgen, verloren ihre Wohnungen und Häuser.
So zwang der ungarische Premier Viktor Orban im Jahr 2011 Banken in Ungarn, darunter österreichische Geldinstitute wie die Erste Group und Raiffeisen und Bank Austria, zu einer tief unter den Wechselkursen liegenden Konvertierung (mehr dazu...). Heimische Banken fuhren dadurch einen Verlust von über einer Milliarde Euro ein.
Und nun drohen erneut hohe Abschreibungen: Der Regierungschef hat in Ungarn tätigen Geldinstituten ein Ultimatum bis November gestellt, um den Bürgern einen günstigen Tausch von Fremdwährungskrediten in Forint-Darlehen anzubieten. Den Großteil der Verluste, der dabei entsteht, sollten die Geldhäuser und nicht die Bürger tragen, sagte Orban vorige Woche im ungarischen Rundfunk. Das sei die "moralische Verpflichtung der Banken". Falls es bis zum 1. November keine Lösung gebe, werde die Regierung das Problem lösen, kündigte Orban an, ohne Details zu nennen.
Reaktion
Der Bankenverband kann die Forderung "in der gegenwärtigen Form nicht akzeptieren". Das betonte der ungarische Bankverbandschef Mihaly Patai laut Medienberichten am Dienstag. Die Banken könnten die Probleme ohne Unterstützung der Regierung "nicht lösen".
Der Chef der größten ungarischen Bank OTP, Sandor Csanyi, warnte vor Illusionen hinsichtlich einer drastischen Senkung der monatlichen Ratenzahlungen bei Fremdwährungskrediten. Wie er am Dienstag im Hir-TV betonte, könnten diese Raten höchstens um 15 Prozent verringert werden, damit die Devisenschuldner nicht bessergestellt würden als die Inhaber von Forint-Krediten.
Austro-Banken kommentieren Ultimatum nicht
Die in Ungarn tätigen österreichischen Banken - Bank Austria, Raiffeisen Bank International (RBI) und Erste Group - wollen das Ultimatum der Regierung von Viktor Orban zu den Fremdwährungskrediten vorerst nicht kommentieren
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