Ungarn schockt die Banken

Ungarn schockt die Banken
Premier Orban will Häuslbauer ent-, Kreditinstitute dafür belasten. Vizekanzler Spindelegger droht Ungarn mit EuGH.

Über dem Neusiedler See hat sich ein heftiges Gewitter zusammengebraut. Der Grund für das veritable Tief zwischen Österreich und Ungarn ist der Plan des ungarischen Premiers Viktor Orban, den Fremdwährungs-Kreditnehmern des Landes unter die Arme zu greifen. Franken- und Euro-Kredite sollen zu günstigen Kursen getilgt werden können, wiederholte Orban seinen Plan am Montag im Budapester Parlament. Beschlossen soll dies noch diese Woche werden.

Zum Handkuss kommen die Banken, aus Österreich vor allem Erste Group und Raiffeisen Bank International (RBI). Sie wären, wollen ihre Kunden Kredite tilgen, zu einem Fixkurs von 180 Forint je Franken gezwungen, obwohl der Franken aktuell etwa 240 Forint kostet.
Das bedeute einen enormen Ausfall für die heimischen Banken, sie seien "in ihrer Existenz bedroht", wies Vizekanzler Michael Spindelegger am Montag das Ansinnen "in schroffer Form" zurück. Der Vorschlag sei "ein Verstoß gegen das, was wir in der EU aufgebaut haben.

Privatwirtschaftliche Verträge müssen eingehalten werden." Sollte Ungarn den Plan umsetzen, könnte die EU-Kommission den Europäischen Gerichtshof einschalten und eine einstweilige Verfügung beantragen, so Spindelegger. Finanzministerin Maria Fekter protestierte in einem Brief an den ungarischen Wirtschaftsminister gegen das Vorgehen.

Milliarden

Für die Banken, die in Ungarn tätig sind, steht etliches auf dem Spiel. Rund 1,3 Millionen Ungarn haben Fremdwährungskredite laufen, vor allem in Franken. Die Erste Group hat umgerechnet drei Milliarden Euro in Franken an ungarische Privathaushalte verliehen, bei der RBI sind es 1,6 Mrd. Euro. Die Bank Austria (die zur UniCredit gehört) nennt 765 Millionen Euro. Fraglich ist, wie viele Ungarn sich eine Kredittilgung auf einen Schlag leisten können - nur dafür soll der tiefe Fixkurs gelten.

Mehr als 800.000 Fremdwährungs-Kreditnehmer in Ungarn sollen sich in Zahlungsschwierigkeiten befinden, weil der Forint vor allem zum Franken massiv verloren hat. Viele sind mit ihren Raten im Rückstand. Die Banken haben bereits im Frühjahr einer Erleichterung für die Betroffenen zugestimmt und die Rückzahlung um vier Jahre verlängert.
Premier Orban will die Vereinbarung offenbar kippen und mehr Vorteile für die Kreditnehmer. Die Erste bezweifelt, dass ein Zwang rechtlich möglich ist. Zudem sei fraglich, ob es dafür genug Forint-Liquidität gebe.

Die österreichischen Bank-Aktien stürzten am Montag jedenfalls massiv ab. Die ungarischen Banken OTP und FHB waren vom Aktienhandel ausgesetzt.

Ungarn: Scharfer "Kredit-Paprika"

Kreditnehmer Ein gesetzlich vorgeschriebener Kurs von 180 Forint je Franken würde Hunderttausende ungarische Häuslbauer entlasten.

Banken Eine vergünstigte Kreditrückzahlung würde für die Banken Ausfälle von 20 Prozent und mehr bedeuten. Erste Group und Raiffeisen Bank International fahren in Ungarn, auch wegen der dortigen Bankensteuer, ohnehin schon Verluste ein.

Finanzplatz Greift Ungarn in laufende Verträge ein, würde das einen massiven Vertrauensverlust in den Finanzplatz mit sich bringen.

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