Freizeit-Branche kann nach Ansturm wieder durchatmen
Die Freizeit-Branche bekommt nach zwei „unglaublichen“ Jahren wieder ein wenig Zeit zum Durchschnaufen. Dabei geht es um Produkte wie Jacken, Schuhe, Wanderstöcke, Rucksäcke oder Kletterseile. Im Fachjargon wird das die „Outdoor-Branche“ genannt. Für diese war der Boom in den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 fast schon zu viel des Guten, berichtet Stefan Brandl vom Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs (VSSÖ) und Verkaufsleiter von Lowa Österreich.
„Im Outdoor-Segment ist Unbeschreibliches losgewesen“, sagt Brandl. Die Leute seien nicht auf Urlaub gefahren, sondern im Land geblieben und hätten mit dem Urlaubsgeld zuerst die Geschäfte und dann die Berge gestürmt. In den vergangenen beiden Jahren hat die Branche Umsatzsteigerungen von 30 Prozent verzeichnet. Die Outdoor-Industrie setzte von September 2021 bis August 2022 rund 622 Millionen Euro um, wie der VSSÖ jetzt erstmalig erhoben hat.
Überhitzung
Der Ansturm hat die Hersteller an ihre Kapazitätsgrenzen gebracht, erzählt Brandl. Die Nachfrage sei so groß gewesen, dass die Industrie kaum mit dem Produzieren nachgekommen sei, es sei fast schon eine Überhitzung eingetreten. Das traf vor allem auf Wander- und Bergschuhe zu. Der Trend scheint sich nun aber wieder abzukühlen. Brandl glaubt, dass der Umsatz 2023 wieder auf dem Vorkrisenniveau von 2019, vielleicht sogar zehn Prozent darunter, liegen wird. „Die Nachfrage ist durch die Diskussion um hohe Energiekosten und die Teuerung zurückgegangen.“ Die Leute würden abwarten, welche Stromkosten und andere Belastungen auf sie zukommen und abwarten.
Generell wird der Outdoor-Trend aber stark bleiben, glaubt Brandl. Durch die Corona-Pandemie seien viele Junge auf den Geschmack gekommen und vermehrt in den Bergen anzutreffen. Es habe eine deutliche Verjüngung der Kundengruppe stattgefunden. Die Jungen würden auch nicht „Wandern“ sagen, das sei verstaubt, heute heiße das „Trekking“. Die Produkte werden auch „jünger“ und farbiger, sagt Brandl.
Dass Österreich ein Sportland ist, zeigen die neu erhobenen Zahlen deutlich, wie im Vergleich mit Deutschland. Obwohl der nördliche Nachbar knapp zehn Mal so viele Einwohner hat, wird dort „nur“ sechs Mal so viel Geld im Sportfachhandel ausgegeben. Auch geht hierzulande Qualität vor Quantität. „Für einen Bergschuh werden schon mal 250 Euro bezahlt“, sagt der Experte. Auch Nachhaltigkeit ist den Kunden wichtig. Zum Beispiel, dass Schuhe wie von Lowa, aus der Slowakei oder aus München und nicht aus Fernost kommen. Dadurch fällt schon mal ein Großteil der Transportwege weg, so Brandl.
Wirtschaftsfaktor
Die Outdoor-Industrie hat in Österreich im Zeitraum zwischen September 2021 und August 2022 rund 622 Millionen Euro umgesetzt. Das ist in etwa ein Drittel des Umsatzes des gesamten heimischen Sportfachhandels.
Auf Bekleidung entfallen 47,6 Prozent des Umsatzes, auf Schuhe 37,9 und auf Zubehör 14,5 Prozent. Der größte Umsatzanteil entfällt auf lange Outdoor-Hosen (37,2 Millionen Euro) und isolierte Jacken (34,5 Millionen Euro).
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