Frauen und Finanzen: Warum sie bei Aktien eher vorsichtig sind

Zusammenfassung
- Frauen investieren seltener in risikoreiche Finanzprodukte als Männer, was zur Vergrößerung der Vermögenskluft zwischen den Geschlechtern beiträgt.
- Ein geringeres Einkommen und weniger Finanzwissen hindern Frauen daran, auf dem Kapitalmarkt aktiv zu werden und Chancen zu nutzen.
- Frauen sind häufiger in schlechter bezahlten Berufen tätig und leisten mehr unbezahlte Arbeit, was ihre finanzielle Situation und Investitionsmöglichkeiten einschränkt.
Wenn es um Geldanlage geht, stehen Frauen den Männern immer noch nach. Das bestätigt eine Studie der appinio Marktforschung, die Raiffeisen Capital Management anlässlich des heurigen Weltfrauentags am 8. März in Auftrag gegeben hat.
Diese ergab, dass fast 80 Prozent der Männer und Frauen in Österreich auf sichere Sparmöglichkeiten setzen und etwa in Sparkonten investieren. Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt es bei den risikoreicheren Anlageformen.
Während Frauen aus Angst vor finanziellen Verlusten häufig zögern, Risiken einzugehen, nehmen Männer zugunsten größerer Ertragschancen höhere Verlustwahrscheinlichkeiten in Kauf. So investieren etwa 45 Prozent der Männer in Aktien, bei den Frauen sind es nur 25 Prozent.
Vermögenskluft zwischen Geschlechtern vergrößert sich
„Mit diesem Verhalten nutzen Männer die Möglichkeiten der Kapitalmärkte und nehmen Chancen wahr, ihre Vermögens- und Altersvorsorge weiter zu verbessern. Frauen wählen hingegen – auch aufgrund geringerer finanzieller Möglichkeiten und Angst vor Verlusten – geringere Risiken, und lassen dabei Chancen liegen. Diese unterschiedliche Herangehensweise vergrößert die Vermögenskluft zwischen Männern und Frauen weiter“, so Dieter Aigner, Geschäftsführer von Raiffeisen Capital Management.
Und diese Kluft besteht schon aufgrund eines geringeren Einkommens. 18,3 Prozent betrug der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern in Österreich 2023. Die Gründe für den Gender Pay Gap (Geschlechter-Gehaltslücke) variieren: So arbeiten Frauen öfter in schlechter bezahlten Branchen und Berufen. Außerdem sind sie häufiger für geringere Arbeitszeiten angestellt und Teilzeitarbeit wird stündlich im Schnitt geringer entlohnt.
Auch durch geleistete unbezahlte Arbeit im Haushalt oder in der Pflege und Betreuung von Angehörigen, die Großteils von Frauen erledigt wird, entgehen diesen durchschnittlich 28.000 Euro pro Jahr, wie aus einer Analyse des gewerkschaftsnahen Momentum-Instituts hervorgeht. All diese Faktoren führen zu einer Investitionslücke, denn wer weniger hat, kann auch weniger anlegen.
„Frauen haben häufig weniger Geld zum Anlegen zur Verfügung und daher auch einen kleineren Spielraum in Hinblick auf mögliche Verluste. Darauf muss man eingehen“, sagt Chief Investment Officer bei Raiffeisen Capital Management Karin Kunrath.
Frauen haben oft geringeres Finanzwissen als Männer
Doch nicht nur ein geringeres Grundkapital hindert Frauen daran, in Kapitalmarktprodukte zu investieren. Auch ein zu geringes Finanzwissen kann verunsichern. Denn Frauen schätzen ihre Kenntnisse im Bereich Kapitalmarkt häufig deutlich schlechter ein als Männer. Bei Überprüfungen des konkreten Wissens schnitten weibliche Testteilnehmer tatsächlich überwiegend schlechter ab als männliche, jedoch meist nicht im Ausmaß der eigenen Selbsteinschätzung.
„Es geht für die Frauen darum, Wissenslücken zu schließen, um finanziell aufzuholen“, so Daniela Uhlik-Kliemstein, Leiterin digitale Medien & Vertriebsmanagement von Raiffeisen Capital Management. Das sei auch speziell in Hinblick auf die Altersvorsorge sehr wichtig, wo ein großer Nachholbedarf bestehe. Immerhin ist in Österreich jede fünfte Frau über 65 Jahren akut von Armut gefährdet.
Kommentare