Flughafen-Wien-Chef: "Wir können auch mit zwei Pisten weiter wachsen"
Am Dienstag Abend teilte der Flughafen Wien mit, vom Bau der dritten Piste Abstand zu nehmen. Im KURIER-Gespräch begründet Flughafen-Vorstand Günther Ofner diesen Schritt.
KURIER: Wie schwierig fällt es Ihnen, die 3. Piste, das Prestigeprojekt des Flughafens einzustellen? Sie haben immerhin 25 Jahre, unglaublich langwierige Verfahren und 90 Millionen Euro darauf verwendet…
Günther Ofner: Es ist Aufgabe des Vorstandes, nach Abwägung aller Argumente, faktenbasiert und im besten Interesse des Unternehmens zu entscheiden, Gefühle müssen da zurückstehen. Vieles hat sich in der überlangen Verfahrenszeit seit 2005 verändert, die Kosten sind massiv gestiegen. Unsere größten Airline-Kunden sind gegen das Projekt und lehnen eine Umlegung der Investitionskosten von 2 Milliarden Euro in höhere Tarife entschieden ab. Damit fehlt die Wirtschaftlichkeit. Das Plus von vier Prozent für unsere Aktie zeigt, auch die Anleger sehen die Entscheidung positiv.
Was war die Hauptmotivation das Projekt zu stoppen? Hat das mit dem schrittweisen Rückzug von Ryanair oder Wizz Air und den Klagen der großen Airlines über den „teuren“ Flughafen Wien zu tun?
Nein, es hängt nicht damit zusammen, wir senken ja auch ab 1.1.2026 die Tarife um 4,6 Prozent und werden damit wieder wettbewerbsfähiger. Allein die Baukosten sind seit 2019 um 30 Prozent gestiegen, und saßen 2005 nur 71 Passagiere in einem Flugzeug sind es heute 138. Die Passagierzahlen sind also deutlich stärker gestiegen als die Zahl der Flugbewegungen. Deshalb können wir auch im derzeitigen 2-Pisten-System mit Investitionen in die Terminals um rund 60 Prozent auf bis zu 52 Millionen Passagiere weiter wachsen, also wohl bis 2040 oder länger. Auch das seit 17 Monaten noch offene Rechtsmittelverfahren beim Verwaltungsgerichtshof ist unverständlich, sowohl die UVP-Verfahren als auch das AVG sind dringend reformbedürftig, denn derartig lange und komplizierte Verfahren schaden unserem Wirtschaftsstandort.
Reichen die zwei bestehenden Pisten wirklich auch für Spitzenzeiten, wenn künftig mit bis zu 52 Millionen Passagiere in Wien gerechnet wird?
Die 52 Millionen stellen aus heutiger Sicht die Maximalkapazität im 2-Pisten System dar, es ist aber auch zu hoffen, dass durch bessere Navigations-Technologie zukünftig eine weitere Steigerung möglich wird. Bei schlechtem Wetter kann es natürlich auch Einschränkungen geben. Zwei parallele Pisten wären da natürlich besser.
Sie ersparen sich eine Investition von zwei Milliarden Euro. Wo werden frei werdende Mittel investiert?
Wir werden in den kommenden Jahren weiter in den Ausbau des Standortes investieren, allein heuer und in den kommenden Jahren sind es rund 300 Millionen Euro pro Jahr , die in Wien und Malta verbaut werden. Aktuelles Hauptprojekt ist die Süderweiterung des Terminals 3, die 2027 in Betrieb gehen soll. Anschließend soll der Pier Nord verlängert werden, mit zusätzlichen Fluggastbrücken, und in der Folge die Terminalkapazität weiter wachsen. Anfang 2026 startet auch der Bau des Office Park 4 next.
Denken sie auch an weitere Beteiligungen über Malta und Kosice hinaus?
Aktuell nein.
Projektgegner bejubeln den Beitrag zum Klimaschutz und sprechen von einem „rückwärtsgewandten Wachstumsprojekt“. Was entgegnen Sie den Kritikern?
Wir werden, so wie der Flugverkehr weltweit, auch in Wien nach einem leichten Rückgang 2026 wieder weiter wachsen. Nur rund 20 Prozent der heute lebenden Menschen sind schon in einem Flugzeug gesessen, aber immer mehr werden das künftig tun, auch weil sich die Welt insgesamt sehr positiv entwickelt. Und von diesem Wachstum wird auch unser Flughafen profitieren. Den grünen Kritikern ist auch ins Stammbuch zu schreiben, dass sie Wasser predigen und Wein trinken, denn in Umfragen zeigt sich, dass Grün-Wähler am häufigsten mit dem Flugzeug verreisen. Unser Beitrag zum Klimaschutz ist der Co2-neutrale Flughafenbetrieb, und wir erzeugen die Hälfte unseres Stroms mit eigenen PV-Anlagen.
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