So seien Schweinefleisch und Därme um rund die Hälfte teurer geworden, andere Fleischsorten und Gewürze um rund 30 Prozent. Die Preise für Verpackungen, Transporte, Logistik und Versicherungen hätten sich ebenfalls im zweistelligen Prozentbereich erhöht. Bei Strom und Gas seien die Preise nach einer Versechsfachung zwar wieder rückläufig, aber noch weit vom ursprünglichen Niveau von 2021 entfernt. Und die jüngste Lohnerhöhung betrug 10 Prozent.
Ergo seien zwei Drittel der rund 20 heimischen Betriebe heuer in den roten Zahlen, so auch Wiesbauer. „Es ist das schlechteste Jahr in der 92-jährigen Firmengeschichte“, sagt Schmiedbauer. Die vergangenen zwei Jahre seien katastrophal gewesen. Bei einigen Betrieben sei nicht klar, ob es diese in den nächsten zwei Jahren noch geben werde. Eine Bereinigung wäre schade, weil die Vielfalt an Produkten darunter leiden würde.
Keine Angst
Aber Schmiedbauer stellt auch klar: „Es gibt gesunde Betriebe wie Wiesbauer. Wir brauchen keine Angst haben.“ Dennoch habe er die Pläne für eine Investition von 25 bis 30 Million Euro schwere Investition in neue Kapazitäten in der Zentrale in Wien Liesing gestoppt.
Neben der aktuellen Situation komme ein kommunales Problem hinzu. Laut Schmiedbauer würden die Aufschließungskosten für das Gelände knapp eine Million Euro ausmachen. „Wenn sich die Gemeinde nicht etwas einfallen lässt, vertreibt dich das fast ein bissl von dem Standort.“ Gespräche mit der Stadtregierung hätten noch nichts gebracht.
Mehr Umsatz um jeden Preis sei ohnehin nicht seine Sache. „Guten Geschmack an die Leute zu bringen, ist meine oberste Philosophie.“ Und das werde geschätzt. So koste ein halbes Kilo Bergsteiger-Wurst bereits 10 Euro und trotzdem gebe es keinen Absatzrückgang. Dennoch verdiene Wiesbauer unterm Strich kein Geld. Denn derartige Preissteigerungen beim Hauptkostenelement, dem Schweinefleisch, habe es noch nie gegeben (siehe Grafik). Der Grund: Viele Bauern hätten aufgehört und Futtermittel sei extrem teuer geworden. Und Schwein mache bei Wiesbauer rund zwei Drittel des zugekauften Fleischs (neben Rind, Huhn und Pute) aus.
Schon im Februar des Vorjahres habe Wiesbauer versucht, im Handel höhere Preise durchzusetzen. Geklappt habe es erst im September. Und das auch nur zum Teil. Nötig wäre eine weitere Preiserhöhung von vier bis fünf Prozent, damit ein kleiner Gewinn von ein bis zwei Prozent herausschaue. Er will weiterhin versuchen, die Händler von der Notwendigkeit zu überzeugen. „Wir sind ja Partner.“
Eigenmarken
Wiesbauer produziert auch für die Eigenmarken der Ketten. „Es senkt unsere Fixkosten.“ Wobei der Firmenchef drauf achte, dass es trotz günstigerer Produktionsweise keinen geschmacklichen Unterschied gibt. „Wir machen bei allen Produkten laufend interne Verkostungen, ob sie mit der Konkurrenz noch mithalten.“
Vegane Produkte hingegen dienen aus seiner Sicht mehr der Imagepflege. „Es wird viel weggeschmissen.“ Wiesbauer habe sich auch an veganen Produkten probiert, aber „wir haben es nicht geschafft, besseres zu bieten, als schon jetzt im Regal zu finden ist“. Daher habe man es vorläufig gelassen. Und man müsse bedenken, dass es nur rund sieben Prozent Veganer und Vegetarier im Land gebe.
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