„Likes statt Lizenz“: So gefährlich sind die "Finfluencer"

Finfluencer werben sehr gerne für riskante Kryptos
Der Kapitalmarkt wird immer jünger – und junge Menschen scheinen anfällig für Social-Media-Fallen. FMA und WU setzen auf Stärkung der Finanzbildung.

„Ich war 16 und wollte wissen, wie ich bis 18 zu Geld kommen kann“, erzählt Dilyara, Schülerin an der Bundeshandelsakademie Wien 10. Der für sie logische Zugang: Instagram und TikTok.

„Ich chattete lange mit einem Mädchen aus Deutschland, wir haben vielleicht ein halbes Jahr lang kommuniziert. Dann wollte sie, dass ich ihr die Bankdaten meiner Mutter schicke. Da war ich dann schnell raus“, schildert sie ihre Erfahrungen mit einer mutmaßlichen Betrügerin aus den Weiten des Internets.

Studien zeigen, der Kapitalmarkt wird immer jünger: 25 Prozent aller Anleger in Aktien, Kryptos & Co in Österreich sind mittlerweile unter 30. Und 80 Prozent dieser unter 30-Jährigen investieren online und ohne vorherige Beratung. 

Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat sich deshalb in Kooperation mit der WU Wien zur Aufgabe gemacht, die Finanzbildung in Österreich zu verbessern. Es gilt, „Fake Tipps“ von seriösen Angeboten zu unterschieden. Finanzbildung stehe auch für „Freiheit und Unabhängigkeit“, wie FMA-Expertin Fiona Springer erklärt.

Gesundes Misstrauen

FMA-Chef Helmut Ettl und Bettina Fuhrmann vom WU-Kompentenzzentrum für Finanzbildung luden dazu am Dienstag Schüler und Schülerinnen der BHAK Wien 10 sowie der Vienna Business School Floridsdorf zum 2. Finanzbildungsfrühstück. Die zentrale Erkenntnis, die sich durch die Vorträge zog: Gesundes Misstrauen ist entscheidend, die in sozialen Medien gemachten finanziellen Versprechen sind oft genug „zu gut, um wahr zu sein“.

Die Verlockung des schnellen Geldes lässt immer öfter sehr junge Menschen auf vermeintlich seriöse „Finfluencer“ herein fallen. Influencer also, die z. B. auf Tiktok mehr oder weniger seriöse Finanztipps gerne mit Lifestyle-Themen vermischen. Und oftmals weder Ausbildung noch Beratungslizenz vorweisen können – wenn auch Hundertausende Followers.

Der Finanz-Bro aus Dubai

Nicht selten folgt die zunächst harmlose Einladung zu einer persönlichen Chatgruppe. Das kann zu einer Falle für Daten- oder Identitätsverlust werden, sagen Experten. Oder es werden bloß Sprüche in Videos für einen Gewinn von „10.000 Euro in einer Woche“ geklopft: „Jeder kann es schaffen, du brauchst nur die richtige Einstellung.“ Oder: „Willst du eine Woche auf Ibiza chillen?“ Nur zwei Beispiele von vielen, die zeigen, mit welchen Aussagen die neuen „Finanz-Bros“ ihre potenzielle Kundschaft zu locken versuchen.

Die Schüler und Schülerinnen erarbeiteten in diesem Kontext Broschüren und Videos, wie man unseriösen Finfluencern auf die Schliche kommt. Dabei geht es zum Beispiel um deren Ausbildung oder die Frage: Was hat eigentlich der Finfluencer davon? Womit verdient er das Geld? Nur mit Provisionen? Sind die in Videos zur Schau gestellten schnellen Autos und teuren Uhren vielleicht nur Maskerade?

Auch heuer wieder geht der bei der FMA aufgeflogenen Schaden in die Millionen – meist über Fake-Trading-Plattformen für Krypto-Assets. Springer: „Zum Einstieg sind es oft kleine Beträge. Und dann hängt man schnell an der Angel.“

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