Familiengründung: "Finanzielle Konsequenzen im Vorfeld besprechen"

Eines ist fix: Es kann nicht früh genug losgehen mit der finanziellen Vorsorge – sei es sparen oder investieren. Vor allem Frauen würden dieses Thema häufig vernachlässigen, sagt Marietta Babos, Gründerin der unabhängigen Finanzberatungsplattform „Damensache“. Durch etwa Tod oder Trennung plötzlich finanziell alleine dazustehen „ist eine Situation, die alle treffen kann“, ist die Damensache-Gründerin überzeugt. Gerade Frauen würden zwar häufig etwa die Vorsorge der Kinder managen, aber die eigenen Finanzen vernachlässigen.
Allgemeingültige Ratschläge, wie investiert und gespart werden soll, gibt es nicht, sagt Babos. „Idealerweise lebt man von 90 Prozent, also mit einer Sparrate von 10 Prozent. In den goldenen Jahren gehen vielleicht 20 Prozent.“ Mit den goldenen Jahren meint sie vor allem die Zeit vor der Familiengründung. Es sind meist Frauen, die oft finanzielle Einbußen durch Kinderbetreuungszeiten hinnehmen würden.
Eigenverantwortung
„Hier appelliere ich auch an die Eigenverantwortung“, sagt Babos, denn: „Es ist wichtig, die finanziellen Konsequenzen im Vorfeld zu besprechen.“ Abgesehen davon würde der Jobmarktwert durch lange Karenzzeit und Teilzeit sinken. „Drittens zahlt man viel weniger in die staatliche Pension ein.“ Dann kämen noch Faktoren wie eine höhere Lebenserwartung der Frauen hinzu. „Auf die Witwenpension würde ich nicht bauen.“ Lösungen könnten sein, dass der Partner bei einer Karenz die Pensionsversicherung der Partnerin weiterbezahlt oder Ausgaben anteilig der Einnahmen geteilt werden. Dabei solle die finanzielle Unabhängigkeit der Frauen im Vordergrund stehen – positiv motiviert, nicht aus Angst heraus.
Großes Interesse am Sparen
Was in Zeiten steigender Inflation zu sehen sei: Dass die Menschen wieder großes Interesse am Sparen haben. Das sieht Hans-Christian Vallant, Geschäftsführer der Raiffeisen Bausparkasse, seit Jahresbeginn. „Wir haben, wie alle Bausparkassen, jedes Jahr an Sparkunden verloren. In den ersten beiden Quartalen sehen wir heuer erstmals wieder eine echte Trendumkehr.“ Im Steigen sei auch die durchschnittliche Bausparsumme sowie das Interesse an Bauspardarlehen. Gründe: steigende Zinsen, Inflation, die Ankündigung der EZB, dass weitere Zinsschritte – möglicherweise werden sie am 8. September verkündet – folgen werden.
Vallant wünscht sich ein Umdenken der Regierung bei der staatlichen Förderung des Bausparens. Aktuell liegt die staatliche Prämie bei 1,5 Prozent, der Höchstsatz sind vier Prozent. Er wünsche sich „zeitgemäßeren“ Umgang – denn das sei ein sinnvolles Steuerungselement. Babos plädiert für Tempo bei der Abschaffung der Kapitalertragsteuer auf Wertpapiere.
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