Und daraus kann man allerhand ablesen. „Natürlich haben wir auch Olivenöle, die wir aus bekannten Lebensmittelketten gekauft haben, getestet“, erklärt der Wissenschaftler. Dabei habe man aber festgestellt, dass der heimische Lebensmittelhandel eine sehr gute Qualität biete: „Wenn man bei österreichischen Lebensmittelketten einkauft, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass man gefälschtes, gestrecktes oder verunreinigtes Olivenöl bekommt.“ Das liege vor allem daran, dass die großen Ketten ohnehin selbstständig strenge Kontrollen durchführen würden, bevor sie überhaupt Olivenöl von einem bestimmten Händler importieren würden. Vielmehr sei bei Produkten, die im Internet angeboten würden, Vorsicht geboten.
Krebserregende Stoffe
Bei diesen Vorkontrollen wären das Hauptproblem neben Verunreinigungen und Mischungen auch spezielle Kontaminationen mit sogenannten aromatischen Kohlenwasserstoffen (Mineralölanteile), die in hohen Dosen sogar krebserregend sein können. Solche chemischen Verbindungen kommen freilich unabsichtlich in das Öl: „Diese Verunreinigungen stammen beispielsweise von den geölten Förderbändern in alten Produktionsanalgen, über die die Oliven laufen“, umreißt der Experte das Problem. Die verunreinigten Olivenöle würden aber rechtzeitig durch die Eigenkontrollen der Lebensmittelketten bzw bei behördlichen Kontrollen entdeckt, noch bevor sie ins Regal kommen. Dass Öle gestreckt werden, haben Günther Bonn und sein Institut bisher erst einmal gesehen: „Das ist aber auch wirklich kriminell und gerade deshalb sind die Kontrollen auch so wichtig“, so Bonn.
Verschiedene Güteklassen
Achten sollten Konsumenten beim Kauf jedenfalls auf die geschützten Güteklassen.
- Die höchste Qualitätsklasse beim Olivenöl ist „Natives Olivenöl extra“: Das ist ein kalt gepresstes Öl und darf nicht etwa durch Lösungsmittelextraktion gewonnen werden darf.
- „Natives Olivenöl“: Ist fast so hochwertig wie jenes mit dem Zusatz „extra“. „Natives Olivenöl hat allenfalls eine etwas geringere Fruchtigkeit oder minimale Geschmacksfehler“, erklärt man beim ADSI.
- „Olivenöl“ Bei dieser Bezeichnung handelt es sich nur um einen Verschnitt aus raffiniertem und nativem Olivenöl.
- „Oliventresteröl“: Dieses wird aus Pressrückständen und den Kernen gewonnen
- Mischungen derselben Qualitätsklasse, auch aus verschiedenen Ländern, sind erlaubt. So kann „natives Olivenöl Extra“ als Ursprungsbezeichnung auch die Angabe „Mischung von Olivenölen aus der Europäischen Union“ haben.
Amtliche Kontrollen
Die für die Lebensmittelsicherheit zuständige Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) führt jährlich zahlreiche Kontrollen in Lebensmittelbetrieben im ganzen Land durch. Auch beim Olivenöl werden von der AGES amtliche Kontrollen durchgeführt und Proben genommen. Ergebnis:
- In der höchsten Güteklasse wurden von den bisher in diesem Jahr genommenen 61 Proben 23 beanstandet.
- Die meisten davon (11) wegen der Nicht-Einhaltung der EU-Vermarktungsnormen für Olivenöl: Dabei gibt es zahlreiche Parameter, die von der EU vorgeschrieben werden und eingehalten werden müssen.
- Weiters gab es bei zehn Proben in dieser Kategorie formale Kennzeichnungsfehler, die aber nicht mit „Verfälschung oder Irreführung“ zu tun hätten.
- In einer Probe gab es einen Hinweis auf Pestizidrückstände.
- Im vergangenen Jahr waren die Zahlen ähnlich.
„Für natives Olivenöl extra gelten die strengsten Grenzwerte. Bezüglich der sensorischen Eigenschaften ist festgelegt, dass natives Olivenöl extra fehlerfrei sein muss und ein gewisses Mindestmaß an Fruchtigkeit aufweisen muss. Weiters existieren Grenzwerte für den Säuregehalt, die Peroxidzahl, die Transfettsäuren und vieles mehr. Sobald ein Grenzwert nicht eingehalten ist, darf das Öl nicht mehr als natives Olivenöl extra in Verkehr gebracht werden“, heißt es seitens der AGES gegenüber dem KURIER.
Auf den Preis achten
Neben den Güteklassen, auf die man sich zumindest in bekannten Geschäften in den allermeisten Fällen verlassen kann, ist aber auch der Preis durchaus ein Indikator. „Da es in Österreich keine Olivenölhersteller gibt, können wir nicht – wie bei Honig – empfehlen, sich an den österreichischen Hersteller seines Vertrauens zu wenden. Generell sollte man bei einem sehr billigen nativen Olivenöl extra nicht die höchste Qualität erwarten“, schreiben die Lebensmittelexperten der AGES auf Anfrage. Weitere Empfehlung: Im Fachhandel werde oft Beratung angeboten. Dort sei es auch oft möglich, verschiedene Sorten zu verkosten. Somit können Konsumenten auch nach ihrer eigenen Sensorik vorgehen und ihre Kaufentscheidung besser treffen.
Kommentare