EZB legt Zinspause ein, Leitzins bleibt konstant bei 2,0 Prozent

Erwartungsgemäß haben die Währungshüter in Frankfurt die Leitzinsen am Donnerstag nicht verändert. Der für Banker und Sparer richtungsweisende Einlagesatz, zu dem Banken überschüssiges Geld über Nacht bei der EZB parken können, bleibt damit bei 2,0 Prozent. Der Zins (Hauptrefinanzierungssatz), zu dem sich Banken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können, bleibt mit 2,15 Prozent ebenfalls unverändert.
Der Grund für das Drücken der Pausentaste ist relativ simpel: In der EZB wollen die Verantwortlichen rund um Präsidentin Christine Lagarde erst einmal abwarten wie es mit den US-Zöllen weiter geht und wie sich Konjunktur bzw. Inflation im weiteren Jahresverlauf entwickeln. Dazu sollen die neuen Prognosen analysiert werden, die im September kommen.
Alfred Kober, Chief Investment Officer und Vorstand der Security KAG, sagte im KURIER-Gespräch: "Ich erwarte im September einen weiteren Zinsschritt auf 1,75 Prozent. Denn das Wirtschaftswachstum bleibt relativ schwach und die Inflation sollte im Euroraum weiter sinken. Das schafft Spielraum für eine weitere Senkung." Laut Kober wirken die erwarteten US-Zölle eher inflationstreibend, der aktuell starke Euro wirke hingegen eher inflationsdämpfend, weil Importe billiger werden. Daher sei es richtig, jetzt einmal die weitere Entwicklung abzuwarten.

Robert Holzmann
In der EZB gibt es aktuell größere personelle Veränderungen im Rat der Chefs der nationalen Notenbanken. Aus heimischer Sicht betrifft das vor allem Gouverneur Robert Holzmann, der am Donnerstag bei seiner letzten Zinssitzung war. Im September wird Ex-Wirtschaftsminister Martin Kocher seinen Platz im EZB-Rat einnehmen.
In EZB-Beobachterkreisen wird spekuliert, ob sich der Kurs der Zentralbank ändern wird, wenn „Falken“ wie Holzmann ausscheiden und durch Pragmatiker wie Kocher ersetzt werden. Als Falke gelten im Fachjargon jene Notenbanker, die stets für eine besonders restriktive Geldpolitik eintreten. So war es Holzmann, der im Juni 2024 als Einziger gegen die erste Zinssenkung nach dem Abebben des Inflationsschocks gestimmt hat.
Dem KURIER übermittelte Holzmann ein Statement zu seiner Zeit in der EZB. Er blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. Holzmann: "Für mich persönlich stellte es eine faszinierende Erfahrung dar, sechs Jahre lang bei den geldpolitischen Entscheidungen des Euroraums mitgewirkt zu haben. Die Herausforderungen gestalteten sich hierbei durchaus groß und vielfältig: Pandemie, Angriffskrieg, ein plötzliches Ansteigen der Inflation in den zweistelligen Bereich. Letztlich ist es uns jedoch durch geldpolitisch konsequentes Handeln gelungen die Inflation im Euroraum wieder in kurzer Zeit auf den Zielwert von zwei Prozent zurückzuführen.“
Zur Zinsentscheidung sagt der scheidende OeNB-Gouverneur: „Die heutige Entscheidung für eine Zinspause im Sinne der Beibehaltung des gegenwärtigen Leitzinses wird von mir nachdrücklich begrüßt. Ich bin überzeugt, dass angesichts der gegenwärtigen globalen Lage weiterhin eine Politik der ruhigen Hand im Vordergrund stehen wird.“
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