Mit ruhiger Hand: EZB dürfte Leitzins bei 2,0 Prozent belassen

EZB-Präsidentin Christine Lagarde
Die Spitzen der EZB sind in einer komfortablen Lage, sie müssen derzeit nichts tun.
Nach etlichen Zinsreduktionen seit ihrer Zinswende im Juni 2024 ist die Inflation im Euroraum bei jenen 2,0 Prozent angekommen, die die Frankfurter Währungshüter als Ziel ausgerufen haben. Und auch der Leitzins liegt mittlerweile bei 2,0 Prozent (siehe Grafik). Dieses Niveau ist hoch genug, um die Inflation nicht neuerlich anzufachen und gleichzeitig niedrig genug, um die ohnehin flaue Konjunktur nicht vollends abzuwürgen.
Insofern gehen die allermeisten Experten davon aus, dass die EZB unter ihrer Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag die Füße still halten und den Leitzins unverändert bei 2,0 Prozent belassen wird. Der deutsche Bundesbankpräsident Joachim Nagel tritt offen für eine „Politik der ruhigen Hand“ ein.
Zwei Fragen treiben die Zentralbanker dennoch um und werden wohl erst auf der Zinssitzung im September beantwortet werden: Welchen Einfluss auf Konjunktur, Inflation und letztlich Zinsen werden die US-Zölle haben? Hier sollte dank intensiver Verhandlungen mit Washington spätestens kommende Woche Klarheit herrschen. Was bedeutet aber auch die gleichzeitige kräftige Euro-Aufwertung seit Jahresbeginn für Europas Exporte, Importe und damit wiederum für die Inflation und letztlich Zinsen? Es steht zu befürchten, dass die Kombination aus saftigen US-Zöllen und einem (zu) starken Euro zu einer erneuten Rezession in Exportnationen wie Deutschland oder Österreich führen könnte.
All das trifft die EZB in einer Phase größerer personeller Veränderungen im Rat der Chefs der nationalen Notenbanken. Aus heimischer Sicht betrifft das vor allem Gouverneur Robert Holzmann, der zu seiner letzten Zinssitzung nach Frankfurt reist. Bereits im September wird Ex-Wirtschaftsminister Martin Kocher seinen Platz einnehmen.
Abschied des Falken
In EZB-Beobachterkreisen wird spekuliert, ob sich der Kurs der Zentralbank ändern wird, wenn „Falken“ wie Holzmann ausscheiden und durch Pragmatiker wie Kocher ersetzt werden. Als Falke gelten im Fachjargon jene Notenbanker, die stets für eine besonders restriktive Geldpolitik eintreten. So war es Holzmann, der im Juni 2024 als Einziger gegen die erste Zinssenkung nach dem Abebben des Inflationsschocks gestimmt hat.
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