Euro-Inflation unter Kontrolle: OeNB-Chef Kocher sieht "komfortable" Lage für EZB

Nationalbank-Chef Martin Kocher
Das Inflationsziel von rund zwei Prozent gilt als erreicht. Die EZB dürfte noch länger die Füße still, also die Leitzinsen konstant halten.

Europa hat nach wie vor ein veritables Wachstumsproblem, wenn auch in vielen Bereichen eine „leicht bessere Tendenz“ zu sehen sei. Aber vor allem ist das Inflationsgespenst im Durchschnitt der Euroländer mit 2,1 Prozent gebannt. 

Für die Europäische Zentralbank (EZB) sei das eine „komfortable Situation“, wie Nationalbank-Gouverneur Martin Kocher am Montag vor Journalisten erklärte. Soll heißen: Wenn die neuen Prognosen im Dezember kein völlig neues Bild für 2026 zeigen, wird die EZB wohl für längere Zeit die Füße still halten und die Leitzinsen im Euroraum nicht weiter absenken.

Für Österreich ist das freilich eine weniger komfortable Situation. Denn das Wachstum ist hierzulande noch niedriger als im Euroraum, was eigentlich für eine Zinssenkung sprechen würde, um die Konjunktur anzukurbeln. Aber die Inflation ist in Österreich mit 4,0 Prozent wiederum doppelt so hoch wie in der Eurozone, was wiederum für eine Zinsanhebung sprechen würde. 

Strukturelle Probleme

Die Geldpolitik der Zentralbank könne die strukturellen Probleme der europäischen Wirtschaft ohnehin nicht lösen, sagt Kocher sinngemäß. Dazu bräuchte es schon Fortschritte etwa bei der Kapitalmarkt- oder Bankenunion oder Fortschritte im Kampf gegen so machen Abhängigkeiten Europas ... 

Hier will die EZB mit dem digitalen Euro ab 2029 gegen Visa und Mastercard punkten. Kocher und der in der OeNB für den digitalen Euro zuständige Direktor Josef Meichenitsch beteuerten einmal mehr, dass das Bargeld durch den digitalen Euro nur ergänzt, aber nicht abgeschafft werde. Kocher: „Der digitale Euro ist Bargeld für den Online-Handel.“

Außerdem soll der digitale Euro Europa im digitalen Zahlungsverkehr unabhängig von den USA machen. "Europa muss lernen, dass Abhängigkeiten teuer und schmerzhaft sein können", betonte Meichenitsch. "Wir als OeNB stellen die Versorgungssicherheit und die Wahlmöglichkeit sicher."

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