Erste-Chef Cernko: "Die Muckis der Unternehmen sind gewachsen"
Während die Industriellenvereinigung und Teile der Wirtschaftskammer ein düsteres Bild der heimischen Wirtschaft für die kommenden Monate zeichnen, stellt das Management der Erste Group die Lage durchaus besser dar. Ja, Österreich sei maßgelich von der Entwicklung Deutschlands abhängig, das in eine kurzfristige Rezession gerutscht ist, sagte Bankchef Willi Cernko bei der Präsentation der Halbjahreszahlen seines Instituts. Allerdings sei das gute Wachstum im Vorjahr in Zentral- und Osteuropa „eine starke Ausgangsbasis“ und im nächsten Jahr werde der Raum wieder zurück auf dem Wachstumspfad sein. Zudem gebe es Verbesserungen bei den Budgetdefizits und den Staatsverschuldungen und die Inflationsdynamik lasse nach (siehe auch Bericht rechts). Die Arbeitslosenraten würden stabil auf niedrigem Niveau bleiben.
„Wir haben eine starke Wirtschaft und eine ausgezeichnete Auftragssituation in der gesamten Region“, ergänzte Risikovorständin Alexandra Habeler-Drabek. Bei den Krediten gebe es daher so gut wie keine Ausfälle. „Die Unternehmensinsolvenzen sind auf dem Niveau von 2019 und das war extrem niedrig.“
Heimische Unternehmen zeigen ihre Muskeln
Die Resilienz der Unternehmen habe deutlich zugenommen“, so Cernko. Die Eigenkapitalausstattung habe um drei Prozent zugelegt. „Die Muckis sind gewachsen.“ Zwar sei dies auch auf die Covidhilfen zurückzuführen, aber mit Kritik daran sei er vorsichtig. „Es ging um schnelle Hilfe.“
Diese relativ gute Wirtschaftslage spiegelt sich auch in den Zahlen der Erste Group wieder. Der Nettogewinn stieg um knapp ein Drittel auf 1,5 Milliarden Euro. Die Dividende soll von 1,90 auf 2,70 Euro je Aktie angehoben werden.
Geholfen haben dem Institut neben dem guten Umfeld und dem verbesserten Handelsergebnis aus Wertpapiergeschäften auch die steigenden Zinsen (Zinsüberschuss plus 25 Prozent). Nun sollen auch die Sparkunden mehr vom Kuchen abbekommen. Wie Cernko mitteilte, hebt die Erste Bank die Sparzinsen mit sofortiger Wirkung an . Für 6 Monate Bindung auf 2 Prozent, für ein Jahr auf 2,50 Prozent und für 2 Jahre auf 2,75 Prozent.
Bei den Krediten wiederum seien 90 Prozent der Erste-Kunden nicht von den Zinsanhebungen betroffen, da sie fix verzinste Darlehen abgeschlossen haben. Beim Neugeschäft führten die steigenden Zinsen zu einem Einbruch von 60 Prozent. Der Bankchef hofft aber, dass nun der Boden gefunden wurde. In Österreich will er sich weiter dafür einsetzen, dass die verschärften Kreditvergaberegeln wieder wegfallen. „Wir betreiben ein transparentes Geschäft und wollen jungen Menschen eine Chance für eine eigene Immobilie geben.“
Nicht aufgeben will Cernko auch was Anreize für grüne Investments betrifft. Konkret fordert er eine KESt-Befreiung für Wertzuwächse. Das wäre ganz einfach umsetzbar und wichtig für die Transformation der Wirtschaft."
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