Entscheidung über Insolvenzantrag von Adler Mode zieht sich hin

Entscheidung über Insolvenzantrag von Adler Mode zieht sich hin
Die Österrreich-Tochter setzte 2019 rund 67,3 Millionen Euro um.

Die Entscheidung über den Insolvenzantrag des Textilhändlers Adler Modemärkte kann noch einige Tage auf sich warten lassen. Das Amtsgericht Aschaffenburg habe ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die Voraussetzungen für den Antrag prüfen soll, sagte eine Gerichtssprecherin am Dienstag. Gutachter sei der Mannheimer Anwalt Tobias Wahl, ein Experte für Unternehmensrestrukturierungen.

Erst danach werde entschieden, ob sich Adler wie beantragt in Eigenverwaltung - also ohne einen Insolvenzverwalter - sanieren darf. Das Unternehmen aus Haibach bei Aschaffenburg hatte am Montag angesichts geschlossener Läden in der Coronakrise Insolvenz wegen Überschuldung angemeldet.

Die Auslandstöchter sind von der Insolvenz derzeit nicht direkt betroffen. Adler ist auch in Österreich mit 24 Filialen vertreten und beschäftigt rund 300 Mitarbeiter. Das Unternehmen plant, die Geschäfte hierzulande nach dem Lockdown wieder zu öffnen.

Die angeordnete Schließung fast aller 171 Geschäfte habe zu einem neuerlichen Umsatzeinbruch und einer "Liquiditätslücke" geführt, hatte Adler erklärt. Es sei nicht gelungen, frisches Geld von Investoren oder Staatshilfen zu bekommen. Überschuldung liegt vor, wenn ein Unternehmen in absehbarer Zeit seine finanziellen Verpflichtungen nicht mehr erfüllen kann.

Offenbar hatte Adler angesichts der prekären Lage keine positive Fortführungsprognose von einem externen Experten mehr bekommen. Mit dieser Bestätigung einer guten Sanierungschance ließe sich eine Insolvenz wegen Überschuldung aushebeln.

Adler hatte im Frühjahr einen Hilfskredit über 69 Millionen Euro erhalten, der mit einer Staatsbürgschaft abgesichert war. Bis Ende Oktober hatte das Unternehmen mit 3.350 Mitarbeitern nur einen Teil davon gezogen. Der Umsatz brach in den ersten neun Monaten - also schon von dem zweiten "Lockdown" in Deutschland - um ein Drittel ein, der Verlust summierte sich auf 63 Millionen Euro.

Gewinne in Österreich

Indes setzte die Österreich-Tochter Adler Modemärkte GmbH im Geschäftsjahr 2019 mit 293 Mitarbeitern rund 67,293 Millionen Euro um. Das Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) betrug 1,683 Millionen Euro, der Bilanzgewinn betrug - aufgrund der Gewinne aus den Vorjahren - sogar 21,677 Millionen Euro. Das Eigenkapital wird mit 28,02 Millionen Euro beziffert, die Verbindlichkeiten betrugen lediglich 4,82 Millionen Euro.

Kommentare